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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Augen stiegen, aber sie schluckte sie tapfer hinunter, denn sie wusste, dass Hermann mit Frauentränen nichts anfangen konnte.
    Hermann ließ sie los, trat zur Hausbar. »Möchtest du etwas trinken? Einen Sherry vielleicht?«
    Mafalda nickte dankbar.
    Hermann goss sich einen weißen Rum ein, gab zwei Limettenscheiben dazu und ein Blatt Minze, wie es sonst das Hausmädchen immer tat. Dann reichte er Mafalda den Sherry.
    »Also, was machen wir nun? Ich brauche deinen Rat, meine Liebe.«
    »Du meinst Titine?«
    »Ja. In erster Linie. Aber deine Meinung zu den Aufständen ist mir ebenfalls wichtig. Wir müssen nur aufpassen, das wir das eine nicht mit dem anderen vermischen.«
    Was war das? Hatte sie ihn gerade unterschätzt? Oder fragte er sie nur um Rat, weil er wusste, dass sie sich das wünschte?
    Mafalda schob die Unterlippe nach vorn. »Viele Möglichkeiten gibt es nicht«, sagte sie. »Du kannst sie zwingen, das Kind abtreiben zu lassen. Damit ziehst du dir nicht nur ihren Hass, sondern auch den Hass Felas und womöglich noch den der anderen Sklaven zu. Die Stimmung ist gereizt. Ein Funke genügt, um das Fass hochgehen zu lassen. Titines Abtreibung könnte dieser Funke sein.
    Du könntest Fela auch als Schwiegersohn anerkennen, ihn in deinem Hause als Bruder willkommen heißen. Er ist ein guter Mann, hat Ahnung von vielen Dingen. Er ist klug und ehrlich. Wie würdest du handeln, wenn er ein Weißer wäre?«
    Hermann verdrehte wieder die Augen, aber dieses Mal wirkte es eher lustig. »Das ist es ja«, antwortete er. »Wäre er ein Weißer, ich wäre der glücklichste Bruder der Welt. Er ist ein feiner Kerl. Aufrecht, stolz, ehrgeizig. Aber er ist nicht weiß. Es steht ihm nicht zu, sich wie ein Weißer zu gebärden. Und deshalb verabscheue ich ihn.«
    »Du würdest also deinen Segen zu einer Ehe zwischen Titine und Fela geben, wenn er weiß wäre?«
    Hermann hob die Hand. »Weiß und katholisch.«
    Er schien selbst verwundert über das, was er gerade gesagt hatte. Unsicher lächelnd sah er dem Rauch seiner Zigarre nach. »Weiß und katholisch«, wiederholte er. Dann sah er zu Mafalda. »Es ist nicht richtig, diese Dinge an der Hautfarbe eines Menschen festzumachen, aber ich kann nicht anders, kann nicht aus meiner Haut. Grundgütiger Gott, meine Schwester und ein Sklave!«
    »Lass ihn frei!« Mafalda hatte allen Mut zusammengenommen, um diese Worte auszusprechen. Hermann selbst hatte ihr diesen Mut, der ihr in den letzten Wochen abhandengekommen war, gerade wiedergegeben. Sie war so lange nur ein Schatten ihrer selbst gewesen, die ganze Ehe mit Don Alvaro über. Erst von Hermann hatte sie gelernt, eine eigene Meinung zu haben. Vorhin hatte er sie gefragt. Nun, das war ihre Ansicht. Mochte sie ihm gefallen oder auch nicht; sie würde zu dieser Meinung stehen.
    »Ihn freilassen?«
    Mafalda wunderte sich, dass Hermanns Stimme keineswegs überrascht klang.
    Mafalda holte noch einmal tief Luft. »Ihn und alle anderen auch. Dein Ruf ist geschädigt, sobald ruchbar wird, dass Titine mit einem Sklaven geschlafen hat. Du kannst nur verlieren dadurch. Die Achtung der anderen Weißen wirst du verlieren. Aber wenn du den Spieß umdrehst, so tust, als wäre die Verbindung zwischen Fela und Titine kein Unglück, sondern von dir gewollt, so hättest du wenigstens den Respekt der Sklaven und der Armen, während die Weißen dich wahrscheinlich nur für verrückt erklären würden.«
    Sie warf ihrem Mann einen vorsichtigen Blick zu, doch Hermann begann zu lachen. Er warf den Kopf in den Nacken, warf die brennende Zigarre in den Aschenbecher und lachte, bis ihm die Tränen in die Augen traten. Seine Schultern wippten im Takt, selbst die Füße konnte er nicht ruhig halten, so sehr wurde er vom Lachen geschüttelt. Dann sprang er auf die Füße, küsste sie auf Wangen und Mund und sagte: »Was bist du nur für eine kluge, kluge Frau.«
    Er goss sich noch einen Rum ein, trank ihn zur Hälfte, ehe er die Zigarre wieder aus dem Aschenbecher fischte und daran zog. Erneut sah er dem Rauch nach, und dieses Mal konnte Mafalda riechen, wie sich der Geruch des Tabaks ganz zart mit dem Duft der Orangenbäume und dem des kochenden Zuckers, der aus dem Siedehaus herüberwehte, verband. Ja, dachte sie, das ist der Duft Kubas, so riecht Heimat.
    Hermann ließ die Zigarre ausglühen. »Zwei Fliegen mit einer Klappe«, überlegte er laut. »Fela und Titine müssten selbst entscheiden, was sie tun wollen. Alt genug sind sie. Und sie sind klug genug,

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