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Stern ohne Himmel

Stern ohne Himmel

Titel: Stern ohne Himmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Leonie Ossowski
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Gott entfernt. Ich aber muss mich jenen widmen, die Gottes und der Kirche Gnade suchen, um in ihr Trost und Kraft zu finden.«
    »Aber die Leute wollten ihm etwas ausrichten!«, versuchte es Paule noch einmal.
    »Ich sage dir, ich habe sie vergessen.« Der Pfarrer blieb stehen. »Im Übrigen«, schloss er das Gespräch, »wenn ich sie wüsste, würde ich sie dir auch nicht sagen. Gott segne dich!«
    Damit war Paule entlassen.

Jähde hatte mit Befriedigung festgestellt, dass der Verkehr auf Anteks Kreuzung am besten geregelt war. Er klopfte dem Jungen auf die Schulter. »Das gefällt mir, wie du das machst. Traust du es dir auch am Nachmittag zu, wenn der Andrang der Flüchtlinge vorübergehend stärker wird?«
    »Jawohl«, sagte Antek in strammer Haltung.
    »Na ja, langsam wird noch was aus dir!«
    Antek brannte die Zeit auf den Nägeln. Er wollte Dressler suchen. Außerdem hätte er bei dem Regen Abiram gern die Uniform umgetauscht.
    »Könnte ich jetzt abgelöst werden, damit ich am Nachmittag wieder weitermachen kann?«
    Jähde hatte nichts dagegen, da sich im Augenblick die Treckreihen gelichtet hatten.
    »Sieh mal da«, sagte Jähde und zeigte über den Markt auf Kimmich, der gerade dabei war, einer jungen Frau mit ihrem Säugling behilflich zu sein. »Sogar euer Musikus betätigt sich! Es wird Zeit, dass er anfängt, selbst mit anzufassen.«
    Auch Kimmich hatte Jähde gesehen, und es war ihm unbehaglich, mit welcher Vertrautheit er Antek behandelte. Er sah, wie Jähde Antek auf die Schulter klopfte.
    »Ich danke Ihnen und Ihrer Enkeltochter nochmals von ganzem Herzen«, sagte die junge Frau.
    Kimmich nickte. Seine Gedanken waren bei Jähde. Er erinnerte sich, wie zornig Antek seine Wohnung verlassen hatte. »Nein«, waren Anteks letzte Worte gewesen, »ich verstehe nichts!«
    Wenn Antek ihre gestrige Unterredung Jähde weitergegeben hatte, dann würde es schlimm für ihn aussehen.
    Antek hatte Kimmich nicht aus den Augen gelassen. Kimmich war der richtige Mann, den man nach Dressler fragen konnte. Antek sollte über Abirams Schicksal sprechen. Aber damit würde Kimmich in erneute Gefahr gebracht und auch für Abiram war die Verbindung mit dem ehemaligen Häftling eine Belastung.
    Antek holte Kimmich hinter dem Kornhaus ein.
    »Herr Kimmich«, rief er.
    Kimmich erschrak, als er Antek plötzlich vor sich hatte.
    »Ich möchte Sie etwas fragen.«
    »Ja, was ist?«
    Die plötzliche Freundlichkeit nach dem eben so vertrauten Gespräch mit Jähde machte Kimmich skeptisch. Abwartend betrachtete er Antek, der das Misstrauen des Mannes übersah.
    »Ich suche Arthur Dressler«, sagte Antek und nach einigem Zögern setzte er hinzu: »Nach unserm gestrigen Gespräch dachte ich, Sie wüssten vielleicht seine Adresse.«
    Die Art, mit der Antek seine Frage vorbrachte, bestärkte Kimmich in seinem Misstrauen. Jähde hatte den Jungen als Spitzel auf ihn, Kimmich, angesetzt, und es lag allein an Anteks Unerfahrenheit, dass Kimmich den Jungen so schnell durchschauen konnte.
    »Nein«, sagte Kimmich, »ich habe den Namen nie gehört.«
    »Bestimmt nicht? Ich meine, es könnte ein Mann sein, der politisch …« Antek wusste nicht weiter. »Nun, der politisch vielleicht eine ähnliche Meinung wie Sie hat. So einen Mann müssten Sie doch in der Stadt kennen.«
    »Jetzt ist es genug, Antek. Sonst ist es mit meiner Beherrschung zu Ende. Eines habe ich allerdings eingesehen, ich habe dir gestern ein zu großes Vertrauen geschenkt. Schade –!«
    Kimmich überquerte die Straße in Richtung seiner Wohnung. Antek überfiel tiefe Enttäuschung. Wem soll man eigentlich noch glauben, dachte er. Er fühlte sich in einer Welt von Hass, Misstrauen und Lüge. Wiedergutmachen! Kimmichs Worte fielen ihm wieder ein, aber – warum und an wem und wie?
    Antek und Paule hatten Zick verboten, nach Dressler zu suchen. »Nachher verquatschst du dich und nennst plötzlich Abirams Namen oder so was.« Dabei war es geblieben.
    Während die größeren Jungen zur Verkehrsregelung herangezogen wurden, machten die Kleinen Stubendienst.
    Nachdem die letzten Flüchtlinge ihr Nachtquartier verlassen hatten, mussten Klassen und Gänge für die nächste Nacht gesäubert werden. Papier und Abfall wurden in Eimer gesammelt, Jähde verlangte sogar, dass mit einem Desinfektionsmittel gewischt werden sollte.
    Zick hatte es so eingerichtet, dass er mit mehreren Jungen zusammen war, denn Willi ließ ihn nicht aus den Augen. »Aus dir krieg ich es heraus!«, zischte er im

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