Stern der Rebellen
Schreibtisch. Er hörte nicht einmal, dass Mahoney ihm folgte, sah auch nicht, wie die Hand wie eine Fleischeraxt niedersauste. Krachend brach Sten über dem Schreibtisch zusammen.
Mahoney drehte ihn um und setzte ihn in den Sessel. Erst jetzt erlaubte er sich eine persönliche Reaktion: »Verdammte Scheiße!« Dann hatte er sich wieder im Griff, zog eine Kopie der Verfassung aus der Schublade und legte Stens rechte Hand darauf. »Ich weiß nicht, in welchem Glauben du erzogen wurdest, wenn überhaupt. Aber es wird genügen. Schwörst du, wie auch immer du heißt – Sten heißt er, Vorname unbekannt –, den Ewigen Imperator und das Imperium mit deinem Leben zu verteidigen? Ich weiß, dass du das schwörst, mein Junge. Schwörst du, alle Befehle, die du erhältst, bedingungslos auszufahren und die Tradition der Imperialen Garde in Ehren zu halten und weiterzuführen, wie es das Imperium verlangt? Auch das schwörst du. Es war bestimmt kein Fehler, dich von der Garde anwerben zu lassen. Und es ist mir eine persönliche Ehre, dass du dir ausgerechnet mein Heimatregiment ausgesucht hast, das 1. Garde-Sturmregiment.«
Er legte das Buch zur Seite, hielt inne und fuhr Sten durchs Haar.
»Du bist ein armer, bedauernswerter Kerl, und es tut mir leid, dass alles so gekommen ist. Das Mindeste, was ich für dich tun kann, ist, dich von dieser Höllenwelt wegzubringen, damit du noch ein bisschen länger am Leben bleibst.«
Dann drückte er auf die Ruftaste.
»Lieutenant. In mein Büro. Ein neuer Rekrut für die Garde. Ist wohl in Ohnmacht gefallen, als er sich der Ehre und der Würde der ganzen Angelegenheit bewusst wurde.«
Mahoney zog eine Flasche Synthalk aus dem Schreibtisch und kippte, ohne sich groß um ein Glas zu kümmern, einen kräftigen Schluck in seine Kehle.
»Na denn – alles Gute, mein Junge!«
Kapitel 15
Thoresen stand knietief in den Entschuldigungen und Versicherungen seines Sicherheitschefs. Je länger er das Bild des Mannes auf dem Bildschirm betrachtete, desto stärker verspürte er das Bedürfnis, ihm ins Gesicht zu schlagen. »Eigentlich ist kein wirklich großer Schaden entstanden«, sagte der Mann. Woher wollte er das wissen?
Thoresen interessierte sich nicht die Bohne für die Verwüstungen in seiner Wohnanlage und auch nicht für die verkohlten Leichen der Sociopatrouille. Aber was war mit Projekt Bravo? Zwar hatte er die Akte wieder gefunden, doch es wäre geradezu idiotisch, wenn er sich darauf verlassen würde, dass niemand genug davon gesehen hatte, um ihm gefährlich zu werden.
Thoresens Kopf zuckte hoch, als er in dem monotonen Gewäsch seines Sicherheitschefs etwas gehört zu haben glaubte.
»Was haben sie da gerade gesagt?«
»Wir haben die Leichen von dreizehn Delinqs gefunden und sie alle identifiziert.«
»Das nicht. Danach.«
»Ähm … Es besteht die Möglichkeit, dass zwei von ihnen entkommen sind.«
Also doch. Er war nicht umsonst so besorgt.
»Wer waren sie?«
»Nun, Sir«, sagte der Sicherheitschef, »wir haben ein Haarpartikel in Ihrer Anlage gefunden. Die Chromosomenanalyse hat ergeben, dass es sich bei dem Mann höchstwahrscheinlich um –«
»Das muss ich selbst sehen«, blaffte der Baron.
Auf dem Schirm baute sich ein Computerbild auf, das Zelle für Zelle das Bild eines Mannes entwarf. Schließlich zeigte es eine dreidimensionale Gestalt. Es war Sten.
Thoresen betrachtete das Bild aufmerksam, schüttelte dann jedoch den Kopf. Er kannte den Verdächtigen nicht.
»Wer ist das?«
»Ein Mig namens Karl Sten, Sir. Wurde bei der Explosion in der Exotiksektion vor einigen Zyklen als vermisst gemeldet und …«
»Wollen Sie damit sagen, dass der Verantwortliche für dieses Debakel noch immer am Leben ist? Wie konnte es ihm denn gelingen? Vergessen Sie’s! Ende.«
»Aber, Sir, ich habe noch weitere Informationen.«
»Ich sehe mir den Bericht selbst an. Das ist jetzt alles!«
Der Baron ließ den Bericht – Stens Lebenslauf – über seinen Schirm scrollen. Es dauerte nicht sehr lange. Schließlich gab es nicht besonders viel zu berichten, wenn man von dem strafrechtlichen und psychologischen Quatsch einmal absah.
Plötzlich ergab sich eine Querverbindung. Das Projekt Bravo. Sten war einer der Hinterbliebenen von Freizeltkuppel 26. Die Pinte war wieder auferstanden und suchte ihn heim.
Thoresen schlug auf die Konsole, und das verblüffte Gesicht des Sicherheitschefs erschien erneut auf dem Schirm.
»Ich will, dass dieser Mann gefasst wird. Jeder
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