Stern der Leidenschaft
»Erfindungen, die dir unglaublich erscheinen mögen -erinnerst du dich?«
Verwirrt blinzelte Brittany Dalden an. Dann lachte sie. »Es freut mich, dass du Sinn für Humor hast, Dalden, so sonderbar er auch gelegentlich sein mag.« »Frau …«
»Vielleicht sollten wir dieses Thema auf später verschieben, Kinder«, schlug Martha vor. »Ihr seid schon ziemlich spät dran. Und unser großer Vielfraß muss noch gefuttert werden. Wir sollten am Rathaus sein, sobald dort die Tore öffnen. Sonst richtet Jorran am Milde noch ein Unheil an, während wir hier munter plaudern. Ach, und übrigens, könnte in Zukunft jemand einen Wecker stellen?«
Brittany bekam einen roten Kopf, nuschelte etwas von nörgelnden alten Tanten und marschierte in ihr Zimmer, um sich anzuziehen.
Kapitel Dreiundzwanzig
Es verhält sich genau so, wie ich vermutet habe«, sagte Martha, als sie in die Eingangshalle des Rathauses traten. »Jorran hat seine gesamte Mannschaft auf diese friedliche kleine Stadt losgelassen. Die drei Männer, die unter meiner Beobachtung stehen, verbrachten die Nacht an unterschiedlichen, völlig unverdächtig wirkenden Orten. Aber sie tauchten – ganz im Gegensatz zu manchen anderen Leuten, deren Namen ich jetzt nicht nennen möchte – in aller Frühe, frisch und ausgeschlafen hier im Rathaus auf …« »Lass Martha einfach reden«, forderte Dalden Brittany auf und schlang dabei einen Arm um ihre Taille. »Wenn wir hier irgendwelche dramatischen Entwicklungen verpasst hätten, wären wir mit Sicherheit schon vor Stunden von ihr geweckt worden.« Aus dem Kästchen tönte ein wenig damenhaftes Schnauben.
»Euch aufzuwecken, ohne jemanden vorbeizuschicken, der nach dem Rechten sieht, hätte nur zu noch mehr Zeitverschwendung beigetragen. Ihr werdet beide rot? Wunderbar. Dann versteht ihr ja jetzt, warum ich Corth II den Auftrag gab, euch einen kleinen Besuch abzustatten.«
»Können wir sie nicht irgendwann einfach ausschalten?«, murmelte Brittany.
»Ein paar Monate müssen wir sie schon noch ertragen.«
Brittany blieb stehen. »Du glaubst doch nicht, dass es so lange dauern wird, bis wir Jorran finden? Oder etwa doch?«
»Nein«, antwortete Dalden. »Aber Martha werden wir erst zu Hause wieder los. Dort mischt sie sich dann nur noch in die Angelegenheiten meiner Mutter ein.« »Gut, dass Tedra das nicht hören konnte. Sie weiß meinen Rat nämlich zu schätzen«, warf Martha schnippisch dazwischen.
»Willst du dasselbe auch von meinem Vater behaupten?«
»Das wäre nun wirklich zu viel des Guten«, gluckste Martha.
Brittany ließ dieses Geplänkel an sich vorbeiziehen. Sie überlegte gerade, warum Dalden von ein paar Monaten gesprochen hatte. »Ihr begebt euch anscheinend nicht direkt auf den Heimweg, wenn wir unseren Auftrag erledigt haben?« »Doch, genau das haben wir vor.« Brittany machte große Augen. »Und diese Reise dauert einige Monate? Wow, ich hätte nie geglaubt, dass man heutzutage noch so langsam über die Ozeane tuckert! Euer Schiff ist demnach schon ziemlich alt.« Diesmal lachte nicht nur Martha leise auf. Offensichtlich handelte es sich hier wieder einmal um einen Witz, den Brittany nicht verstand. »Falsch geraten? Aber schwimmen werdet ihr ja wohl kaum«, setzte sie hinzu. Dalden überhörte den ironischen Unterton und antwortete: »Das wäre völlig unmöglich.« Martha entging Brittanys Verärgerung nicht. »Ganz ruhig bleiben, mein Püppchen. Bald wirst du alles verstehen und dir dann wahrscheinlich wünschen, du hättest das Tal der Ahnungslosen nie verlassen. Aber wie wäre es, wenn ihr euch in der Zwischenzeit schon mal an die Arbeit macht? Auf euch wartet im Wesentlichen dasselbe Programm wie gestern. Du, Brittany, nimmst dir erst noch einmal den Bürgermeister vor, und Dalden klappert sämtliche Amtsstuben ab.« Brittany nickte ergeben und machte sich auf den Weg zum Vorzimmer des Stadtobersten. Nachdem sie nun bereits drei der Ruten eingesammelt hatten, stand auch ihr heute eines dieser wundersamen Geräte zur Verfügung, und sie konnte es gleich am Sekretär des Bürgermeisters ausprobieren.
Noch immer staunte sie darüber, welch weit reichende hypnotische Kontrolle die Ruten dem Benutzer verliehen.
Im Handumdrehen war der Weg ins Büro des Bürgermeisters frei, und diesmal ließ sie sich bei Sullivan sogar ankündigen, um diesen Gesprächstermin so normal wie nur irgend möglich einzuleiten. Leider hatte sie nicht bedacht, dass der Bürgermeister sich bereits mitten in
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