Stern der Leidenschaft
auch nur einen Gedanken daran verschwendete. »Okay, Schluss mit dem Herumgealbere!«, sagte sie streng. Sie versuchte gar nicht erst, ihren Ärger zu verbergen. »Sollen wir uns wieder unserer eigentlichen Aufgabe zuwenden, oder fahren wir jetzt gleich in die Flitterwochen?«
Wortlos nahm Dalden sie an der Hand und begann, sie in Richtung Ausgangstür zu zerren. Brittany hörte Marthas ziemlich angespannt klingende Stimme nur aus der Ferne. Immerhin lagen nun beinahe zwei Meter ausgestreckte Arme zwischen ihnen. »Bleib jetzt sofort stehen, großer Krieger! Es war nur ein Spaß! Sie meint das nicht ernst. Du wirst jetzt nicht einfach losziehen und dich ins Vergnügen stürzen, nur weil du es dir in den Kopf gesetzt hast. Jorran kann jeden Moment hier hereinspazieren.« Dalden hielt an. Er machte ein schrecklich bekümmertes Gesicht. Ein tiefer Blick in Brittanys Augen erhellte seine Miene allerdings sofort wieder. Die Art, wie er sie ansah, sagte Brittany, dass er lichterloh in Flammen stand. Sie hielt den Atem an. Die Leidenschaft in Daldens Blick ließ ihr das Herz bis zum Hals schlagen. Er schien ihre Erregung zu spüren, denn schon stand er dicht vor ihr, nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände und küsste sie – mitten in der Eingangshalle des Rathauses.
Brittany vergaß Raum und Zeit. Sie schwebte auf einer Wolke und ließ sich von ihr tragen. Es war ihr völlig gleichgültig, wohin die Reise ging. Diesmal wurde sie nicht durch eine von Marthas spöttischen Bemerkungen auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt, sondern durch eine Stimme, die sie nie mehr in ihrem Leben hatte hören wollen. »Liebesgeflüster in aller Öffentlichkeit, Britt?« Brittany konnte sich nichts Ernüchternderes vorstellen. Vor ihr stand Thomas Johnson, ihr Exfreund – der Mann, von dem sie geglaubt hatte, er sei der Richtige für sie. Der Mann, mit dem sie beinahe ins Bett gegangen wäre, denn eine Zeit lang war sie überzeugt gewesen, zwischen ihnen bestünden wirklich tiefe, tragfähige Gefühle.
Sie waren nicht gerade in Freundschaft auseinander gegangen. Mit Schaudern dachte Brittany an den Abend zurück, an dem sie ihm mit den Worten, er möge draußen tot umfallen, die Tür gewiesen hatte. Seaview war eine kleine Stadt, und Brittany hatte damit gerechnet, dass sie einander irgendwann wieder über den Weg laufen würden. Aber bis jetzt war es ihr gelungen, einem solchen Zusammentreffen aus dem Weg zu gehen.
»Noch am Leben, Tom?«, zischte sie in der Hoffnung, dass er ihre Feindseligkeit zum Anlass nehmen würde, sofort wieder zu verschwinden. »Schade eigentlich.« »Seit wann so gehässig?«
Brittany lächelte verkniffen. »Erst seit du hier bist.« Tom ließ ein kurzes, künstlich klingendes Lachen hören. Beiden war nur allzu bewusst, dass es sich bei diesem verbalen Schlagabtausch nicht um ein freundschaftliches Geplänkel handelte. Die Luft zwischen ihnen war spannungsgeladen wie kurz vor einem verheerenden Gewittersturm. Drei Monate lang hatte Brittany geglaubt, diesen Menschen zu lieben, sich Hoffnungen gemacht und schließlich sogar von einer gemeinsamen Zukunft geträumt. Nur um dann von ihm zu hören, sie sei ihm zu groß. Und das, wo er sie um einen halben Kopf überragte! Doch er war scheinbar erst zufrieden, wenn er sich wie ein Gigant fühlen konnte. Neben Thomas in seinem hervorragend geschnittenen, dunklen Nadelstreifenanzug kam Brittany sich in T-Shirt, Jeans und Turnschuhen plötzlich beinahe schäbig vor. Genau genommen hatte sie sich in seiner Gegenwart immer etwas unzureichend gefühlt. Die blauen Augen, das leicht gewellte schwarze Haar, sein extrem gutes Aussehen – dieses Bild von Thomas hatte Brittany in sich getragen, bis ihr Dalden begegnet war.
»Ich habe schon ein paar Mal versucht, dich anzurufen«, erklärte Tom. Er erwartete wohl tatsächlich, dass sie ihm das glaubte. Dabei wusste er genau, wie selten sie zu Hause war und wann er sie dort erreichen konnte, wenn er es wirklich wollte. Brittany fand es müßig, ihm das zu sagen. Stattdessen fragte sie: »Aber warum denn nur? Habe ich dir nicht deutlich genug zu verstehen gegeben, dass ich dich nie wieder sehen will?« »Nun, ich glaube, es gab da ein Missverständnis zwischen uns. Ich hätte dir die Bemerkung, die ich über deine Größe gemacht habe, gern erklärt.« »Ach ja, wirklich? Du meinst also, ich bin gar nicht zu groß für dich?«
»Na ja, für eine dauerhafte Bindung eigentlich schon. Aber für …«
»Verschwinde!«, fauchte
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