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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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machen?«
    »Nichts, was seine Krankenversicherung nicht abdeckt.«
    »Waren Sie schon mal im Gefängnis?«
    »Seien Sie doch nicht albern«, sagte er. »Aber ich verstehe, was Sie meinen, ich werde auch nicht jünger.«
    »Schon mal jemanden umgebracht?«
    »Ja.«
    »Ich auch«, sagte Ann.
    Er schien ihr zu glauben. »Beschissen unangenehmes Gefühl, oder?«
    »Total.« Sie hatte ihm schon zweimal gesagt, dass sie Schauspielerin war, aber offensichtlich hatte er das vergessen. »Knarren machen zu viel Krach. Normalerweise benutze ich einen Eispickel«, erklärte sie sachlich.
    Skink schien es nicht zu hören. Der Bus hatte an der Mautstelle angehalten, und von dort aus konnte Ann das Schild vom Alabama Jack’s sehen. Skink schob sein Glasauge wieder an seinen Platz, während der Fahrer auf sein Wechselgeld wartete.
    »Brauchen Sie Geld?«, flüsterte er Ann zu.
    Sie fand, dass er der ungewöhnlichste Obdachlose war, dem sie jemals begegnet war. Nicht dass sie schon vielen begegnet wäre. »Nein, passt schon«, beteuerte sie und klopfte auf ihre Handtasche. »Ist mein Telefon da drin?«
    Als der Bus auf den leeren Parkplatz der Bar fuhr, zeigte Skink auf ein blaues Motorrad. Daneben stand eine breitschultrige Gestalt, die einen Helm mit verspiegeltem Visier trug. »Das ist Jim«, sagte Skink. »Wenn ihr aufs Festland kommt, wird er Ihnen einen Zettel mit einer Telefonnummer geben. Bewahren Sie den an einem sicheren Ort auf, Annie.«
    Sie lachte. »Ist das Ihre abgefahrene Art, mich um ein Date zu bitten?«
    Er küsste sie auf die Stirn. »Vor dreißig Jahren hätte ich Ihnen jetzt schon die Wäsche vom Leib gefressen. Ganz vorsichtig natürlich, bei Kerzenschein.«
    »Duftkerzen?«
    »Wählen Sie die Telefonnummer, wenn Sie jemals in Schwierigkeiten stecken. Die, die Jim Ihnen gibt.«
    »Ist das Ihr Ernst?«, fragte Ann. »Ich hetze Ihnen die Bullen auf den Hals, Mister.«
    »Na klar doch«, brummte Skink. Er gab ihr einen Klaps auf den Hintern, als sie aus dem Bus stieg.
    Bevor Cherry Pye ihn in die Finger bekam, hatte Bang Abbotts denkwürdigstes sexuelles Erlebnis an jenem Abend stattgefunden, an dem er den Pulitzerpreis gewonnen hatte. Die Zeitung hatte in einer beliebten Sportsbar in St. Petersburg eine Party geschmissen, wo eine Sekretärin namens Naomi aus der Kleinanzeigenredaktion Bang Abbott auf die Damentoilette geführt und ihn dumm und dämlich gevögelt hatte, aufrecht stehend in einer verriegelten Kabine. Die lebenslustige Sekretärin war nicht besonders zierlich und Bang Abbott nicht gerade außergewöhnlich gelenkig (nicht einmal in jüngeren Jahren). Das Ergebnis war, dass er sich im Augenblick des Höhepunktes in beiden Knien das vordere Kreuzband riss, woraufhin er und Naomi auf die Fliesen krachten. In der Notaufnahme hatte sie ihn kaum beachtet und sich dann rüde geweigert, seine Anrufe entgegenzunehmen, als sie im darauf folgenden Monat wieder an ihren Arbeitsplatz zurückgekehrt war. Bevor er sie zurückerobern konnte, war Bang Abbott durch hässliche Gerüchte über sein preisgekröntes Haiangriff-Foto abgelenkt worden. Zufällig waren die Gerüchte wahr, was Bang Abbotts Verteidigungsstrategie verkomplizierte. Als er die Krücken schließlich los war und für den Umzug nach Kalifornien packte, hatte er das Interesse an Naomi verloren. Später hörte er, dass sie acht Kilo abgenommen und einen Gebrauchtwagenhändler geheiratet hatte.
    »War das dein erstes Mal über den Wolken?«, fragte Cherry.
    Bang Abbott nickte, während er sich unbeholfen damit abmühte, seinen Gürtel zu schließen. Laut seiner Uhr hatte der ganze Akt nur vier Minuten gedauert, doch ihm war, als hätte er tagelang auf einer tantrischen Wolke geschwebt. Cherry brüllte nach der Flugbegleiterin, die sich diskret in die Bordküche zurückgezogen hatte, und verlangte einen Kübel mit Eis.
    »Das war unglaublich«, stammelte Bang Abbott.
    »Aber hallo.« Cherry schenkte ihnen beiden frisch ein. »Wie wär’s mit ein paar Pillen?«
    »Im Augenblick nicht.« Bang Abbott machte sich ohnehin schon Gedanken wegen seiner schwindenden Aufmerksamkeit. Cherry hatte seine Sinne mehr oder weniger zuschanden geritten.
    Sie zog ihre Jeans an und sagte: »Ich bin total erledigt, Claude. Du hast mich echt fertiggemacht.«
    »Schlaf doch ein bisschen«, sagte er.
    »Nur wenn du versprichst, kein Foto von mir zu machen.«
    »Beim Grab meiner Mutter.«
    Sie streckte die Hand aus und packte ihn im Schritt; ihre kleine Hand wühlte wie ein

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