Stern der Liebe ueber Kenia
hielt die Ungewissheit nicht mehr aus.
Innerlich wappnete er sich und setzte sich zu Shanna aufs Sofa. Wie stets nach dem Abendessen schenkte sie ihnen Kaffee ein, und Rand beobachtete sie. Es war schön, ihr zuzusehen.
Er nahm die Tasse, die Shanna ihm reichte. "Ich möchte dich etwas fragen", begann er vorsichtig.
"Schieß los." Ihre grünen Augen leuchteten.
"Als ich vorige Woche nach Hause kam, hast du geweint. Warum?“
Shanna blickte zu den Hunden, die vor dem Kamin lagen. "Es war nur eine traurige Anwandlung, weiter nichts."
"Ich habe das Foto in deiner Hand gesehen."
„Ach." Einen Moment lang schwieg sie. „Es ... Sammy ist nicht mein Baby, falls du das denkst."
Rand fühlte sich von einer schweren Last befreit. "Nein?"
"Das hast du doch gedacht, stimmt's?"
"Ich habe mich gefragt, was passiert sein könnte."
Entsetzt sah sie ihn an. "Tut mir Leid! Ich wusste nicht, dass du das Foto gesehen hast und dich fragen musstest …“
"Schon gut. Aber warum hast du geweint?"
"Sammy fehlt mir. Ich hatte ihn für zehn Monate übernommen und vermisse ihn so, dass mir beim bloßen Anblick seines Fotos die Gefühle durchgehen."
"Wessen Baby ist es? Und warum hast du ihn übernommen?"
„Es gab da unerwartete Schwierigkeiten. Aber das ist eine lange Geschichte."
Sie zögerte. "Willst du sie wirklich hören?"
Rand nickte.
"Eine Freundin von mir ist Sozialarbeiterin bei einer Adoptionsbehörde. Als ich sie eines Tages im Büro besuchte, gab es wegen des Babys eine Krise. Der Kleine sollte Adoptiveltern übergeben werden, die jedoch einen schrecklichen Unfall hatten und ihn plötzlich nicht mehr nehmen konnten. Es war kurz vor Weihnachten, meine Freundin hatte die Grippe und seit Stunden versucht, Pflegeeltern für das Baby zu finden. Kurz: Da sich so schnell niemand fand, habe ich ihn dann mit zu mir genommen."
"Du hast ein fremdes Baby einfach mit nach Hause genommen?"
Shanna lächelte entschuldigend. „In der Notlage hielt ich das für die vernünftigste Lösung, Vorschriften hin und her - vor allem da meine Freundin krank und froh über diesen Ausweg war."
"Wie alt war der Kleine?"
"Zehn Tage. Er kam direkt von der Entbindungsstation."
"Aber sicher warst du auf ein Baby zu Hause doch überhaupt nicht eingestellt."
In der Erinnerung an ihr Dilemma musste Shanna lachen. "Nein. Ich bin mit dem Baby nach Hause gefahren und habe nur gedacht: Himmel, worauf habe ich mich da bloß eingelassen? Glücklicherweise hatte meine Nachbarin einige Monate zuvor selbst ein Baby bekommen und besaß alles, was ich für den Anfang brauchte."
"Du hast den Kleinen einfach behalten? Hat man denn keine Pflegeeltern gefunden?"
"Na ja, du weißt doch, wie's um Weihnachten zugeht. Im Januar war er jedenfalls immer noch bei mir. Wegen aller möglichen bürokratischen Komplikationen hatte ich ihn im Februar auch noch. Und danach fanden sie, es wäre nicht gut für das Baby, wenn es vorübergehend wieder in fremde Hände kommen würde. Bis es schließlich adoptiert wurde, waren fast zehn Monate vergangen, und es fing an zu sitzen und zu krabbeln Shanna blickte auf ihre Hände.
"Da gehörte er praktisch zu dir, und du wolltest ihn nicht mehr hergeben."
"Genau. All die Monate über war ich seine Mutter gewesen, seine einzige Bezugsperson, und ich liebte ihn abgöttisch, obwohl ich wusste, dass ich ihn nicht behalten durfte." Tränen traten ihr in die Augen, und sie versuchte, sie fortzublinzeln.
Mitfühlend legte Rand den Arm um sie. "In zehn Monaten kann einem so ein kleiner Kerl schon ans Herz wachsen. Und was war in dieser Zeit mit deinem eigenen Leben, deiner Arbeit?"
"Ich war damals für einen Professor tätig, der wissenschaftliche Forschungsprojekte durchführte, und konnte für ihn zu Hause und für die Unizeitschrift arbeiten. Auf diese Weise habe ich alles gut unter einen Hut gebracht. Als ich dann den Vertrag für das Buch meines Vaters bekam, habe ich den Forschungsjob aufgegeben und nur noch an dem Entwurf gearbeitet. So konnte ich fast die ganze Zeit über zu Hause bei Sammy sein."
Shanna blickte fort, und Rand drückte sie aufmunternd.
"Und dann war er plötzlich nicht mehr da", fuhr sie leise fort. "Mein Apartment erschien mir schrecklich leer, und ich hielt es dort nicht mehr aus. Sicher, sie hatten mich gewarnt, mein Herz nicht an den Kleinen zu hängen, aber so etwas ist leichter gesagt als getan. Man muss ein Baby einfach lieben, das man so lange in den Armen gehalten und gewiegt und geherzt hat,
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