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Stern der Leidenschaft

Stern der Leidenschaft

Titel: Stern der Leidenschaft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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erhalten.«
    Das Blut wich aus Brittanys Wangen. Einen Augenblick lang stand sie wie erstarrt. Jorran hatte es bereits gesagt, und nun bestätigte auch Alrid ihre Befürchtungen. Die Männer wollten Daldens Tod. Ihn aufzuhalten oder mit der Wechselrute zu verändern, reichte ihnen nicht.
    Brittany fühlte sich wie in einer bizarren Filmszene gefangen. Mitten in der Eingangshalle des Rathauses stand ein Riese in eng anliegenden Jeans und kniehohen Stiefeln. An seiner Hüfte hing ein Kasten, der einem altmodischen Transistorradio ähnelte. Die Haut seiner nackten Brust spannte sich über ungeheuren Muskelpaketen, und in den Händen hielt er ein gewaltiges Schwert. Ihm gegenüber ging ein Mann mit dem Aussehen eines ganz gewöhnlichen Geschäftsmannes in Stellung. Er trug elegante Anzughosen, ein seidenes Hemd mit Krawatte, und an seinem Gürtel hing ebenfalls eine rätselhafte Apparatur. Das Ding glich einer aufgeschnittenen Orange und lag mit der flachen Seite an Jorrans Hüfte an. Die Waffe in seiner Hand war so schmal, dass man sie nicht mehr als Schwert bezeichnen konnte. Brittany kam sie eher wie eine Art überlanges Rasiermesser vor. Jeder, der sich in diesem Augenblick zufällig in der Eingangshalle aufhielt, beobachtete das Geschehen mit großen Augen. Zwei Männer, die sich anschickten, mit Schwertern aufeinander loszugehen, waren auch in einem viel besuchten öffentlichen Gebäude wie dem Rathaus keine alltägliche Erscheinung. Brittany entdeckte nur einen einzigen Menschen, der den beiden Kontrahenten anscheinend keinerlei Beachtung schenkte. Corth II schob sich, ansonsten unbeobachtet, an der Wand entlang auf Jorrans Leibwächter zu. Endlich löste sich Brittanys Erstarrung. Sicher brauchte dieser große, schlanke junge Mann Hilfe gegen Jorrans bullige Schlägertypen. Und von ihr erwartete sicher niemand ein Eingreifen. Es galt, diesen Überraschungseffekt zu nutzen. Sie begann mit Alrid, der zwischen ihr und den beiden Kleiderschränken stand, berührte seinen Arm und sagte ihm, er könne sich weder bewegen noch sprechen. Kaum hatte sie einem der Leibwächter dasselbe gesagt, erreichte Corth II schon den zweiten.
    Der Kerl sah allerdings dümmer aus, als er eigentlich war. Er erkannte die Bedrohung sofort und erhob blitzschnell seine eigene Rute gegen Corth IL Brittany hörte Marthas Sohn leise sagen: »Tut mir Leid, mein Bester. Aber das funktioniert bei mir nicht.« Dann ergriff er die Hand, in der sein Gegner die Wechselrute hielt, und brach sie ohne jede erkennbare Mühe. Brittany hatte keine Zeit, sich zu wundern, warum die Ruten auf Corth II ihre Wirkung verfehlten, obwohl sich ihnen kein anderes männliches Wesen entziehen konnte. Sie war schon bei dem verletzten Leibwächter, berührte ihn mit der Rute und murmelte dieselben Worte wie bei den beiden anderen Männern. »Außerdem fühlen Sie keinen Schmerz«, fügte sie noch hinzu.
    Corth II lachte leise und sagte: »Sie sind zu weichherzig, meine Schöne.«
    »Nein, ich bin nur kurz vor einem Nervenzusammenbruch, weil ich nun langsam überhaupt nichts mehr verstehe«, zischte Brittany leise und etwas außer Atem. Einigen anderen Leuten in der Halle schien es ähnlich zu gehen. Der erste Schreck hatte sich gelegt, und nun zerrissen Schreie die gespannte Stille. Die Menge kam in Bewegung – ein Gefühl von Panik machte sich breit. Und mitten im allgemeinen Aufruhr war plötzlich laut und deutlich das Klirren von Metall auf Metall zu hören. Brittany fuhr herum und sah, dass der Kampf zwischen Dalden und Jorran begonnen hatte. Die Umstehenden reagierten wie erwartet. Einige suchten das Weite, um sich nicht unnötig einer Gefahr auszusetzen, andere drängten nach vorn, um die Streithähne besser sehen zu können, wieder andere riefen nach der Polizei. Die Fernsehleute beobachteten das Geschehen gebannt, und wer eine funktionierende Kamera zur Hand hatte, filmte oder fotografierte den Kampf.
    Die Leute, die versuchten, das Gebäude zu verlassen, stellten überrascht fest, dass das im Augenblick völlig unmöglich war. Auch Brittany blieb zum wiederholten Male an diesem Tag der Mund offen stehen. Die Männer, die die Türen bewachten und niemanden hinaus oder herein ließen, glichen Dalden aufs Haar. Sie hatten seine Größe, seinen Körperbau, kurz, dieselbe imposante Erscheinung wie er. Durch die Schwerter an ihren Gürteln und die Tatsache, dass sie ausnahmslos mit nacktem Oberkörper Wache hielten, erschienen sie wie Figuren aus ein und derselben

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