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Sternchenhimmel

Sternchenhimmel

Titel: Sternchenhimmel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Hiaasen
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der Zeit wurde Maltby reich genug, um ein geräumiges Feriendomizil im Ocean Reef Club zu erwerben; dies war der letzte Ort der Welt, wo er nach dreißig Jahren der befremdlichen Gerüchte und des Schweigens auf Clinton Tyree zu treffen erwartete. Maltby war schon vor langer Zeit zu dem Schluss gekommen, dass der flüchtige Gouverneur tot sei. Zuerst erkannte er den Dreckskerl gar nicht, denn Tyrees Äußeres hatte sich auf geradezu schockierende Weise verändert. Doch in dem Moment, als der Eindringling lächelte, wusste Maltby Bescheid.
    »Clint?«
    »Den Namen habe ich schon vor langer Zeit abgelegt.« Der Gouverneur saß in der Wäschekammer neben Maltbys Küche.
    »Grundgütiger, was ist passiert? Wo zum Teufel haben Sie denn all die Jahre gesteckt?«
    »Jetzt nennt man mich Skink«, erläuterte der Gouverneur.
    Maltby war ungeheuer nervös. Tyree trug angeschimmelte Basketballschuhe und einen stinkenden Trenchcoat. Sein Kopf war kahl rasiert, und Ketten aus leeren Schrotpatronenhülsen hingen an zwei langen silbergrauen Zöpfen. Er hatte ein Auge verloren, zweifelsohne durch Gewalteinwirkung, und seine Haut sah gedörrt und wettergegerbt aus.
    »Was machen Sie hier, Clint?«
    »Hören Sie auf, mich so zu nennen.«
    »Moment mal – kacken Sie etwa gerade in meine Waschmaschine, verdammt noch mal?«
    Skink erhob sich und knöpfte gelassen seinen Mantel wieder zu. »Wir haben einen gemeinsamen Bekannten namens Jackie Sebago.«
    Maltby war wie vor den Kopf geschlagen. Was wollte dieser Wahnsinnige?
    »Ich bin nicht eingebrochen. Sie haben die Schiebetür offen gelassen«, erklärte Skink. »Ich habe übrigens meine eigene Musik mitgebracht.«
    Beklommen folgte Maltby ihm ins Wohnzimmer, wo der Gouverneur eine CD in die Stereoanlage schob. »Joe Walsh«, sagte er und drehte die Lautstärke auf.
    »Wie haben Sie mich gefunden?«, fragte Maltby.
    »Eitelkeit, Sie Trottel .« Skink zog ein grellgelbes Blatt Papier aus der Tasche, welches verkündete, dass D. T. Maltby auf dem Hammock-Course-Golfplatz mit einem Schlag eingelocht hatte. »Das hing im Clubhaus an der Pinnwand«, meinte Skink. »Toller Schlag.«
    »Sind Sie da etwa Mitglied?«, fragte Maltby ungläubig.
    Das Gelächter des Gouverneurs dröhnte. »Nein, ich wohne ein Stück die Straße runter«, erwiderte er. »Ich gehe nachts auf dem Golfplatz spazieren, wenn ihr Arschgeigen alle pennt.« Er schubste Maltby weiter ins Wohnzimmer hinein und setzte ihn auf die mexikanischen Bodenfliesen. »Und jetzt erzählen Sie mir was über Sebago.«
    »Hab nie von dem gehört«, behauptete Maltby zittrig.
    »Da hat Jackie-Boy mir aber was anderes erzählt. Er hat gesagt, er hat Sie dafür bezahlt, dass Sie das mit der Genehmigung für sein Villenprojekt regeln, das übrigens eine Monstrosität ist. Haben Sie mal die Baupläne gesehen? Wir haben uns lange unterhalten, von Mann zu Mann.«
    Maltby wurde bleich. Die Nachricht von der Busentführung hatte sich wie ein Lauffeuer in Ocean Reef verbreitet.
    »Sagen Sie bloß nicht, Sie waren das, der …«
    »Sebago Isle – klingelt’s da bei Ihnen?« Skink stemmte den ausgestopften Kopf eines Maultierhirschs von der Wand, polkte mit dem Daumen die Glasaugen heraus und steckte sie ein. Dann fuhr er mit dem Hirschgeweih hin und her durch die Luft, während er wild im Kreis herumwirbelte.
    Hilflos pinkelte Maltby sich vor Angst in die Hose. »Was zum Teufel wollen Sie von mir?«, rief er.
    Der Gouverneur hielt in seinem primitiven Tanz inne und ließ sich auf der Armlehne eines Sessels nieder. »Diese Gefälligkeiten, die Sie Jackie da erwiesen haben? Ich will, dass Sie die rückgängig machen – und sagen Sie ja nicht, das wäre unmöglich.« Er piekte Maltby mit den scharfen Spitzen des Hirschgeweihs in die Ohrläppchen. »Diese Drecksäcke, die Sie für diese Baugenehmigungen bezahlt haben – bezahlen Sie die eben noch mal dafür, dass sie die Genehmigung zurückziehen und das Baugrundstück sperren. So was ist durchaus möglich, D. T.«
    Maltby dachte daran, was Sebago zugestoßen war – dreiunddreißig Seeigelstacheln waren laut dem Präsidenten der Hauseigentümergesellschaft aus seinem Hodensack entfernt worden.
    »Hören Sie, Jackies Projekt ist so oder so im Eimer«, beteuerte er. »Er hat vielleicht zwei Teilgrundstücke verkauft, glaube ich, und die Investoren sind drauf und dran, ihm den Arsch aufzureißen.«
    Skink strahlte. »Dann lassen Sie’s uns zu Ende bringen.« Er stand auf und stellte den Hirschkopf

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