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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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verschonen. Fela jedoch sollte sie verstoßen. Tat er es nicht, gab es für sie keine Gnade.
    Er hatte gehandelt, hatte um Titines Leben gehandelt. Sie würde verschont werden, wenn er sie von sich stieß. So lautete die Bedingung, die Herrero und die anderen ihm gestellt hatten. Ihr würde nichts geschehen, im Gegenteil. Man würde sie zum Haus des guten Dr. Winkler geleiten, der verschont werden würde, weil sie ihn brauchten. Als Arzt. Nicht als Mensch.
    Je näher Fela dem Verwalterhaus kam, das leer stand, seitdem Titine zu ihrem Bruder und ihrer Schwägerin ins Herrenhaus gezogen war, umso schwerer wurden seine Schritte. Ihm schien, als hätte ihm jemand Eisenkugeln um die Knöchel gebunden. Schon sah er sie in einem Korbstuhl sitzen, das weiße Kleid eine Fackel in der Dunkelheit. Ein Schluchzen stieg aus seiner Kehle hoch, ein Schrei, den er nur mit Mühe unterdrücken konnte.
    Doch Titine, deren Sinne bis auf das äußerste gespannt waren, hatte Fela gehört. Sie stand auf, lief ihm entgegen. Ihr weißes Kleid umwehte ihren Körper wie Nebel an einem Sommermorgen. Der Mond hatte ihr glitzernde Sterne ins Haar gesetzt, ihr Mund leuchtete.
    »Fela!«, rief sie und stürzte in seine Arme.
    Und er hielt sie fest, roch an ihr, sog ihren Duft so tief ein, wie er nur konnte, um ihn niemals wieder zu vergessen. Mit der Hand fuhr er über ihr Haar, das so fein wie Spinnengewebe war. Er spürte ihr Herz pochen, im selben Rhythmus wie seins, und die Trauer schlug über ihm wie eine große, dunkle Meereswelle zusammen.
    »Titine, meine Liebe, mein Leben«, murmelte er in ihr Haar und konnte sie einfach nicht loslassen. Wenn er die Wahl gehabt hätte, auf der Stelle so in ihren Armen zu sterben, er hätte mit Freuden und Jubel zugestimmt. Sein Tod erschien ihm weniger schlimm als das, was er Titine jetzt antun musste, was er sich selbst antun musste. Als würde man ihm das Herz bei lebendigem Leibe ausreißen. Er hielt sie das letzte Mal in seinen Armen, und er wünschte, dass dieser Augenblick zur Ewigkeit würde.
    Doch da löste sich das Mädchen von ihm, sah ihn glückstrahlend an und sagte so sanft und lieblich, dass die Worte ihr wie Honig von den Lippen tropften: »Fela, wir werden Eltern. Wir bekommen ein Kind. Ein Kind der Liebe.«

Achtes Kapitel
    H ast du das gewusst? Sag, Mafalda, hast du es gewusst?«
    Hermann saß im Patio, die langen Beine von sich gestreckt, den Kragen gelockert. Unter seinen Augen lagen Schatten, der Mund war zu einem schmalen Strich zusammengepresst.
    »Was habe ich gewusst?« Mafalda tat nur so unwissend. In Wirklichkeit hatte sie keine Ahnung, was Hermann von ihr halten würde, wenn sie zugab, »es« gewusst zu haben.
    Ihr Mann verdrehte ungeduldig die Augen. Mafalda sah es, und ihr Herz begann schneller zu schlagen. Schweiß brach ihr aus, und zum ersten Mal erkannte sie, dass sie Angst vor Hermann hatte. Nicht vor dem Mann, vor seiner Gewalttätigkeit, nein, dafür gab es keinen Grund. Sie hatte manchmal Angst vor seiner Güte, die er denjenigen gegenüber walten ließ, die er liebte. Eine Güte, die so allumfassend war wie die Luft zum Atmen, so verlässlich und rein. Eine Güte, auf die sie hätte vertrauen müssen, die aber – das wusste sie nicht, sondern ahnte es nur – auch ins krasse Gegenteil umschlagen konnte.
    »Du weißt genau, was ich meine. Titines Schwangerschaft.«
    Mafalda straffte den Rücken. »Ja, ich habe es gewusst. Na und?«
    Hermanns Blick blitzte durch die Dunkelheit. »Warum hast du es mir nicht gesagt? Du bist schließlich meine Frau!«
    Mafalda schöpfte tief Atem. »Es ist Titines Aufgabe, dir von ihren anderen Umständen zu berichten.«
    Sie sah ihren Mann an und wünschte sich, seine wahren Gedanken lesen zu können. Er wirkte erschöpft, und Mafalda hatte seit einigen Monaten das Gefühl, dass Hermann nicht glücklich war, doch er hatte nichts gesagt. Und sie würde ihn auch nicht fragen. Niemals! Sie hatte von ihrer Mutter gelernt, dass ein Mann sein Gesicht verliert, wenn er zugibt, unglücklich zu sein. Und seine Frau gleich mit, weil es unweigerlich heißen würde, sie verstünde es nicht, ihren Mann glücklich zu machen. Aber sie liebte ihn doch so! Sie liebte ihn von ganzem Herzen. Er war der Mann, den sie sich immer gewünscht hatte, von dem sie geträumt hatte. Er war ihr Ein und Alles. Doch wenn er sie nicht mehr liebte, dann war sie verloren, war nicht besser dran als Titine. Ein Leben ohne Liebe? Für Mafalda gab es so etwas nicht. Wenn

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