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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Dinger. Mädchen vom selben Schlag wie du. Mit denen kannst du leben und ein Dutzend Kinder zeugen, die zu dir gehören.« Er konnte es sich nicht verkneifen, den Finger wie ein Schulmeister zu heben. »Du musst endlich begreifen, wo du hingehörst. Wo deine Frau hingehört und deine schwarzen Kinder.«
    Er hatte gehofft, Fela noch weiter zusammensinken zu sehen. Eine ungeheure Lust, den anderen noch mehr herabzuwürdigen, überkam ihn, ließ ihn nach immer neuen Beleidigungen nachsinnen, nach weiteren Demütigungen. Hermann war wie in einem Rausch. Alles, was er je erlitten hatte in seinem Leben, galt es, in diesem Augenblick wiedergutzumachen. Er hatte den Eindruck, wenn er Fela vernichten würde, dann wäre mit einem Schlag auch sein gesamtes Scheitern vernichtet. In dem schwarzen jungen Mann sah er, blind vor Hass und Wut, Wilma und alle die, die ihn je unterdrückt, gequält, gedemütigt hatten. Ein Teil von ihm wusste, dass das, was er tat, ungerecht war, aber er konnte nicht anders. Natterngift loderte durch sein Blut. Er wollte vergiften, vernichten, zerstören. Er suchte nach den letzten Worten, nach den Worten, hinter denen nur noch Asche war. Asche im Mund, in der Seele, im Herzen.
    »Es wird keine Kinder geben. Keine Kinder mit Titine als Mutter und dir als Vater.« Das war es. Das war der Satz, nach dem er gesucht hatte. Der Satz, vor dem Fela in die Knie gehen würde. Winselnd und bettelnd, der Satz, der nicht nur eine Gegenwart mit Fela und Titine unmöglich machte, sondern auch eine Zukunft.
    Doch diese Worte ließen Felas Kopf in die Höhe schnellen. Er reckte das Kinn vor, hart und kantig wie ein Fels. Seine Schultern strafften sich wieder, und es sah aus, als wüchse er vor Hermanns Schreibtisch um gute zehn Zentimeter.
    Fela streckte die Hand aus und deutete anklagend damit auf Hermann. »Du Schwein«, flüsterte er und ließ allen fadenscheinigen Respekt fahren. Seine Augen loderten vor Wut. »Du Schwein, du hast sie weggebracht. Du willst damit unsere Hochzeit verhindern. Du willst verhindern, dass sie unser Kind zur Welt bringt. Sie wäre niemals ohne ein Wort gegangen. Du warst das. Wo ist sie? Ich lasse nicht zu, dass du unser Leben zerstörst.«
    Die letzten Worte schrie er so laut, dass Hermann meinte, die Fensterscheiben leise scheppern zu hören. Dann spannte sich Felas Körper plötzlich, er holte tief Luft, hechtete über den Schreibtisch und packte Hermann beim Kragen. »Wo ist sie?« Seine Stimme war nicht mehr als ein rauhes, schmerzgeplagtes Flüstern.
    Hermann versuchte, den Hals ein wenig zu drehen, doch Felas harte Faust hielt seinen Hemdkragen so fest, dass ihm die Luft knapp wurde. »Ich habe keine Ahnung«, krächzte er.
    Die Tür schwang auf, und die beiden Hausmädchen erschienen auf der Schwelle. Bei dem, was sie sahen, begannen sie zu kreischen.
    Da trat Dr. Winkler ins Zimmer. »Aufhören«, rief er. »Aufhören.«
    Er packte Fela an den Beinen und zog ihn von Hermann weg. Dann schlug er ihm leicht ins Kreuz. »Was ist hier eigentlich los?«
    Fela deutete anklagend auf Hermann, öffnete den Mund, doch dann schloss er ihn wieder, schüttelte sich ein wenig und sagte zu Dr. Winkler: »Nichts ist passiert. Nichts, mit dem ich nicht hätte rechnen müssen.«
    Noch einmal blickte er Hermann ins Gesicht, und Hermann erschrak bis in die letzte Faser seines Seins. In Felas Gesicht spiegelte sich nicht nur unbändige, rasende, tobende Wut, sondern ein Hass, der ausschließlich vom Tod beendet werden würde. Fela, das wusste Hermann, erkannte es so klar wie nie etwas zuvor, würde ihn vernichten. Genau so, wie er ihn vernichtet hatte.
    Fela riss sich aus Dr. Winklers Armen los. Er hatte keine Worte mehr für das, was in ihm wütete. Er hatte keine Gesten mehr, nur noch den einen Wunsch: Hermann für das zu bestrafen, was dieser ihm angetan hatte. Und auch, wenn er es noch nicht so klar zu benennen wusste, so fühlte er doch, dass gerade ein Kampf auf Leben und Tod begonnen hatte. Er starrte Hermann in die Augen, bis er sicher war, dass auch der Don begriffen hatte, dass auf seinem Ingenio ein Krieg ausgebrochen war. Ein Krieg, der viele Opfer fordern würde, der blutig und schmerzensreich geführt werden würde bis zum letzten Tag, bis zum bittersten Ende.
    Dann schob Fela die beiden Hausmädchen, die mit verschreckten Gesichtern in der Tür standen, grob zur Seite und verließ mit langen, hölzernen Schritten das Arbeitszimmer.
    Andreas Winkler sah ihm kopfschüttelnd nach und

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