Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Sterne der Karibik: Roman (German Edition)

Titel: Sterne der Karibik: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Beatrice Fabregas
Vom Netzwerk:
Teppiche wellten sich, die Möbel lagen herum, als hätten Riesen damit Fangen gespielt, auch sie waren zerbrochen, verschlissen. Polsterungen hatten sich durch Stoff gedrängt, das Rosshaar hing heraus, wenn es nicht gleich im Raum umherwirbelte.
    Hilflos betrachtete Fela die Verwüstungen. Nein, so schlimm hatte er es sich nicht vorgestellt.
    Drüben, das Herrenhaus, war mitsamt dem ganzen Inventar bis auf die Grundmauern abgebrannt. Nur ein paar verkohlte Steine erinnerten an die einstige Pracht. Vom Verwalterhaus aber hatte Fela geglaubt, dass es noch einigermaßen in Schuss wäre, doch wie sehr hatte er sich getäuscht!
    War hier noch etwas zu reparieren? Oder war es besser, auch dieses Gebäude dem Erdboden gleichzumachen, um es schneller an anderer Stelle wieder neu aufzubauen? Für einen Augenblick überkam Fela die Trostlosigkeit. Hatte das alles überhaupt einen Sinn?
    Er hockte sich auf den Boden, den Rücken an die Wand gelehnt, und betrachtete noch einmal genau die Verwüstungen. Die Fenster mussten repariert werden, die Türen und Fußböden abgeschliffen und gestrichen, die Wände neu gemalt, das Dach ausgebessert und das ganze Haus vollkommen neu eingerichtet werden. Wie sollte er das alles allein schaffen?
    Von draußen waren Schritte zu hören, aber Fela rührte sich nicht. Wer konnte das schon sein? Ein ehemaliger Sklave vielleicht, der einen Weg abkürzen wollte. Niemand sonst würde sich hierher verirren.
    »Ich dachte mir, dass ich dich hier finde«, erklang eine Stimme hinter ihm, ein Kopf wurde in der Fensteröffnung sichtbar und sogleich betrat Dr. Andreas Winkler den Raum, baute sich vor ihm auf, lachte über das ganze Gesicht und reichte ihm die Hand.
    »Komm auf die Füße, Junge«, sagte er.
    Widerstrebend ließ sich Fela hochziehen. »Woher wissen Sie, dass ich hier bin?«, fragte er.
    »Sag du zu mir. Du bist kein Sklave mehr, wir sind gleichgestellt. Und nun zu deiner Frage. Seit Tagen höre ich von einem Mann mit einer riesigen Narbe im Gesicht, der die Straße in Richtung Trinidad geht. Fuhrmänner haben von dir erzählt, Boten, Bauern, die ihr Gemüse zu uns auf den Markt brachten. Ich dachte sofort, dass du es sein müsstest, und war gottfroh darüber, denn ebenso gut hättest du tot sein können.«
    Fela schüttelte den Kopf. Die Narbe. Seit Jahren hatte er nicht mehr an die Narbe gedacht. Nicht ein einziges Mal hatte er sie mit dem Finger berührt, sie niemals in einem Spiegel angesehen. Ja, er hatte sie regelrecht vergessen. Jetzt aber tastete er nach ihr, verzog das Gesicht vor Sorge. »Bin ich sehr entstellt?«, fragte er mit ängstlicher Stimme. »Bin ich noch ansehnlich, oder wirke ich wie ein Monster?«
    »Ach was! Du siehst sehr männlich aus, gefährlich nach Art der Piraten. Die Weiber stehen auf so etwas, glaub mir.« Er lachte, breitete die Arme aus und zog den sich wehrenden Fela einfach an seine Brust. Er klopfte ihm wohl ein Dutzend Mal auf den Rücken, ehe er ihn wieder losließ. »Und nun sag schon, was hast du in all der Zeit getrieben? Was machst du hier?«
    Andreas Winkler trat gegen eine kleine Kommode, die unter seinem Tritt zersplitterte wie ein Zigarrenkistchen. »Wusste ich es doch!«, sagte er, nahm eine Flasche Rum aus dem zerborstenen Schränkchen, zwei Gläser dazu und dirigierte Fela hinaus auf die Terrasse. Dort setzte er sich auf die oberste Stufe, zog den Korken mit den Zähnen aus der Flasche, goss sich und Fela großzügig ein. »Trink, mein Junge, und dann erzähl mir.«
    Fela gehorchte. Der Alkohol, an den er nicht gewöhnt war, brannte in seiner Kehle, rann als Feuerstrom den Magen herab und löste seine Zunge. »Ich bin gekommen, weil ich nicht länger im Wald als Cimarron leben wollte. Mehr als zwei Jahre war ich dort. Das ist genug.«
    Er wandte seinen Oberkörper halb dem Arzt zu. »Der Ingenio liegt noch brach, vermute ich, weil er keinen neuen Besitzer hat?«
    »Da hast du recht, mein Junge. Don Hermann hat ihn nicht verkauft. Wahrscheinlich hat niemand diese Pflanzung haben wollen. Hier bei uns herrscht noch immer Krieg zwischen den spanischen und den amerikanischen Anhängern. Niemand kauft oder verkauft etwas, weil keiner weiß, was kommen wird. Ich glaube gar, Hermann hat Trinidad mit allem, was es hier gibt, einfach vergessen. Ich habe ihm geschrieben, mehrmals, aber nie habe ich eine Antwort bekommen. Prost!«
    Er hatte die Gläser erneut gefüllt und stürzte seines jetzt hinunter.
    »Gibt es einen Verwalter, der hin und wieder

Weitere Kostenlose Bücher