Stern der Leidenschaft
Brittany. Genau wie an jenem denkwürdigen Abend kochten Enttäuschung, Ärger und Verlegenheit wieder in ihr hoch. »Man sollte dir das Wort SCHUFT auf die Stirn tätowieren, damit die Welt vor dir gewarnt ist.« »Britt …«
»Meine Frau hat Sie gebeten, sich aus ihrer Gegenwart zu entfernen. Ich empfehle Ihnen, das nun schleunigst zu tun, sonst werde ich Ihnen dabei behilflich sein.« Thomas musterte Dalden einen Augenblick lang abschätzig. Bisher hatte er ihn nur eines kurzen Blickes gewürdigt und als einen einfältigen und unterbelichteten Sportler abgetan: viel Masse, wenig Hirn. Und selbst jetzt erschien Dalden, wie er so hinter Brittany stand und seine Hände auf ihre Schultern legte, ihm nicht besonders bedrohlich. Trotz seiner eindeutigen Worte blickte Brittanys Begleiter ihn ganz ruhig an. Das verleitete Thomas dazu, sich in gespielter Vertraulichkeit zu Brittany zu beugen und sich zu erkundigen: »Wo hast du denn diesen Neandertaler aufgelesen?« »Du hast ein unverschämtes Glück, dass er dieses Wort wahrscheinlich nicht versteht«, verkündete Brittany. »Er ist noch nicht lange hier und hat noch ein paar kleine Probleme mit unserer Sprache. Aber ich könnte ihm ja erklären, was du gerade gesagt hast. Wie er wohl auf eine solche Beleidigung von einem Wurm wie dir reagieren wird?«
Nun endlich dämmerte Tom, dass sein körperliches Wohlbefinden ernsthaft gefährdet war. Aber schon kurz darauf fing er sich wieder. Sie befanden sich in einem öffentlichen Gebäude, in dem sich stets auch einige Polizisten und Sicherheitskräfte aufhielten. Sicher würde Brittanys Verehrer an einem solchen Ort nicht tätlich werden.
Auch Brittany ging von dieser Annahme aus. Sie hatte nur gehofft, Tom würde sich beeindrucken lassen und sie endlich in Ruhe lassen. Umso überraschter war Brittany, als Dalden sie plötzlich zur Seite und dann hinter sich schob, sodass sie nicht sehen konnte, was sich nun abspielte.
Was er vorhatte, tat auch nichts zur Sache, denn Martha machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Kaum lag Daldens riesige Hand am Hals des anderen Mannes, schon schlössen sich seine Finger um nichts als von der Klimaanlage des Rathauses gekühlte Luft. Zähneknirschend hörte Dalden Martha in Sha-Ka’ani auf ihn einreden. »Die Augenärzte in der Gegend von Seaview werden steinreich, wenn wir nicht bald wieder nach Hause fahren können. Aber eine Blutlache auf diesen schönen weißen Steinfliesen würde uns mehr schaden als ein paar Leute, die glauben, unter Sehstörungen zu leiden.«
»Wo hast du ihn hingeschafft?«, fragte Dalden in derselben Sprache.
»Nur bis vor die Tür. Er denkt nun, er habe solche Angst vor dir gehabt, dass er buchstäblich wie ein geölter Blitz davongerannt ist. Du hattest Glück, dass ich eingegriffen habe. Hier in einem öffentlichen Gebäude einen Mann zu verprügeln, ist der sicherste Weg in das städtische Gefängnis. Du erinnerst dich doch daran, was wir besprochen haben: Gefängnisse sind unter allen Umständen zu meiden.«
Brittany hatte nun langsam die Nase voll von den eigenartigen Lauten, die sie nicht verstand. »Geht das nun schon wieder los?«, schimpfte sie. Sie lugte hinter Dalden hervor und blinzelte erstaunt. »Und wo ist eigentlich Tom?«
»Das ist doch völlig nebensächlich«, versetzte Martha. »Schluss jetzt mit den Mätzchen! Konzentriert euch endlich auf eure eigentliche Aufgabe, die Jagd auf Jorran! Unser hilfsbereiter centurianischer Freund hat mir verraten, dass sich noch zwei weitere Herren aus seiner Mannschaft in diesem Gebäude aufhalten. Sie sind gerade dabei, sämtliche Männer hier im Rathaus auf Jorrans Ankunft vorzubereiten. Er soll mit offenen Armen empfangen werden. Sucht jetzt nach diesen Kerlen und schickt sie dann zu mir, damit ich sie neu programmieren kann. Anschließend haben wir noch genügend Zeit, um über Daldens äußerst mangelhafte Selbstbeherrschung im Umgang mit Widersachern und Lebensgefährtinnen zu sprechen, die für einen Krieger höchst ungewöhnlich ist.« »Wie bitte?«
Brittany erhielt keine weitere Erklärung. Dieses demonstrative Schweigen entwickelte sich langsam zu einer ärgerlichen Gewohnheit von Dalden und Martha. Es war ihr lieber, sie tauschten vertrauliche Informationen in ihrem unverständlichen Kauderwelsch aus, als irgendwelche rätselhaften Bemerkungen ohne Erläuterung im Raum hängen zu lassen. Dabei glaubte Brittany, dass sie durchaus dahinter kommen könnte, was die beiden meinten, wenn sie
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