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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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der brennenden, lodernden, rußenden Fassade seines Hauses ging es nicht mehr um Titine, um Würde oder Stolz, sondern einzig um Leben und Tod. Hermann, der vor sehr kurzer Zeit noch so schlaff und matt im Bett lag, dass er glaubte, nicht aufstehen zu können, fühlte sich nun stark und kräftig wie ein junger Bär. Er brummte, grunzte, riss den Arm mit der schweren Machete hoch und hieb auf Fela ein, spürte hin und wieder die kalte Schneide des Metalls in sein Fleisch dringen, fühlte den warmen Strom des Blutes auf seiner Haut, doch keinen Schmerz, keine Müdigkeit.
    Rings um sie herum wurden Schreie laut. Ein Dutzend schwarzer Männer hatte sich eingefunden, umstand die beiden Kämpfer im Ring. Doch Hermann hörte die Schreie nicht, erkannte die Worte nicht, die da warnten vor der Nähe des Herrenhauses, dessen Dachbalken lichterloh brannten. Er sah, wie Fela die Machete sinken ließ, wie er ihm etwas zurief, wie auch die anderen ihm Worte zubrüllten, die er nicht verstand. Er roch nur das Blut, spürte die Schwere der Waffe in seiner Hand, während Fela seine Machete hatte sinken lassen und mit vor Entsetzen weit aufgerissenen Augen auf das Herrenhaus hinter Hermanns Rücken starrte. Jetzt, dachte Hermann. Jetzt habe ich dich. Schutzlos. Ich werde deinen Schädel zertrümmern, werde ihn spalten wie einen Kürbis. Du bist nicht mehr Gegenwart, du bist schon Vergangenheit. Die Schreie wurden lauter, drängender, doch Hermann hielt sie für Warnrufe der anderen Schwarzen. Weit riss er die Machete über den Kopf, damit er genügend Schwung hatte. Er fletschte die Zähne wie ein tollwütiger Hund. Gleich würde Felas Leben zu Ende sein. Ein berauschendes Gefühl machte sich in Hermann breit. Unbesiegbar war er, ein wahrer Herr und Gebieter. Und jetzt würde er es ihnen allen beweisen. Er holte tief Luft, spannte die Armmuskeln an, doch dann, gerade in dem Augenblick, als er zum alles entscheidenden Schlag ausholen wollte, wurde es schwarz um ihn. Er hörte etwas zerbersten, als hätte ein Hurrikan auf dem Meer ein Schiff in seine Zangen genommen. Er schmeckte Staub und Rauch auf der Zunge und wunderte sich darüber. Wo war seine Machete? Was war mit einem Mal passiert? Dann brachen seine Beine unter ihm weg, und er hörte wie aus weiter Ferne ein Dröhnen und Rumpeln und Krachen und Splittern. Ihm wurde warm, so furchtbar warm, so unendlich heiß, dass die Luft in den Lungen brannte und ihn wieder zum Husten zwang.
    Dann fiel er in nachtschwarze Dunkelheit. Er fiel und fiel und fiel, und während er fiel, sah er am Ende eines Tunnels ein strahlendes, warmes Licht.

Neuntes Kapitel
    J emand riss an seinem Körper. Es tat weh, aber Hermann konnte nicht schreien, denn sein Mund schmerzte so sehr, dass er ihn nicht bewegen konnte. Er versuchte, seine Augen zu öffnen, aber die Lider klebten so fest auf ihnen, dass er sie nicht hochbekam. Er spürte seine Beine nicht mehr, spürte nur die ungeheure Last, die auf ihm lag, seinen Brustkorb zentnerschwer bedrückte. Hermann hörte Rufe. Männerstimmen, die ihm vage bekannt vorkamen.
    »Nimm den Balken. Wir müssen zuerst den Balken wegdrücken.«
    Eine andere Stimme erwiderte: »Das ist zu gefährlich. Der Balken könnte noch heiß sein. Womöglich glimmt es im Inneren noch.«
    Und wieder die erste Stimme, die in Hermann Freude und zugleich Unbehagen auslöste. So, als gehöre die Stimme einem Freund, mit dem er im Streit auseinandergegangen war. Er versuchte, zu lächeln, doch seine Lippen schmerzten so stark, dass er laut aufstöhnte.
    »Hast du das gehört?« Die Stimme des Freundes fragte das. »Sei still, vielleicht kommt noch mehr.« Und dann rief jemand seinen Namen, aber Hermann konnte nicht antworten, weil sein Mund so höllisch weh tat und die Kehle staubtrocken war, dass die Worte ihm auch ohne den Schmerz auf der Zunge verdorrt wären.
    »Wir müssen doch den Balken anheben«, hörte er jemanden rufen. »Ich sehe ein Stück von einem Schuh. Egal, ob in dem Holz noch Feuernester glimmen.«
    Dann hörte Hermann nichts mehr, er sank in ein dickes, graues Kissen, alles wurde dunkel um ihn herum. Aber plötzlich erschrak er. Etwas Kaltes, Nasses hatte ihn getroffen, und ein paar Muskeln hatten vor Überraschung gezuckt, so dass er sich gestoßen hatte. Er versuchte, Arme und Beine zu bewegen, aber jetzt, nach den Rufen, die von weit her zu kommen schienen, begriff er, dass er eingeklemmt war. Ein Stöhnen drang aus seinem Mund, ein kratzender, bäriger Laut.
    »Ich

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