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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Feind. »Ich kann dir sagen, warum. Mir ist nichts geschenkt worden. Um jedes bisschen habe ich kämpfen müssen. Denk nur an die letzten zehn Jahre. Mein Ingenio lag am Boden. Ich selbst habe auf den Feldern gestanden und neue Stecklinge in die Erde gebracht, habe die Kessel im Siedehaus eigenhändig befeuert, weil meine Sklaven noch auf Urlaub waren.« Er betonte das Wort Urlaub hämisch. »Und jetzt kommt einer daher, der sich ins gemachte Nest setzen will. Die Schwarzen wollen immer nur. Stets nur Ansprüche und Forderungen, dabei sind sie noch nicht einmal in der Lage, für sich allein zu sorgen.«
    »Ich habe also recht, du verachtest sie.« Dr. Winkler nickte, als hätte er das schon lange vermutet. »Ich frage mich nur, aus welchem Grund? Und vor allem frage ich mich, was du eigentlich gegen Fela hast.«
    Hermann zuckte mit den Schultern. Er selbst hätte einiges um eine Antwort gegeben, denn er wusste nur, dass dieser Yoruba ihm vom ersten Tage an ein Dorn im Auge gewesen war. Und er wusste auch, dass er in der Vergangenheit viel zu nachlässig gehandelt hatte. Er hatte geahnt, dass Titine den Mann liebte, aber er hatte geglaubt, dass diese Liebe mit der Zeit versickern würde. Hätte er gewusst, was daraus wird, so hätte er Fela schon lange verkauft. Doch das ging nun nicht mehr. Fela war frei, war kein Sklave mehr. Und die Liebe zwischen seiner Schwester und Fela war größer und stärker, als es sich Hermann je hätte träumen lassen. Er hätte früher reagieren müssen, aber, Herrgott noch mal, er hatte schließlich noch andere Probleme zu lösen gehabt.
    »Denk, was du willst. Ich habe gehandelt, wie es mir richtig erschien.«
    »Und das heißt genau?«
    »Ich habe Titine und Mafalda nach Havanna geschickt. Titine wird dort ihr Kind zur Welt bringen, wird dort leben. So, wie es sich für eine Weiße gehört.«
    Dr. Winkler sog die Luft durch die Nase ein. Dann fragte er leise: »Ist sie denn damit einverstanden?«
    »Sie wird. Da bin ich sicher. Jetzt ist sie noch verblendet, aber mit der Zeit wird sie einsehen, dass ich nur das Beste für sie wollte.«
    »Und du denkst, Fela wird sich das gefallen lassen?«
    »Was soll er schon tun?«, wollte Hermann wissen.
    »Mir scheint, du weißt nicht, was in diesem Land vor sich geht.«
    »Oh, doch, mein lieber Doktor, das weiß ich. Der Krieg ist verloren, das Land gehört noch immer zu Spanien. Aber die Amerikaner kaufen derzeit alles Land, was sie kriegen können. Sie sabotieren Verträge mit Europa, bezahlen mehr für den Zucker als die deutschen oder spanischen Abnehmer. Die Zukunft, so sehe ich das, gehört den Amerikanern. Und der Insel kann nichts Besseres passieren, als von Amerika aufgekauft zu werden.«
    Dr. Winkler stand auf, knöpfte seine Jacke zu. Sein Gesicht zeigte sich verschlossen. »Dann werde ich dir mal sagen, wie ich die ganze Sache sehe: Du machst mit den Amerikanern gemeinsame Sache, verrätst dadurch das Land, welches dir Reichtum gebracht hat. Und du verrätst deine Schwester, opferst ihre Liebe deinen kleinlichen Konventionen. Aber Fela wird das nicht auf sich beruhen lassen. Du bist in Gefahr, Hermann. Du und dein ganzer Reichtum. Vor allem aber: dein Herz und deine Seele.«
    »Ach was. Was soll mir schon passieren? Fela wird es nicht wagen, mir irgendwelche Forderungen zu stellen. Kann sein, dass er selbst nach Havanna geht, um sie zu suchen. Aber er wird Titine nicht finden. Eines Tages wird er aufgeben. Vielleicht ergibt er sich dem Trunk und verreckt daran, vielleicht gerät er in einer Hafenkneipe in Streit und wird erschlagen. Was auch immer er vorhat, Andreas, er wird es nicht zum Erfolg führen.«
    Der Arzt trat einen Schritt auf den Schreibtisch zu. »Du bist mein Freund«, sagte er. »Und ich wünsche dir bei Gott nichts Schlechtes. Aber das, was du da sagst, zeugt davon, dass du keine Ahnung hast, was in deinem Land, auf deinem Ingenio vor sich geht. Die Schwarzen hassen die Amerikaner. Sie weigern sich, für sie zu arbeiten, denn sie wissen, dass der Süden Amerikas voller Sklaven ist, die schlechter behandelt werden als Tiere. Hier haben sie schon für ihre Rechte gekämpft. Und das, was sie erreicht haben, lassen sie sich nicht mehr nehmen. Auch Fela nicht. Besonders Fela nicht. Wäre ich du, so würde ich mit der Pistole unter dem Kopfkissen schlafen.«
    Hermann betrachtete verstockt den Tintenfleck auf seinem Schreibtisch. »Ich habe mich entschieden«, sagte er leise. »Vielleicht habe ich eine falsche

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