Stern der Liebe ueber Kenia
und dann gegangen war.
Angst überfiel sie beinahe schmerzhaft.
Es gab kein Licht in der Dunkelheit, keinen Rat, was sie tun sollte. Sie konnte sich nur auf ihren eigenen Kompass verlassen, und der drehte sich richtungslos im Kreis.
Shanna war überglücklich, als Melanie eines Abends aus Boston anrief.
"Hallo, Melanie! Ist alles in Ordnung?"
"Alles ist bestens. Ich habe Neuigkeiten, die dich interessieren dürften. Es geht um Tom."
„Tom? Wie geht's ihm?" fragte Shanna besorgt. Als Polizeibeamter hatte er einen gefährlichen Job.
"Gut. Er hat gestern geheiratet."
Tom verheiratet.
"Das freut mich, Melanie. Ich hoffe, er wird glücklich."
„Ja ... Da ist noch etwas anderes, und ich weiß nicht, wie ich's dir sagen soll."
"Raus mit der Sprache."
„Er hat eine Polizistenwitwe mit drei kleinen Kindern geheiratet."
Shannas Herz setzte einen Schlag lang aus.
"Shanna?"
"Ja.“
"Ist alles in Ordnung?"
„Ja ... mir hat's einfach die Sprache verschlagen."
"Und noch etwas." Melanie zögerte. "Er ist nicht mehr bei der Polizei.“
"Nicht zu fassen! " flüsterte Shanna. "Die Arbeit bei der Polizei ging ihm doch über alles."
„Es heißt, er hat's wegen der Kinder getan."
Sie atmete tief durch. "Wegen der Kinder", wiederholte sie matt.
"Dabei hat er doch gesagt, er wolle keine Kinder, Shanna. Ich versteh das nicht."
"Offenbar hat er seine Meinung geändert." Es fiel Shanna schwer, klar zu denken. Zu viele schmerzliche Erinnerungen und Entscheidungen drängten sich in ihr Bewusstsein.
"Trifft dich das sehr?"
Sie dachte darüber nach. "Nein, eigentlich nicht. Das liegt hinter mir. Ich bin nur ziemlich ... verblüfft."
"Als ich davon erfuhr, war ich wütend", gestand Melanie. "Ich musste immer wieder an dich denken, daran, wie schwer dich das alles damals getroffen hat, und dann der Bruch. Und jetzt kommt er plötzlich mit drei Kindern an, und ... du hattest Sammy und musstest ihn weggeben..." Melanie konnte nicht weitersprechen. "Meine Güte, Shanna, du hast ihn geliebt! "
"Einer vergangenen Liebe soll man nicht nachweinen, Melanie." Sie war selbst erstaunt, wie ruhig sie klang. "Das alles ist lange vorbei. Mir geht's prima. Toms Sinneswandel berührt mich nicht mehr. Ich hoffe, er wird glücklich."
"Du bist eine Heilige", staunte Melanie. "An deiner Stelle wäre ich zu ihm gegangen und hätte seine Hochzeitstorte vergiftet."
Nun musste Shanna doch lächeln. "Das sagt man so."
"Du siehst etwas mitgenommen aus", bemerkte Rand, nachdem Shanna den Hörer aufgelegt hatte. "Möchtest du einen Schluck Wein?"
Rand war ein guter Beobachter. "Gern."
"Schlechte Nachrichten?" fragte er und reichte ihr ein Glas.
"Eigentlich nicht." Sie zögerte. "Erinnerst du dich, dass ich dir vor einiger Zeit von Tom erzählt habe?" Sie hatte ihm nur gesagt, dass ihre Beziehung zu Tom nach vier Jahren in die Brüche gegangen war, und Rand hatte nicht weiter danach gefragt.
"Dem Polizeibeamten?"
"Ja." Shanna trank einen Schluck Wein. „Er hat gestern geheiratet." Sie berichtete Rand die ganze Geschichte, und er hörte schweigend zu.
"Dabei wollte er keine Kinder, weil er Angst hatte, ihm könnte etwas zustoßen und die Kleinen müssten dann ohne Vater aufwachsen. Er selbst hat seinen Vater nicht gekannt."
"Und jetzt hat er drei Kinder."
"Ja." Shanna trank das Glas aus. "Ihr Vater war Polizist. Tom wollte keine eigenen Kinder, weil er ihnen das Schicksal seiner jetzigen Stiefkinder ersparen wollte."
Und nun war er trotzdem Vater geworden. Und hatte der Kinder wegen den Polizeidienst aufgegeben.
Rand wusste nie genau, wo er Shanna antreffen würde, wenn er nach Hause kam
- auf der Veranda, in der Küche bei Kamau, im Garten oder vor den Bücherregalen im Wohnzimmer, umgeben von Bücherstapeln, in denen sie nach Material über die Stammesriten der Samburu oder die Blütezeit eines Baums oder die Ernährung eines bestimmten Tieres suchte.
Diesmal entdeckte er Shanna im Garten. Sie saß auf einem alten Safaristuhl im Schatten eines Fieberbaums und ging das Manuskript ihres Vaters durch. Ihr Haar war notdürftig in einem Pferdeschwanz gebändigt, aus dem sich lockige Strähnen gelöst hatten und über ihre Schläfen fielen. Sie war so in die Arbeit vertieft, dass sie Rand nicht kommen hörte.
Ihre Beine waren nackt, und sie trug weiße Shorts mit einem farbigen geflochtenen Gürtel. Neben ihr, auf dem kleinen Rattantisch, stand ein beschlagenes Glas mit etwas Kaltem.
Lächelnd betrachtete Rand sie - die Farbe ihres
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