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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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wird sie gefügiger machen. Vielleicht können wir ja sagen, man hätte es uns auf die Türschwelle gelegt. Wir werden es annehmen, wie es einem Onkel und einer Tante zukommt. Es soll ihm an nichts fehlen. Aber Titine muss lernen und erfahren, was es heißt, eine Niggerhure genannt zu werden. Sie wird dortbleiben. Aus gesundheitlichen Gründen. Und du wirst dafür sorgen, dass sie auch bleibt.«
    Mafalda wollte etwas erwidern, aber Hermann schnitt ihr mit einer Handbewegung das Wort ab. »Ich dulde keinen Widerspruch.«
    »Ich wollte dir nicht widersprechen. Wissen wollte ich nur, wie du dich bei der Rumsache entschieden hast.«
    Hermann blickte seiner Frau fest in die Augen. »Ich werde das Geschäft mit Carpenter abschließen.«
    »Aber du hast doch …«
    »Schweig! Es geht jetzt nicht um die Geschicke der Insel, nicht mehr darum, ob die Spanier oder die Amerikaner hier das Sagen haben werden. Es geht um uns. Um unsere Familie. Und deshalb werde ich mit Carpenter reden. Wenn es geht, werden die Verträge noch heute unterzeichnet.« Als er Mafaldas traurigen, endlos enttäuschten Blick sah, ging er zu ihr, legte beide Hände um ihr schmales, liebes Gesicht. »Später, wenn alles wieder so läuft, wie es soll, werde ich die Verträge mit dem Amerikaner kündigen. Es ist nur für eine Weile. Weil eben das Glück meiner Familie vorgeht.«
    Mafalda öffnete den Mund, um etwas zu sagen, dann aber wandte sie niedergeschlagen den Blick ab und schwieg.
    »Was ist?«, wollte Hermann wissen. »Was wolltest du sagen?«
    Da straffte Mafalda die Schultern. »Woher willst du so genau wissen, was deine Familie möchte? Woher weißt du denn so genau, was uns glücklich macht?«
    Es war das erste Mal in ihrer Ehe, dass Mafalda so mit ihm sprach, dass sie ihrer Missbilligung seiner Entscheidung gegenüber ihre Stimme verlieh. Er suchte ihren Blick, fand Trotz darin. »Willst du mich nicht verstehen?«, fragte er.
    Sie zuckte mit den Schultern. »Ich habe schon mehr gesagt, als ich sagen wollte. Nun muss ich packen. Wirst du Titine deine Entscheidung mitteilen?«
    Hermann schüttelte den Kopf. »Den Teufel werde ich. Du wirst für Titine packen, und sie wird erst von dem Ausflug nach Havanna erfahren, wenn keine Zeit mehr bleibt, Fela zu benachrichtigen.«
    Abermals wagte Mafalda einen Einspruch. »Sie ist eine erwachsene Frau. Meinst du nicht, sie sollte für sich selbst entscheiden?«
    Hermann blickte Mafalda an, als hätte sie etwas ganz und gar Ungeheuerliches von sich gegeben. »Ich habe immer für sie entschieden. Und ich sehe nicht, dass sie damit bisher schlecht gefahren ist. Ich werde auch weiter für sie entscheiden. Sie ist meine Schwester, und ich habe geschworen, sie glücklich zu machen.«
    Mafalda wollte erneut einen Einwand erheben, aber Hermann schnitt ihr das Wort ab. »Pack eure Sachen. Es bleibt nicht mehr viel Zeit.«
    Er wollte den Raum verlassen, doch Mafalda hielt ihn zurück. »Wie viele Sachen soll ich packen? Für eine Woche? Für zwei?«
    »Dich erwarte ich in zwei Wochen zurück, wenn du willst. Du kannst auch in Havanna bleiben, bis sich die Unruhen gelegt haben. Das wäre mir sogar lieber, denn ich möchte dich nicht in Unannehmlichkeiten bringen. Für Titine aber wird es ein längerer Ausflug. Sie bleibt in Havanna.«
    Mafalda fasste nach Hermanns Ärmel. »Das kannst du nicht tun. Du kannst sie nicht einfach gegen ihren Willen von hier wegschaffen.«
    Hermann blickte sie an, und Mafalda sah in diesem Blick eine Entschlossenheit, die ihr Angst machte. Er hatte eine Entscheidung getroffen, sah sie, und niemand und nichts würde ihn davon abbringen können. Er war bereit, den Ingenio, ja, sogar sich selbst zu opfern, und er würde dabei stets glauben, dass er dieses Opfer für Titine und Mafalda gebracht hatte. »Nicht!«, flüsterte sie. »Du tust das Falsche.«
    Aber ihre Worte erreichten ihn nicht. »Ich tue, was ich tun muss. Jeder andere weiße Mann würde ähnlich handeln. Du bist mein Weib. Du wirst tun, was ich dir sage.«
    Er verließ das Schlafzimmer so abrupt, als fliehe er vor Mafalda, und begab sich in seinen Arbeitsraum. Fast befürchtete er, Fela würde noch immer so dastehen wie vor zwei Stunden, aber das Zimmer war leer. Hermann fragte Dolores nach ihm, doch das Hausmädchen wusste nichts über seinen Verbleib.
    Also schritt Hermann in den Patio, in dem Joachim Groth und Mister Carpenter saßen und dicke Zigarren rauchten. Imelda hatte alle Fenster und Türen des Hauses geöffnet und

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