Stern der Liebe ueber Kenia
auch wenn's nicht das eigene ist und man weiß, dass man's nicht behalten kann."
Hätte nicht gedacht, dass Shanna so mütterlich veranlagt ist, dachte Rand.
Sie atmete tief ein. "Natürlich habe ich versucht, ihn selbst zu adoptieren, aber wegen aller möglichen Vorschriften ging das nicht. Da musste ich ihn hergeben.
Noch nie im Leben ist mir etwas so schwer gefallen."
"Und wann war das?"
"Einige Monate ehe ich herkam." Shanna befeuchtete sich die Lippen. "Ich bin glücklich, hier zu sein, in einer neuen Umgebung, wo niemand davon weiß und meine Arbeit mich ablenkt. Außerdem hatte ich mir schon immer gewünscht, hierher zurückzukehren. Trotzdem ..." Sie schloss kurz die Augen. "Manchmal muss ich mir einfach das Foto ansehen, und es tut so weh, weil ich mich so danach sehne, Sammy in den Armen zu halten. Das mag egoistisch sein, denn er braucht mich jetzt nicht mehr. Er hat liebevolle Adoptiveltern gefunden."
"Aber als er dich brauchte, warst du für ihn da." Sie hat Sammy alles gegeben, ihre Liebe und Fürsorge, ihre Zuwendung, ihre Zeit, dachte Rand. Und jetzt war das nicht mehr notwendig. Zärtlichkeit übermannte ihn, und er hatte das Bedürfnis, Shanna zu trösten.
Diese Frau, die er so falsch beurteilt hatte, überraschte ihn immer mehr. Dann überkam ihn Furcht. Es wird nicht von Dauer sein, dachte er.
Verlangen und Begehren zu empfinden war leicht. Mit Furcht fertig zu werden nicht.
Rand verdrängte die Angst. Sanft strich er Shanna über das seidige Haar und küsste sie. Noch war sie da. Und die Zukunft fern.
"Ich hab's geschafft!" Shanna machte einen Luftsprung und sah Rand lachend an. Sie hatte das Ziel genau in der Mitte getroffen. "Trotzdem bin ich froh, dass es nur ein Holzstück ist und nichts Lebendes."
Noch nie hatte sie ein Gewehr in der Hand gehalten - und den Schuss tatsächlich abgefeuert. Erschaudernd sagte Shanna sich, dass das für ihre Sicherheit notwendig sei.
Dank Rand verbesserte sich im Lauf der folgenden Wochen ihre
Treffsicherheit, sie lernte Tierfährten und die Landschaft zu "lesen", auf Geräusche zu achten. Nachts drangen Tierlaute durch die Stille, und bald konnte Shanna viele davon unterscheiden.
Auch technisch machte sie Fortschritte. Rand zeigte ihr, wie man Reifen wechselt, und enthüllte ihr die Geheimnisse ihres Wagens. Ihr Leben war voller neuer Erkenntnisse und Entdeckungen. Es war interessant und machte Spaß.
Sie brauchte Rand nur zu fragen, er erklärte ihr alles: das Leben in der Wildnis, den Ranchbetrieb, die Aufgaben der Leute, die für ihn arbeiteten.
Doch wenn es um ihn selbst ging, wurde er schweigsam. Selbst den einfachsten Fragen wich er aus.
Eine seltsame Furcht beschlich Shanna, doch sie versuchte, nicht darüber nachzudenken.
Für drei Tage verließ Shanna die Ranch, fuhr in der Gegend herum, besuchte Dörfer, unterhielt sich mit Einheimischen, um Material und Eindrücke für ihr Buch zu sammeln. Der Landrover hielt sich tapfer. Erfüllt und mit viel Berichtenswertem kehrte Shanna auf die Ranch zurück und hatte selbst nachts im Bett noch manches zu berichten. Rand hörte ihr aufmerksam zu, stellte Fragen, und sie spürte, dass ihre Arbeit, ihre Gefühle und Meinungen ihn interessierten.
"Ich bin froh, wieder zu Hause zu sein." Shanna kuschelte sich enger in seine Arme.
"Hm, ich auch."
"Komisch, dass ich mich bei dir zu Hause fühle", sagte sie verträumt.
"Mm." Rand knabberte an ihrem Ohrläppchen. "Gewöhn dich lieber nicht daran."
"Warum nicht? Mir gefällt's hier prima."
"Und in einigen Monaten wirst du fort sein."
Shanna seufzte. "Vielleicht auch nicht. Vielleicht bleibe ich einfach, schreibe eigene Bücher, entwickle mich zu einer echten Buschfrau und schlafe ständig mit dir. Kein schlechtes Leben."
Belustigt lächelnd stützte Rand sich auf einen Ellenbogen. "Bis du es leid bist und dich nach dem Trubel der Großstadt sehnst."
"Klar", bemerkte sie trocken. "Nach den Auspuffgasen, der Hektik, dem Apartmentleben und den Verkehrsstaus. Ich kann's kaum erwarten."
"Du hast mir erzählt, Boston sei eine tolle Stadt und du würdest dort gern leben."
Mit Unschuldsmiene sah sie Rand an. "Hab ich das gesagt?"
"Ja.“
"Ich erinnere mich nicht daran."
"Theater, Museen, Einkaufspassagen, Schlemmertempel, die Uni, ein aufregendes Gesellschaftsleben", zählte er auf.
"Ach das."
"Ja, das. In einigen Monaten wirst du es kaum noch erwarten können, ins zivilisierte Stadtleben zurückzukehren."
Shanna verschränkte die Arme unter
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