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Stern ohne Himmel

Stern ohne Himmel

Titel: Stern ohne Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Ossowski
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das könnt ihr nicht. Damit bringt ihr euch nur in Gefahr.«
    »Du machst es ein bisschen zu spannend, deine Kindertantenbesorgnis kannst du dir langsam sparen!«, sagte Paule grob.
    »Also, ich suche einen gewissen Arthur Dressler, der hier wohnen soll. Ich kenn ihn auch nicht. Ich hab nur seine Adresse von einem Mann aus dem Lager zugesteckt bekommen. Seit Monaten lebe ich von solchen Adressen. Manchmal geht’s gut, manchmal nicht.«
    »Schön«, unterbrach Antek, »wir werden zumindest rauskriegen, wo der Mann wohnt, was er macht und ob er ein sicheres Versteck für dich weiß.«
    Damit ließen die drei Jungen Abiram allein, um vor Willi im Alumnat zu sein. Jeden Moment konnte er von seinem erfolglosen Verhaftungsgang zurückkommen.
    Auf dem Heimweg fragte Antek: »Sag mal, Paule, warum hast du dir den Zweitschlüssel besorgt?«
    »Willst du mir nicht erzählen, warum du mit Ruth ohne unser Wissen ausgemacht hast, dass sie dem Abiram helfen soll?«, fragte Paule zurück.
    Beide schwiegen, bis sie das Alumnat erreicht hatten. Es gelang ihnen abermals, unauffällig über die Flure bis in ihre Betten zu kommen. Willi war noch nicht da. Sie schlüpften erleichtert unter ihre Decken.
    Keiner von ihnen wusste, wie viel Zeit verstrichen war, als sich die Tür öffnete. Selbst Zick schlief noch nicht. Das dicke Verdunklungspapier vor dem Fenster ließ kein Mondlicht durch. Sie fühlten, wie Willi sich durch die Tür schob. Paule bemühte sich, regelmäßig zu atmen. Willi tastete sich zum Schalter und knipste das Nachtlicht an. Antek sah, wie Willi sich über Zicks Bett beugte und dessen Gesicht nachdenklich betrachtete.
    Zick fiel es nicht leicht, bewegungslos liegen zu bleiben. Er spürte Willis Blick. Die Hände unter der Decke wurden ihm feucht. Was sollte er sagen, wenn Willi ihn jetzt weckte? Zicks Augäpfel rollten hinter den geschlossenen Lidern auf und ab. Mach, dass du wegkommst, mach, dass du wegkommst, dachte er pausenlos, und tatsächlich, Willi drehte sich um und wandte sein Interesse Paule zu, der ebenfalls unbeweglich seinen Schlaf zur Schau stellte.
    »Du schläfst gar nicht«, sagte Willi.
    Paule atmete ruhig weiter. Er brachte es sogar fertig, hie und da ein röchelndes Stöhnen einzufügen.
    Als Willi zu Anteks Bett kam, sah er dessen Augen auf sich gerichtet und erschrak.
    »Wo habt ihr den Juden?«
    »Ich weiß nicht, von was du sprichst«, sagte Antek freundlich, »geh ins Bett, Willi, du träumst ja!«
    »Hört auf, ich warne euch! Wie seid ihr aus dem Keller gekommen und wo habt ihr den Juden?« Er schüttelte Paule.
    »Weck mich nicht, Idiot«, sagte Paule mit wacher Stimme. »Ich kenn keinen Juden. Wenn du weiter so einen Krach machst, dann wird Nagold kommen und du kannst dem deine Geschichte vom Juden erzählen.«
    Jetzt begriff Willi, was die Jungen mit ihm vorhatten. »So einfach kommt ihr mir nicht davon«, zischte er und riss Zick die Decke herunter. »Sagst du jetzt, was los ist?«
    Zick nahm allen Mut zusammen. »Du bist verrückt«, piepste er. »Wieso hast du denn mitten in der Nacht einen Trainingsanzug und einen Pullover an? Frierst du?«
    Da schlug Willi zu. »Immer die Kleinen prügeln«, sagte Antek ruhig.
    Die Art, wie sich die Freunde dumm stellten, machte Willi rasend. Er musste einsehen, dass er ihnen tatsächlich nichts nachweisen konnte. Mit der Taschenlampe leuchtete er in ihre Gesichter.
    Die drei Freunde lächelten ihn an.
    »Willi«, sagte Antek besorgt, »geh ins Bett und schlaf. Dich scheint ein wilder Traum zu verfolgen.«
    »Das kommt euch teuer«, stammelte Willi. Er legte sich in seine Decke und heulte vor Wut.

Auch am nächsten Morgen erfuhr Willi kein Wort über Abiram. Antek, Paule und Zick zuckten verständnislos die Schultern.
    »Wir wissen wirklich nicht, wovon du redest«, war ihre gleich bleibende Antwort. Weder durch Drohungen, Bitten oder Zorn konnte Willi sie zu irgendeiner Äußerung bringen. So blieb ihm nichts anderes übrig, als auf eigene Faust den Juden zu suchen.
    Aber es gelang weder Willi noch Antek, ihren Plänen nachzugehen. Schon im ersten Morgendämmern setzten sich die Trecks in Bewegung. Bis zum Vormittag waren alle Straßen in der Stadt verstopft. Es bedurfte mehrerer Hilfskräfte, die die Trecks in Seitenstraßen einwiesen, damit auf den Hauptkreuzungen kein Chaos entstand. So bekam Antek den Auftrag, an der Hauptstraße das Einziehen der Flüchtlinge zu überwachen. Es war keine leichte Aufgabe. Die Menschen waren nervös, müde und

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