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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Bist du verrückt, Titine? Was soll das? Die Schwarzen kriegen ihre Kinder wie von selbst. Sie sind anders als die weißen Frauen.«
    Titine zog die Augenbrauen hoch. »Sie sind anders? Seit wann, Mafalda? Nein, ich bleibe hier. Da kannst du machen, was du willst. Und auch Hermann wird das akzeptieren müssen.«
    »Dein letztes Wort?«
    »Mein letztes Wort. Und nun lass mich bitte allein, ich möchte mich ein wenig ausruhen.«
    Mafalda seufzte. Sie beugte sich zu Titine hinunter und gab ihr einen sanften Kuss auf die Wange. »Du weißt, dass ich dich liebe wie eine Schwester?«, fragte sie.
    »Ja, das weiß ich.«
    »Und du weißt auch, dass ich niemals etwas tun würde, um dir zu schaden.«
    »Ja, auch das weiß ich. Warum fragst du?«
    Titine blickte Mafalda in die Augen, und sie erkannte darin, dass Mafalda ihre Worte Lügen strafen würde. Schmerz sah sie in den Augen der Schwägerin, aber auch verzweifelte Entschlossenheit. In diesem Augenblick war ihr klar, dass es ihr ans Leder gehen sollte. Sie wollte aufspringen, weglaufen, sie wollte wenigstens schreien, doch Mafalda presste ihr ein mit Äther getränktes Tuch auf Mund und Nase und drückte sie in den Stuhl zurück. Nur kurz bäumte Titine sich auf, schlug mit den Armen um sich, kratzte mit den Fersen über den Boden, dann wurde sie still und lag schließlich schlaff wie eine Puppe in ihrem Stuhl.

Siebtes Kapitel
    D ie Tür zum Herrenhaus wurde aufgerissen und so heftig zur Seite geschleudert, dass sie gegen die Flurwand krachte. Schritte knallten auf den Fliesen in der Eingangshalle, dann wurde die Tür zum Arbeitszimmer mit Schwung beinahe aus den Angeln gehoben, und Fela stand vor Zorn bebend vor Hermanns Schreibtisch. »Wo ist sie?«, schrie er seinen Arbeitgeber an. »Wo ist Titine, verdammt!«
    Hermann lehnte sich zurück. Er hatte ein wenig Furcht vor dem großen schwarzen Mann, dessen Augen derart funkelten, dass es Hermann nicht verwundert hätte, wenn sie Funken gesprüht hätten. Mit dem Knie vergewisserte er sich, dass die Pistole, die er am Vormittag unter den Schreibtisch geklebt hatte, noch da war. Dann betrachtete er den Tobenden schweigend.
    »Ich will wissen, wo sie ist!«, brüllte Fela erneut und hieb mit der Faust so heftig auf den Schreibtisch, dass das Tintenfass umfiel und sich eine schwarze Lache über die Papiere ergoss, die Hermann gerade gelesen hatte. Er nahm die Papiere mit spitzen Fingern, schüttelte ein wenig die Tinte ab, dann holte er sein Taschentuch hervor und tunkte die Lache damit auf. Das alles geschah schweigend, das alles geschah mit dieser besonderen, unheilschwangeren Ruhe, die einem großen Sturm vorausgeht. Die Luft vibrierte vor Spannung, die Stille, die nur durch das Knistern von Papier unterbrochen war, hatte etwas Bedrohliches.
    »Wo ist sie?« Fela hatte aufgehört zu schreien, stattdessen war seine Stimme nun ein heiseres Flüstern geworden.
    »Sie ist weg«, erklärte Hermann ungerührt. Er stützte die Ellbogen auf die Stuhllehnen und faltete die Fingerspitzen vor seiner Brust gegeneinander.
    »Wo ist sie hin?« Wieder brüllte Fela.
    Dolores riss die Tür auf, stürzte herein, blieb wie angewurzelt stehen und starrte den Don mit großen Augen an. Er machte ihr ein Zeichen, das Zimmer zu verlassen, und ängstlich zog sich das Hausmädchen zurück.
    »Sie hat mich gebeten, sie an einem geheimen Ort zu verstecken. Sie hatte Angst, dass du sie zwingen wirst, mit den ehemaligen Sklaven im Hüttendorf zu wohnen.« Diese dreiste Lüge ging Hermann so flott von den Lippen, dass er selbst daran glaubte.
    Fela aber schien vor seinen Augen zusammenzufallen. Wie ein böser Geist in einem Märchen, der begriffen hatte, dass er verloren hatte. Seine Schultern sackten nach unten, die Spannung wich aus seinem Körper. Mit einem Schlag wirkte er zehn Zentimeter kleiner. Er ließ den Kopf sinken, scharrte hilflos mit den Füßen, und seine Blicke huschten haltlos durch den Raum. Hermann sah dem Verfall zu, und Genugtuung überkam ihn so sanft wie ein warmer, leichter Sommerregen. Jetzt habe ich dich, dachte er. Jetzt wirst du deinen verdammten Stolz, deine verdammte Überlegenheit einbüßen. Zu gern würde er Fela den entscheidenden, den vernichtenden Schlag zufügen, damit ein für alle Mal klar war, dass er, Hermann, der erste Mann im Leben Titines, der erste Mann auf diesem Stück Erde der Insel war.
    Hermann lächelte. »Du wirst wieder ein Mädchen finden«, sagte er leichthin. »Im Dorf leben etliche junge

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