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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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langsam ärgerlich, weil er glaubte, der alte Mann wollte ihn für dumm verkaufen. Doch der Mann lächelte. »Hier aber trennt sich die Zuckerproduktion von der Rumproduktion. Jetzt geht es um die Melasse.«
    Antonio winkte, dass Hermann ihm folgen sollte. Gemeinsam betraten sie erneut das Siedehaus. Vor einem Kessel blieben sie stehen. »Sehen Sie die bernsteinfarbige Flüssigkeit?«, fragte er.
    Hermann, noch immer ärgerlich, nickte. »Natürlich sehe ich sie. Das ist Melasse. Klebrig, süß.«
    Antonio schüttelte den Kopf. »Ihr nennt es Melasse, ich aber nenne es das Gold der Insel. Wir vermischen die Melasse mit Wasser, geben Hefe hinzu und lassen die Masse gären. Dabei entsteht eine Maische, die wir ›Baticion‹ nennen.«
    Hermann beugte sich über einen anderen Kessel und war versucht, seinen Finger hineinzustippen und ihn abzulecken. Er musste zugeben, dass Antonio recht hatte. Er hatte sich immer nur um den Zucker gekümmert. Was die Schwarzen mit der Melasse machten, hatte ihn nie interessiert. Einmal nur hatte er den selbstgebrannten Rum seines Ingenios gekostet. Er hatte nach dem ersten Schluck nach Luft ringen müssen. Tränen waren ihm in die Augen geschossen, und er hatte geglaubt, endlich zu begreifen, was die anderen unter »Feuerwasser« verstanden. Angewidert hatte er das restliche Glas ausgeschüttet. Nein, den eigenen Rum würde er niemals wieder kosten. Dieses Gesöff eignete sich wirklich nur dazu, den Schwarzen nach einem Arbeitstag einen seligen Rausch zu bescheren. Ja, Hermann war sogar davon überzeugt gewesen, dass Weiße an diesem Höllenstoff zugrunde gehen würden.
    »Sprich weiter!«, forderte er Antonio auf und konnte nicht verhindern, dass sich sein Gesicht vor Abscheu verzog. Er begriff nicht, was der Amerikaner mit diesem Rum wollte, da es doch im ganzen Land den köstlichsten Whiskey zu trinken gab. Er war jedenfalls froh, dass er noch zwei Kisten guten Bourbon in seinem Keller stehen hatte.
    Antonio zeigte auf eine Metallsäule, die unten eine Öffnung für das Feuer hatte. »Jetzt wird die Melasse destilliert«, erklärte er. »Wir heizen den Apparat mit gehäckseltem und gepresstem Zuckerrohr. Das, was wir bekommen, ist normaler Zuckerrohrschnaps.«
    Antonio zeigte auf ein paar Flaschen, in denen ein braunes, trübes Gebräu aufbewahrt war. Hermann schüttelte sich, als er die Unreinheiten, die Flocken und Flusen, die in den Flaschen schwammen, betrachtete.
    Antonio hob die Arme. »Das ist unser Rum, Herr. Den, den die Bacardís brauen, habe ich noch nicht gekostet. Aber ich habe gehört, dass sie ihn durch einen Filter laufen lassen, so dass er am Ende klar wie Bernstein ist.«
    Hermann nickte, notierte in Gedanken, sich um das Filtrieren zu kümmern, und folgte Antonio dann in eine Halle, die aus schweren Steinen gebaut unter Königspalmen stand und in der es angenehm kühl war. »Hier lagern wir den Rum. Er muss zwei Jahre reifen, bis er trinkbar ist.« Antonio schüttelte den Kopf, als er sah, dass eines der Fässer nicht dicht war. Er zeigte mit dem Finger darauf. »Manche können nicht abwarten, bis er die richtige Reife hat. Sie zapfen sich vorher etwas davon ab. Einige haben dabei den Verstand verloren.«
    Hermann betrachtete die Fässer, in denen zuvor Sauerkraut oder etwas noch viel Schlimmeres gelagert hatte. Kein Wunder, dachte er, dass man von unserem Rum blind wird. Oh, wir brauchen so viel, so viel, um ein erstklassiges Getränk herzustellen, das den Amerikanern schmecken wird.
    »Ist das alles?«, fragte er Antonio.
    Der schüttelte langsam den Kopf und hob den Zeigefinger. »Nein, Don, hier fängt es eigentlich erst an. Das Geheimnis eines guten Rums liegt in seiner Mischung. Verschiedene Jahrgänge werden miteinander vermischt, bis endlich ein Getränk entsteht, das über die Zunge läuft wie ein Kuss.« Er lächelte und strich dabei zärtlich über ein Fass.
    Hermann aber runzelte die Stirn. »Woher weißt du das alles?«, fragte er.
    Antonio zuckte mit den Schultern. »Ich war nicht immer hier auf dem Ingenio, wissen Sie. Als Kind, da habe ich in Santiago gelebt. Dort unterhält jeder Don seine eigene Brennerei. Und jeder versucht, den anderen zu übertrumpfen.« Er nickte, als er daran dachte. »Dort unten, im Osten, da trinken alle Rum. Jeder. Auch die großen Herren.«
    »Hm«, brummte Hermann, der den leisen Vorwurf durchaus gehört hatte. »Und was kann man tun, um unseren Rum zu veredeln?«
    Wieder lächelte Antonio. »Vieles, Don, sehr vieles.

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