Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
Vom Netzwerk:
Haut, ihres Haares. Süß, ein wenig nach Honig, und zugleich so würzig wie ein junger Morgen, der über dem Fluss lag. Sie war ihm noch erhabener, noch anbetungswürdiger erschienen. Und als er dann noch erlebte, wie sie eine geschlagene Sklavin gesund pflegte, hatte er sich geschworen, auf sie aufzupassen. Niemand sollte ihr jemals ein Leid antun. Jeder, der sich an ihr vergriff, sollte sterben müssen.
    Es hatte mehr als ein Jahr gedauert, bis aus ihnen ein Paar geworden war. Doch immer, die ganze Zeit über, hatte Fela Titine nicht ganz als Frau aus Fleisch und Blut gesehen, sondern noch immer als die Göttliche, die sich auf die Erde gewagt hatte, um die Menschen zu sich emporzuziehen. Er hatte sein Sklavenlos ohne Klagen ertragen, denn er hatte Titine. Mit ihr war er so frei, wie ein Mann nur sein konnte. Mit ihr war er reich und mächtig. Mit ihr war alles gut.
    Er seufzte tief, straffte die Schultern, die ihm plötzlich so schwer schienen, als läge alle Last der Welt darauf. Heute würde er seinen Schwur brechen. Nicht, weil er Titine verraten wollte. Im Gegenteil: um sie zu schützen. Er würde ihr sagen, dass er nicht mehr kommen würde. Er würde ihr sagen, dass sie ihm ganz gleichgültig war, dass er sie nie geliebt hatte. Er musste diese Worte aussprechen, auch wenn es ihm dabei das Herz im Leib zerriss.
    Schon jetzt konnte er die Trauer und Fassungslosigkeit in ihren Augen sehen, und wenn er daran dachte, dann stiegen ihm selbst die Tränen in die Augen. Sein Kopf schmerzte, wenn er an den Abschied dachte. Seine Brust war zu klein für die Gefühle, die er für Titine hegte. Er liebte sie nicht einfach nur; sie war ein Teil von ihm, war ihm das Leben. Und dieses Leben würde er jetzt von sich stoßen. Der Schmerz, der in ihm tobte, war so groß, als würde ihm jemand bei lebendigem Leibe ein Bein abhacken, und trotzdem musste er es tun. Bald würden die Felder brennen. Bald würden die Weißen gemeuchelt werden. Herrero hatte es gesagt. Er hatte ihm erzählt, was heute auf dem Hauptplatz von Trinidad geschehen war. Dass dort ein Bruder totgeschlagen und aufgehängt worden war. Und Herrero hatte gesagt, dass man mit den Weißen ebenso verfahren wolle. Die Weißen auf Leitern binden, sie mit Peitschen und Knüppeln schlagen, bis die Haut aufplatzte und das Blut in Strömen an ihren Körpern herabfloss. Und sie dann, wenn sie mehr tot als lebendig waren, aufhängen. Jeden Zuckerbaron und seine Familie auf dem eigenen Ingenio. Keiner würde verschont werden, denn sie waren alle gleich. Mit begeisterter Wut würden sie sich auf die Dörfer und Pflanzungen werfen, auf die Zuckerrohrfelder und Herrenhäuser. Sie würden die Türen der Kirchen aufbrechen, die Altäre schänden, die Bilder der Heiligen zerbrechen und mit ihren eigenen schwarzen, vernarbten Füßen in den Staub treten. Sie würden wüten, bis sich die weißen Herren in der Hölle fühlten, sie würden sie quälen, wie sie gequält worden waren. Sie würden Knochen brechen, unter Peitschenhieben die Haut platzen lassen, sie würden Zähne ausbrechen und die Frauen schänden, wie man ihre Frauen geschändet hatte.
    Don Hermann war kein schlechter Herr. Er behandelte seine Sklaven besser als manch anderer. Er sorgte für gutes und reichliches Essen, brachte die Kinder tagsüber unter, so dass die schwarzen Mütter in Ruhe ihrer Arbeit nachgehen konnten. Ja, er hatte sogar den weißen Arzt mehrfach ins Hüttendorf geschickt, wenn es ein Problem gab. Aber auch Don Hermann war ein Zuckerbaron, auch er schlief auf seidenen Laken und auch er hatte Schuld daran, dass die Sklaverei auf Kuba weiterhin bestand, obwohl sie seit Jahren verboten war. Wie vielen Menschen hatte Don Hermann damit das Recht genommen, so zu leben, wie sie es gern mochten? Wie viele Mütter hatte er von ihren Kindern getrennt, wie viele Brüder von den Schwestern, wie viele Männer von ihren Frauen. Auch seine Schuld war es, dass es immer noch Sklavenhändler gab, die einfach auf den schwarzen Kontinent kamen und die Menschen dort vom Wege wegstahlen.
    Fela hatte Herrero recht geben müssen. Und er wusste, dass die allermeisten der Sklaven hier im Hüttendorf ebenso dachten. Aber er konnte nur an Titine denken.
    Auf Knien hatte er Herrero angefleht, sie zu verschonen, er hatte an die Frauen appelliert, deren Kinder von Titine unterrichtet wurden. Aber erst, als jemand die anderen daran erinnerte, dass Titine die Tochter der Orisha Yewa war, war man übereingekommen, sie zu

Weitere Kostenlose Bücher