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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Tisch.
    »Diebe!«, kreischte Hermann mit sich überschlagender, kieksender Stimme. »Diebe! Schweine!«
    An der Tür drehte sich Fela noch einmal um. »Ich warte unten auf dich.«
    Kaum waren die drei schwarzen Männer zur Tür hinaus, wurde der Rauch im Zimmer so dicht, dass Hermann kaum noch Luft bekam. Er sprang aus dem Bett, eilte zum Fenster, trat in ein Flammennest, heulte auf, riss das Fenster auf und atmete tief durch. Doch die frische Luft fachte das Feuer noch mehr an. Von den Vorhängen griff es auf die Ottomane, auf der Mafalda so gern ruhte, über, von dort nach den Teppichen und das alles in so rasender Geschwindigkeit, dass Hermann gar nicht so schnell hinschauen konnte. Er sprang über einen brennenden Läufer, griff nach der Türklinke, die mittlerweile schon so heiß war, dass er sich daran die Hand verbrannte, riss die Tür auf und stürzte aus dem Haus. Im Rennen nahm er wahr, dass auch der große Salon brannte, doch er kümmerte sich nicht darum. Eine Hand hielt er an die Kehle gepresst, mit dem Taschentuch in der anderen Hand bedeckte er Mund und Nase, doch der Rauch drang durch den dünnen Stoff und ließ ihn nach Atem ringen. Als ihm schon schwarz vor Augen wurde, atmete er tief ein, atmete den brennenden, kratzenden Rauch ein, Tränen quollen aus seinen Augen. Er krümmte sich, rannte dabei weiter. Schwarze Kreise tanzten vor ihm, die Zunge schien anzuschwellen, die Treppe drehte sich unter ihm im rasenden Schwindel. Sein Herz trommelte gegen die Rippenbögen, seine Lungen lechzten nach Luft, nach Luft … und als er endlich die Haustür erreicht hatte und ins Freie taumelte, sah er Fela da stehen und auf ihn warten, als wäre er eine Erscheinung des Jüngsten Gerichts. Und Hermann ließ sich fallen, kroch auf allen vieren, keuchte, japste, während Fela einfach nur im Schein der Flammen dastand und darauf wartete, dass Hermann sich endlich erhob und mit ihm kämpfte.

    »Steh auf, wenn du kein Feigling bist.« Felas Stimme klang hart. Er hatte nicht laut gesprochen, und doch übertönten seine Worte das Knistern und Prasseln, das Rauschen, die verzehrende, unstillbare Gier des Feuers, das hinter ihnen tobte.
    Hermann würgte, brachte ein wenig Flüssigkeit zum Vorschein. Noch immer auf den Knien, wischte er sich mit dem Ärmel den Mund ab und schluckte. Der saure Geschmack ließ ihn den Mund verziehen.
    »Los, steh endlich auf.«
    Hermann sah nach oben, erkannte die Verachtung in Felas Blick. Verachtung. Er, der Schwarze, der Nichtsnutz, der arme Schlucker, verachtete ihn, seinen Herrn und letztendlich seinen Ernährer? Alles konnte Hermann ertragen, aber gegen Verachtung hatte er noch kein Mittel gefunden. Was wagte dieser Kerl? Was bildete er sich ein?
    Mit einem Schrei, der an ein kampflustiges, mordbereites Tier denken ließ, sprang er auf die Füße, stieß die Sohlen vom Boden ab und hechtete auf Fela zu. Es gelang ihm, den Feind, den Erzfeind, am Kragen seines Kittels zu packen. Doch Fela wankte nicht, schwankte nicht. Mit einer Hand griff er nach Hermanns Schopf und zog seinen Kopf nach hinten, mit der anderen schlug er ihm die Machete in die Kniekehle. Mit einem Schrei sackte Hermann zusammen, aber nur, um sich erneut aufzurappeln. »Hier!«, rief Fela ihm zu. »Fang!« In seiner Hand schwang eine zweite Machete. »Ich kämpfe nicht gegen jemanden, der nicht bewaffnet ist.«
    Hermann fing das Werkzeug mit einer Hand, dann stürzte er sich wieder auf Fela, hieb mit der Machete nach ihm. Fela hob den Arm, um sein Gesicht zu schützen, und schwang mit der Rechten seinerseits die Waffe. Einmal schrie Hermann auf. Er fasste verdutzt nach seinem Gesicht und betrachtete dann seine Hand, die voller Blut war. Dann trat er einen Schritt zurück, schwang die Machete weit über den Kopf, ließ sie aber nicht gerade, sondern seitlich versetzt auf Fela niederprallen und riss ihm die rechte Wange von der Schläfe bis zum Mundwinkel auf. Er nutzte Felas Überraschung und landete noch einen weiteren Schlag, diesmal auf die linke Schulter. Blut quoll hervor. Hermann konnte es riechen. Und wenn er sich bisher vor diesem Geruch geekelt hatte, so schien er ihm jetzt Saft des Lebens zu sein. Er tänzelte zurück, und Fela folgte ihm. Ein Schlag traf ihn am Oberschenkel. Er spürte das Blut aus einer Wunde schießen, doch er fühlte keinen Schmerz. Er fühlte gar nichts mehr, dachte nichts mehr, war nur noch ein Tier, das bedroht war und sein Leben verteidigen wollte. Jetzt, in diesem Augenblick und vor

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