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Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
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Speichel hatte sich in seinen Mundwinkeln gebildet. Unter seinen Augen lagen schwärzliche Ringe, und Mafalda wusste, dass unter den Lidern rotgeränderte, milchige Blicke auf jede ihrer Bewegung lauerten. Schmal war er geworden, eingefallen, faltig, alt. Unansehnlich. Er ließ sich nicht von Dolores waschen, auch von ihr nicht. Nur manchmal, viel zu selten, verlangte er nach einer Schüssel mit Wasser, das noch immer klar und frisch war, wenn sie die Schüssel nach einer Weile wieder holte. Sein Nachthemd war am Kragen speckig, ein Knopf lose, und auch die Bettwäsche gehörte dringend gewechselt. Ein Greis ist er, dachte Mafalda.
    Seine Hände, früher hart und manchmal sogar schwielig von der Arbeit, lagen jetzt weiß und weich auf der Bettdecke. Mafalda beugte sich ein wenig über ihren schlafenden Mann. Sein Atem stieg ihr ins Gesicht, und sie verzog das Gesicht vor Widerwillen. Für einen Augenblick, einen winzigen, klitzekleinen, kaum messbaren Augenblick kam ihr der Gedanke, ein Kissen auf dieses faltige, schlecht riechende Gesicht mit den trunkenen, toten Augen zu drücken. Einfach drauflegen und drücken. Doch dann kam ihr dieser Gedanke so ungeheuerlich vor, dass sie aus dem Schlafzimmer rannte. Sie eilte wie besinnungslos durch die Gassen, getrieben von ihrer Schuld und überzeugt, dass jeder Mensch lesen konnte, was auf ihrer Stirn geschrieben stand: »Gattenmörderin.«
    Vor einer Kirche machte sie halt, vollkommen außer Atem, rot vom Lauf und vor Scham. Sie betrat die Kirche, und augenblicklich legten sich Ruhe, Kühle und der schwache Geruch nach Weihrauch besänftigend auf ihr Gemüt. Sie fand wieder zu sich, ließ sich auf eine Bank fallen, faltete die Hände und blickte nach vorn zu Jesus am Kreuz. Noch immer ging ihr Atem schnell, aber sie hatte jetzt nicht mehr das Gefühl, zu ersticken. Eine ganze Weile saß sie da, ließ das Halbdunkel und die Stille auf sich wirken, bis auch sie ruhig geworden war. Dann stand sie auf, bekreuzigte sich, kniete vor dem Altar nieder und betete. Sie betete still, vertraute Gott all ihre Ängste und Zweifel an, ja, selbst die tiefschwarzen Gedanken, die sie am Bett von Hermann gehabt hatte. Und dann schaute sie an Jesus am Kreuz vorbei zu einem Bildnis seiner Mutter Maria, die sanft und gütig auf sie herablächelte. Und Mafalda schöpfte Kraft und Zuversicht unter diesem Blick, ließ sich trösten von einer Frau, die ihren Sohn gekreuzigt gefunden hatte, die ein Leid erfahren hatte, das unermesslich war, und die trotzdem auf allen Bildnissen lächelte.
    Dann entzündete sie eine Kerze, seufzte noch einmal, bat um Kraft, verließ die Kirche und begab sich auf einen Weg, der sie alles an Kraft, Stolz und Würde kostete, der aber nicht mehr zu umgehen war.

    Fela lebte so ganz im Einklang mit der Natur, dass er dort, wo früher Menschen mit ihm gesprochen hatten, nun das Gespräch mit den Bäumen suchte. Er kannte die Geräusche der Bäume, das Sausen und Säuseln der Blätter in der tropischen Hitze, das Wispern und Rascheln und Tuscheln, wenn der Wind aufkam, und das Peitschen, Knarren und Krachen bei einem Hurrikan. Wenn die Sonne stach, legte sich Fela in den Schatten der Bäume, sah in das Blätterdach und betrachtete die Wolken. Oft lag er nun so da und starrte in den Himmel. Seine Zeit als Cimarron ging zu Ende. Er fühlte es. Doch bevor er zurück zu den Menschen ging, musste er wissen, was genau geschehen sollte. Fela brauchte einen Plan. Und dieser Plan wiederum brauchte Zeit. Sollte er hinunter in die Dörfer und sich dort eine Anstellung suchen? Allein auf den Feldern arbeiten, in den Hütten schlafen und sich nach seiner Familie, die er doch hatte, sehnen? Oder sollte er direkt nach Havanna gehen, sich um eine Anstellung als Hausknecht, als Fuhrmann oder als Verlader am Hafen bemühen und dort nach Titine suchen? War er überhaupt noch fähig, ständig unter Menschen zu leben, die ihn mit Verachtung straften, weil er schwarz war? Fela wusste es nicht. Vor seinen Augen stand ein Wunschbild. Er sah sich mit Titine, die ein weißes Kleid trug und einen weißen Sonnenschirm über dem Kopf hielt, um ihre helle Haut vor den stechenden Strahlen der Sonne zu schützen. Sie spazierten durch einen Garten, in dem wundervolle Blumen mit ihren Farben prahlten und die Luft mit milden Düften erfüllten. An der Hand hielt er sein Kind. Wurde es nicht bald zwei Jahre alt? Und er wusste noch immer nicht, ob er einen Sohn oder eine Tochter hatte. Doch das war ihm

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