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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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nickte. »Ein Rum, der am besten zu einer guten Zigarre schmeckt, nicht wahr? Nach getaner Arbeit, zur Entspannung für den Mann.«
    Carpenter brüllte los und haute sich auf die Schenkel. »Ich sehe, Sie verstehen mich, alter Freund. Und da wir gerade bei Zigarren sind. Sagen Sie, stimmt es, dass junge, wohlgebaute Mulattenmädchen die Tabakblätter auf ihren nackten Schenkeln rollen?«
    Hermann lächelte fein und warf einen versteckten Blick zu Groth, der unmerklich nickte.
    »Sehen Sie, Mister Carpenter, das ist so. Die Tabakproduzenten verkaufen mehr als nur Zigarren. So, wie Sie mehr als nur Rum verkaufen wollen. Wenn Sie sich entscheiden müssten, würden Sie dann lieber eine auf zarten Mädchenschenkeln gerollte Zigarre rauchen oder eine, die ein derber Mann mit groben Händen auf einem rauhen Tisch gerollt hat?«
    Mister Carpenter brüllte wieder vor Lachen, sprang auf die stämmigen Beine und haute Hermann so herzhaft ins Kreuz, dass dieser um sein Gleichgewicht kämpfen musste. »Sie haben es faustdick hinter den Ohren, alter Junge«, dröhnte er. »Das habe ich Ihnen gleich angesehen.« Dann wandte er sich an den Kaufmann. »Groth, machen Sie ein paar Verträge mit diesem Teufelskerl. Noch nicht so viel für den Anfang. Sagen wir … sagen wir … eintausend Liter Rum. Frisch gebrannt und in behandelte Fässer gefüllt. Zweifach gebrannt, wenn ich bitten darf. Lagern können wir ihn selbst. Unser Land ist größer als diese Insel. Sie haben ein Vierteljahr dafür Zeit. Dann sehen wir weiter.«
    Hermann bemühte sich nicht, seine Freude und sein gleichzeitiges Erschrecken zu verbergen. Eintausend Liter, das war viel, sehr viel. Mit Zettel und Stift führte Hermann eine einfache Dreisatzrechnung durch und kam auf folgendes Ergebnis: Für eine Gallone Rum mit rund 4,5 Litern benötigte man 11,5 Tonnen Melasse. Für 1000 Liter Rum brauchte man also mehr als 2556 Tonnen Melasse.
    Er wusste nicht einmal, ob die diesjährige Zuckerrohrernte dafür reichte. Vielleicht müsste er zukaufen. Das würde nicht so schwer sein, die benachbarten Ingenios suchten schließlich dringend nach Abnehmern. Aber was, wenn er es nicht schaffte? Reichte die Kapazität im Siedehaus aus, um so viel Rum auf einmal zu brennen? Er brauchte Fässer. Gute amerikanische Weißeichenfässer. Nun, die ließen sich beschaffen, aber er brauchte außerdem noch Zeit für seine Experimente. Ein wenig hilflos blickte er zu Groth, und wieder nickte dieser.
    Hermann setzte sich, noch immer ein wenig betäubt. Dieses Mal war es Groth, der ihm einen Rum einschenkte.
    »Lasst uns anstoßen. Auf den Beginn einer guten Geschäftsbeziehung, die zu einer langen Freundschaft wird«, sagte er, und Hermann trank den Rum in einem einzigen Zug. Er spürte dem Brennen nach, das mit Eisenbahngeschwindigkeit durch seine Eingeweide raste. Der Rum, Hermann stellte es mit Erstaunen fest, machte seinen Kopf klar. »Wie soll er heißen, der Rum?«, fragte er.
    Mister Carpenter wiegte den Kopf hin und her und schob seine fleischige Unterlippe nach vorn, so dass er aussah wie ein großes, trotziges Baby. »Das weiß ich noch nicht, das werde ich Ihnen noch mitteilen.«
    Dann fragte Hermann weiter: »Für welche Firma arbeiten Sie eigentlich?«
    An dieser Stelle betrachtete der Amerikaner Hermann sehr genau, und Hermann hielt seinem Blick stand. »Sie wissen es nicht? Sie haben keine Ahnung?«
    »Nein. Bisher liefen alle meine Verkäufe und Verträge über Herrn Groth. Ich beabsichtige auch nicht, daran etwas zu ändern. Trotzdem wüsste ich gern, mit wem ich es zu tun habe.«
    Mister Carpenter nickte. Die Jovialität war gänzlich von ihm abgefallen. Seine kleinen Augen blitzten, und Hermann erkannte jetzt, dass ihm kein gemütlicher Trinkkumpan gegenübersaß, sondern ein knallharter Geschäftsmann. »Ich arbeite für die Rick Woolf Company«, erklärte er. »Woolf ist ein Geschäftsmann in New York, der sich besonders für die Kolonialmärkte interessiert.«
    »Rick Woolf?«, fragte Hermann. »Den Namen habe ich noch nie gehört.«
    Mister Carpenter lehnte sich zurück. »Nun, Fischer, Rick Woolf ist noch ziemlich jung. Er hat ein Vermögen geerbt und möchte dieses Vermögen erweitern.«
    »Das versteht sich«, erklärte Hermann. Mit einem Schlag beschlich ihn ein merkwürdiges Gefühl. Er versuchte, in Carpenters Gesicht zu lesen, nach einem Fallstrick Ausschau zu halten. Er konnte sich nicht erklären, wo das plötzliche Misstrauen herkam, aber für einen

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