Stern der Leidenschaft
hatten, gehörte mit Sicherheit nicht zu ihren grandiosesten Einfällen. Nun musste sie ihnen erklären, wie sie zu ihrem Wissen kam, ohne dabei Dalden ins Spiel zu bringen.
Er mochte größer und stärker sein als diese Kerle, aber die beiden Rausschmeißer-Typen waren nicht von Pappe. Vielleicht hätte Dalden es unter normalen Umständen mit ihnen aufnehmen können, doch ein Kampf gegen vier mit Wechselruten ausgestattete Männer hatte mit normalen Umständen nicht allzu viel zu tun. Innerhalb von Sekunden konnten die Kerle mit diesen Geräten aus Dalden eine harmlose Marionette machen. Dann war Jorran seinem Ziel einen großen Schritt näher und Daldens Auftrag gescheitert.
Jorran trat einen Schritt auf Brittany zu. Sie sah ihm seinen Ärger deutlich an. Der vierte Mann – ein kleiner, rundlicher Geselle – flüsterte dem Bürgermeister etwas ins Ohr.
Anscheinend war sie nun ebenfalls für unsichtbar erklärt worden, denn Sullivan schenkte ihr keine weitere Beachtung und begann, in den Papieren, die sich auf seinem Schreibtisch stapelten, zu blättern. »Ich erwarte eine Erklärung, Frau«, donnerte der königliche Jorran.
Brittany entschied sich für die am plausibelsten klingende Lüge, die ihr auf die Schnelle einfiel. »Ich bin Journalistin. Meine Aufgabe ist es, über die Vorgänge hier im Rathaus zu berichten. Und ich muss schon sagen, ich fand es ziemlich interessant, als in den letzten Tagen immer mehr Männer hier auftauchten und mit sonderbaren Stöcken herumfuchtelten. Ich stellte Nachforschungen an, beobachtete, hörte zu. Es war kinderleicht, eins und eins zusammenzuzählen. Ihre Leute haben sich nicht gerade unauffällig verhalten.« Letzteres stimmte zwar nicht ganz, doch Jorran schien das nicht aufzufallen. »Wir hören Radio, lesen Zeitungen und sehen fern. Aber bisher kam nichts über uns in den Nachrichten. Das heißt, Sie lügen.« »Nein, das heißt lediglich, ich arbeite noch an meiner Story.«
»Dann weiß außer Ihnen noch niemand etwas von Ihren Beobachtungen?«
Wieder eine schwierige Entscheidung. Sollte sie sich selbst schützen, indem sie behauptete, andere wüssten Bescheid? Oder sollte sie die Männer in Sicherheit wiegen, damit Dalden seinen Auftrag zu Ende bringen und sie dingfest machen konnte? Marthas Worte fielen Brittany wieder ein. Sie hatte gesagt, es wäre unmöglich, Jorran und seine Leute zu finden, wenn sie sich irgendwo versteckten. Ihnen Angst einzujagen, war also der falsche Weg. Angst durfte hier allein sie selbst empfinden.
Sie gab sich ungläubig. »Das sollte wohl ein Witz sein? Glauben Sie, ich setze meine Karriere als Journalistin aufs Spiel, weil die Leute denken, ich schreibe plötzlich Sciencefiction-Romane? Bevor ich meinen Namen unter einen Artikel setze, brauche ich handfeste Beweise. Besonders wenn der Stoff so abwegig klingt wie das, was ich bisher zusammengetragen habe. Aber vielleicht können Sie mir ja ein wenig helfen und mir erklären, was Sie hier tun?« »Wonach sieht es denn für Sie aus?« »Für Vermutungen werde ich nicht bezahlt. Ich habe hieb- und stichfestes Material zu liefern«, konterte Brittany. »Aber unter uns gesagt, mir scheint, Sie wollen Bürgermeister werden.«
»Das Naheliegende stellt sich oft als falsch oder unwichtig heraus«, antwortete Jorran. Mit einem Nicken in Richtung Sullivan setzte er hinzu: »Was dieser Mann hier tut, beeindruckt mich nicht besonders. Er fällt keine wirklich wichtigen Entscheidungen, und inzwischen bin ich auf seinen Titel nicht mehr besonders erpicht. Ich werde den Bürgermeister noch ein paar Tage lang beobachten und dann entscheiden, wie ich weiter vorgehe.« Brittany musste sich ein Lachen verkneifen. Dieser Jorran hatte tatsächlich Bürgermeister einer kleinen amerikanischen Stadt an der Westküste werden wollen, ohne zu wissen, welche Aufgaben mit diesem Amt verbunden waren. Oder handelte es sich hier auch wieder um eine Finte?
»Innerhalb einiger weniger Tage kann man die Arbeit eines Stadtoberhauptes nicht umfassend beurteilen«, erklärte sie. »Die Projekte, mit denen ein Bürgermeister sich beschäftigt, sind auf Monate, wenn nicht Jahre angelegt. Meist stellt sich erst am Ende einer Amtsperiode heraus, wie erfolgreich er war und was er in den Jahren im Dienste einer Stadt erreicht hat. Bürgermeister ist kein Titel, sondern ein Beruf. Das heißt, man arbeitet für die Bürger, für bessere Lebensbedingungen in einer Stadt. Und man bemüht sich, seine Sache gut zu
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