Stern der Rebellen
PRÄ-IMPERIAL, FLAMMENWERFER, RESTAURIERT. Es war Stens Glück, dass Thoresen, wie viele Waffensammler, seine Stücke stets einsatzbereit hielt. Sten schnappte sich die beiden Griffe des Schlauchs und drückte sie zusammen. Er sah die kleine Rauchwolke, die aus der spitz zulaufenden Schlauchöffnung kam; dann spuckte eine schmierige, schwarze Flamme aus der Mündung heraus.
Sie schoss in einem weiten Bogen fünfzig Meter bis zum anderen Ende des Raums. Viel weiter, als es die schon seit Äonen toten Erfinder geplant hatten – und hüllte die Wachmänner in eine Napalmhölle ein. Sie heulten auf, denn es war eine sehr unangenehme Art zu sterben, egal, ob man nun das Glück hatte, dass einem die gefräßigen Flammen den Sauerstoff aus den Lungen sogen, oder, was weit schlimmer war, ob einen das klebrige, auf Petroleumbasis entwickelte Napalm bis auf die Knochen verbrannte. Ein Mann jedoch unterbrach sein Schreien gerade so lange, um eine volle Ladung aus seinem Gewehr abzufeuern – gerade als der noch immer verwirrte Oron nach vorne getaumelt kam. Sein Kopf wurde in tausend Fetzen gerissen.
Wie ein Roboter marschierte Sten weiter und ließ die Schlauchmündung hin und her wandern; die Zeigefinger blieben um die Abzüge gekrümmt, seine Augen waren vor Panik weit aufgerissen. Dann spuckte die Flamme ein-, zweimal und tröpfelte wieder in die Mündung zurück.
Sten ließ das Gerät fallen und blieb einfach stehen.
Bet packte ihn am Arm.
»Komm schon!«
Allmählich kam Sten wieder zu Bewusstsein. Die Patrouille, die den Ausgang blockiert hatte, war nicht mehr. Alle tot.
Sten und Bet rannten auf die Tür zu; der einzige andere noch lebendige Delinq kam aus seinem Versteck heraus und eilte hinter ihnen her.
Sie traten in den Korridor hinaus und spähten in beide Richtungen. Es blieb nicht mehr genug Zeit, um sich wieder in ihren Rattengang hinter der Verkleidung zurückzuziehen.
Die einzige Hoffnung bestand darin, eine möglichst große Entfernung zwischen sich und Thoresens Quartier zu legen.
Sie hasteten endlose Korridore entlang, versteckten sich, wenn irgendwo ein Wachmann auftauchte. Zu Tode erschrockene Manags flüchteten seitlich in Büros; Türen knallten, Schlösser klickten.
Ein Bodengitter. Sten und Bet hoben es aus seiner Verankerung. Das Gitter löste sich.
Sten blickte hinab. Es ging abwärts, endlos. Weder Ventilatoren noch Querstreben. Er wusste nicht, wozu dieser Schacht gut war, doch das spielte jetzt keine Rolle mehr. Vom anderen Ende des Korridors kam eine Gruppe Wachmänner auf sie zugestürmt.
An der Seite des Schachts führten schmale Steigeisen hinab, und ungefähr zehn Meter weiter unten konnte Sten die Einmündung eines Tunnels ausmachen. Er winkte Bet in das Loch. Sie kletterte umständlich hinein, und Sten bemerkte, dass sie verletzt sein musste.
Dann folgte er ihr.
Der andere Delinq schüttelte noch immer den Kopf, als ihn eine Ladung voll erwischte und zerriss.
Bet rutschte aus. Ein Fuß verließ die Halterung und baumelte in den Quertunnel. Dreck. Schmiere. Was auch immer. Sie klammerte sich an den Steigeisen fest, und auch der zweite Fuß verlor den Halt. Sie schrie.
Sten griff zu spät nach unten und starrte in die eine halbe Welt messende Tiefe hinunter, in die Bet unaufhörlich schreiend von ihm wegstürzte.
Sten sah, wie sich ihr Körper immer weiter von ihm entfernte.
Bis er ihn nicht mehr sehen konnte. Dann schob er sich plötzlich mit überraschend schnellen Bewegungen in den Quergang und arbeitete sich voran.
Mahoney ging in seinem Büro auf und ab. Als der Alarm losging, hatte er sich ins Netz der Patrouille eingeschaltet und mitbekommen, dass die Eingreiftruppen angefordert wurden.
Plötzlich öffnete sich die Tür, und Sten kam hereingelaufen. Mit leeren Händen. »Sie haben uns erwischt. Sie haben uns erwischt. Bet ist tot.«
Mahoney fasste sich wieder. »Bet? Dieses Mädchen?«
»Ja. Sie ist tot. Tot. Und die Akte, die Sie haben wollten. Oron hatte sie.«
»Wo ist Oron?«
»Oron ist tot. Wie Bet.«
Mahoney unterdrückte sein natürliches Bedürfnis nach eine in saftigen Fluch. »Na schön. Die Sache ist versiebt. Aber unsere Abmachung gilt nach wie vor. Der Kreuzer steht bereit.«
»Nein. Ich will nicht mehr weg.«
»Was willst du dann?«
»Eine Pistole. Bet ist doch tot.«
»Du willst wieder dort hinaus?«
»Bet ist tot.«
»Wenn du unbedingt willst. Ich habe zwei dort drüben. Im Schreibtisch.«
Sten drehte sich um und ging zum
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