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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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einzustellen.
    Chemo verpasste dem Bengel einen Tritt und stakste in Cherrys Schlafzimmer. Sie lag lang ausgestreckt auf dem Boden, summte »Yellow Submarine« und blinzelte zur Decke hinauf, während sie das Gummiband einer seidenen Boxershorts schnappen ließ; das war alles, was sie anhatte. Der Teppich war mit Kotzlachen voller Cheerios vermint. Es war eine üble Szene, und schlimmer noch, sie ließ Chemo schlecht dastehen. Er war angeheuert worden, um solchen leichtfertigen Blödsinn zu verhindern.
    Mit dem intakten Arm hob er sie auf und stellte sie unter die kalte Dusche. Um nicht das Gleichgewicht zu verlieren, grub sie die Finger in seine verhüllte Prothese.
    »Wie spät isses?«, fragte sie.
    »Halb fünf.«
    »Morgens?«
    »Wasch dir das Gesicht«, befahl er.
    »Sag Mom nichts von dem Dope, okay? Und ich versprech auch, dass ich ihr nichts von dem Viehtaser erzähle, also sind wir irgendwie voll quitt.«
    »Himmelherrgott noch mal.« Chemo pflückte eine weiße, längliche Pille aus ihrem Haar und schnippte sie in die Toilette.
    Cherry lachte. »Was is’n wirklich mit deinem Gesicht passiert? Komm schon, Großer. Flüster’s mir ins Ohr.«
    Sie fing an zu schwanken, also verpasste er ihr eine Ohrfeige. »Reiß dich zusammen. Wir haben heute einen anstrengenden Tag.«
    »Ich will nich’ wieder in die Klinik«, sabberte sie. »Ich will weiter unartig sein.«
    Chemo trocknete sie ab und hüllte sie in einen Bademantel. Der Arzt traf ein und stank nach Zigarren. Er trug Joggingschuhe und einen glänzenden Trainingsanzug und hatte ein buntes Gummiarmband ums Handgelenk. Chemo hätte den Mann nicht einmal ein Meerschweinchen behandeln lassen.
    Nach einer flüchtigen Untersuchung meinte der Arzt, er könne Cherry entweder zur Beobachtung ins Krankenhaus schicken oder ihr einen Tag Bettruhe im Stefano verordnen. »Wir hängen sie an den Tropf und besorgen eine Krankenschwester, die bei ihr bleibt.«
    Chemo war von beiden Optionen nicht eben begeistert, weil sie nicht mit dem Fototermin auf Star Island vereinbar waren und somit auch nicht mit seinem Zahltag. Seiner Erfahrung nach – er hatte während seiner Zeit als Rausschmeißer viele Überdosis-Fälle erlebt – stand Cherry nicht an der Schwelle des Todes oder auch nur eines milden Komas. Der Bodyguard rief die Larks an und schilderte die Situation.
    »Kein Krankenhaus«, beschlossen beide einstimmig.
    »Mom und Dad anrufen?«
    Was das betraf, waren die beiden Schwestern unterschiedlicher Meinung, also traf Chemo eine Exekutiventscheidung. Er hatte keine Lust, sich mit den Buntermans herumzuschlagen. Nachdem er den Arzt weggeschickt hatte, zerrte er Cherry ins andere Schlafzimmer hinüber und rief den Zimmerreinigungsdienst, der daran gewöhnt war, in den Mastersuiten Superstarkotze aufzuwischen. Um neun Uhr, als Ned und Janet Bunterman aufkreuzten, war der Teppich sauber und der Gestank verschwunden. Und was noch wichtiger war, Cherry hatte die Nacht ohne tödlichen Erstickungsanfall überstanden.
    »Sie schläft noch«, meldete Chemo.
    »Kein Bauchweh?«, erkundigte sich ihre Mutter leichthin.
    »Nichts Ernstes.«
    Während Janet Bunterman zu ihrer Tochter ging, vermasselte Ned Bunterman einen Smalltalkversuch.
    »Darf ich fragen, was mit Ihrem Arm passiert ist?«, setzte er an und provozierte Chemo damit, den Rasentrimmer auszupacken und einen Strauß chinesische Pfingstrosen niederzumachen, der vom Hotelpersonal freundlicherweise auf dem Walnussschränkchen mit dem Entertainmentcenter abgestellt worden war. Aus dieser Reaktion schloss Ned Bunterman, dass der Bodyguard überempfindlich und wahrscheinlich auch ein Soziopath war, und er sprach kein Wort mehr mit ihm.
    Cherrys Mutter kam aus dem Schlafzimmer.
    »Das arme Ding ist völlig erschöpft«, sagte sie.
    Chemo sagte, Cherry sei die halbe Nacht aufgeblieben und hätte sich im Bezahlfernsehen Pornos angeschaut. Ihre Eltern wirkten beinahe erleichtert, das zu hören.
    »Aber sie hatte keinen Besuch, oder?«, fragte Janet Bunterman.
    »Bloß der Zimmerservice.«
    Ned Bunterman schaute auf die Uhr, ein Signal für seine Frau, dass Cherry geweckt werden solle. »Nach einem ordentlichen Frühstück ist sie bestimmt wie neu«, meinte er. »Ich bestelle mal ein bisschen Haferbrei mit Honig.«
    »Uarg!« Das war seine Tochter, die mit leichter Schlagseite im Türrahmen des Schlafzimmers stand. Blendend sah sie nicht aus, aber wenigstens hatte sie es geschafft, sich anzuziehen – Jeans, Flipflops und ein

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