Stern der Leidenschaft
der Männlichkeitsrituale in einer Situation, in der es um Leben und Tod ging, fehl am Platze erschienen?
Kapitel Siebenundzwanzig
Die beiden Männer umkreisten einander wie sprungbereite Raubkatzen. Dalden gestattete Jorran eine Verschnaufpause. Der Großkönig atmete schwer. Dicke Schweißperlen liefen ihm über die Stirn, und sein Hemd klebte ihm durchnässt am Körper. Der Versuch, jemanden mit dem Razor-Schwert in Stücke zu schneiden, erwies sich als überaus anstrengendes Unterfangen. Dalden hingegen schien sich bisher kaum verausgabt zu haben. »Wie wäre es denn mit Aufgeben?«, fragte Dalden so beiläufig, als unterhielten sie sich nur gerade in aller Freundschaft ein wenig über irgendwelche Belanglosigkeiten. »Soll das ein Angebot sein?«, knurrte Jorran. »Ich bin nicht derjenige, der im Begriff ist, den Kampf zu verlieren.« »Ich auch nicht.«
»Ach, tatsächlich? Krieger lernen nicht nur aus ihren eigenen Fehlern, sondern auch aus denen von anderen. Nachdem wir gesehen hatten, was dein Razor-Schwert anrichten kann, haben Falon und ich neue Kampftechniken trainiert. Die Wirksamkeit dieser Waffe ist dadurch gleich null.« »Deine Kampfübungen nützen dir gar nichts mehr, wenn der Besitzer eines Razor-Schwertes beschlossen hat, dich zu töten«, feixte Jorran.
»Mag sein. Aber bist du denn auf einen Sha-Ka’ani vorbereitet, der nach deinem Leben trachtet?« Jorran war nicht auf einen Angriff gefasst, denn bisher hatte Dalden seine Hiebe nur pariert und sich seinem Tempo angepasst. Die Reaktion des Großkönigs kam viel zu langsam, und schon flog er meterweit durch die Luft.
Dalden stand mit einem Sprung über ihm und fügte seelenruhig hinzu: »Falon hatte nie vor, dich bei eurem Kampf zu töten. Siehst du nun den Unterschied?« Auch dieser Kampf sollte von Dalden aus nicht auf Leben und Tod gehen, aber das brauchte Jorran nicht unbedingt zu wissen. Noch nicht. Nun wurde der Großkönig wütend. Dass Dalden ihn in die Rückenlage befördert hatte, als sei er ein hilfloser Käfer, reizte ihn bis aufs Blut. So ging man mit Herrschern nicht um. Man warf sie nicht durch die Gegend wie einen Stuhl bei einer Kneipenschlägerei. Jorran war wütend und wurde dadurch unvorsichtig. Er rollte sich von Dalden weg und setzte sofort zum nächsten Angriff an. Die Hiebe mit dem Razor-Schwert erfolgten nun so schnell, dass man Mühe hatte, ihnen mit dem Auge zu folgen. Endlich musste Dalden sich etwas anstrengen, um der tödlichen Waffe auszuweichen. Gut. Bisher war ihm der Kampf viel zu leicht gewesen. Dalden wollte Falon nicht in Verlegenheit bringen. Sein Schwager würde ohnehin wütend sein, dass er nun diesen Kampf bestritt. Falon sollte nicht auch noch an seinen Fähigkeiten als Schwertkämpfer zweifeln, weil er in seinem Kampf gegen Jorran beinahe den Tod gefunden hätte. Das Razor-Schwert war federleicht, wohingegen Falon, genau wie Dalden, ein schweres Kampfschwert benutzte. Aber inzwischen wussten die Sha-Ka’ani, wie man der leichteren Waffe effektiv begegnete. Seine eigene Wut wurde Jorran zum Verhängnis. Die wilden Bewegungen, die er vollführte, kosteten zu viel Kraft. Als seine Hiebe in immer längeren Abständen kamen, gab Dalden ihm eine Kostprobe seiner Kampfkunst.
Anstatt den nächsten Angriff, genau wie die vorangegangenen, einfach abzulenken, schlug Dalden Jorran die Waffe aus der Hand. Jorran geriet aus dem Gleichgewicht. Nun ging alles sehr schnell. Die volle Wucht von Daldens nächstem Schlag traf die Kniescheibe des Großkönigs, und während er noch vergeblich versuchte, sich wieder zu fangen, drehte Dalden ihm den Arm auf den Rücken. Mit einem kurzen, hässlichen Knacklaut brachen die Knochen. Damit ging Dalden vielleicht ein Stück weiter als nötig. Fast während des gesamten Kampfes hätte er Jorrans Seuchenschutzschild außer Gefecht setzen und Martha das Feld überlassen können. Aber das wäre für Jorran eine Niederlage ohne Strafe gewesen. Und eine so glimpfliche Behandlung verdiente er nicht. Nun riss Dalden den kleinen Apparat, mit dem der Schutzschild aktiviert wurde, von Jorrans Gürtel und warf ihn Corth II zu.
Der Android zerquetschte das Gerät zwischen den Händen, als knülle er Papier zusammen. Dalden schenkte dem Großkönig, der sich zu seinen Füßen krümmte, keine weitere Beachtung. »Er gehört dir, Martha.«
»N …!« ‚begann Jorran zu schreien. Doch noch bevor er das Wort beendet hatte, war er spurlos verschwunden. »Und schick ihm nicht gleich
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