Sterne einer Sommernacht
vorbeigefahren, um zusätzlich zu Jareds sein eigenes Gewicht in die Waagschale zu werfen, doch vergebens. Joe Dolins mustergültige Führung wog schwerer. Alles, was ihm jetzt noch blieb, war, Cassie zu informieren.
Er fand sie auf den Knien im Salon vor, wo sie gerade die Beine eines antiken Tisches hingebungsvoll polierte. Sie war so vertieft in ihre Arbeit, wobei sie fröhlich vor sich hin summte, dass sie ihn gar nicht kommen hörte. Über ihrer Hose trug sie eine weiße Schürze, und neben ihr stand ein Plastikkorb mit allen möglichen Putzgeräten und Putzmitteln. Devin betrachtete sie versonnen.
Das lockige Haar hatte sie sich hinter die Ohren gesteckt, sodass es ihr nicht ins Gesicht fallen konnte.
Sie wirkte so verdammt glücklich. Devin rammte die Hände in die Hosentaschen.
„Cass?”
Sie fuhr herum, wobei sie sich fast den Kopf an der Tischplatte gestoßen hätte. Einen Moment später errötete sie bis unter die Haarwurzeln.
„Devin.” Sie drehte ihr Staubtuch in den Händen. Musste er ausgerechnet jetzt auftauchen, wo ihr gerade eben ihr Traum wieder in den Sinn gekommen war? Der Traum, in dem Devin … großer Gott.
Er starrte sie an, dann machte er einen Schritt auf sie zu. Sie sah aus, als hätte sie ein leibhaftiges Gespenst gesehen. „Was hast du denn? Stimmt was nicht?”
„Nein. Nein. Nichts … alles in Ordnung.” Plötzlich war ihr, als hätte sie Schmetterlinge im Bauch. „Ich war nur mit meinen Gedanken woanders. Das ist alles.” Etwa nicht? „Du hast mich erschreckt. Das ist alles.”
Es war ganz untypisch für sie, sich wortwörtlich zu wiederholen. Er kniff die Augen zusammen. „Bist du sicher, dass mit dir alles in Ordnung ist?”
„Aber ja. Mir geht es gut. Wirklich.” Jetzt erhob sie sich, hörte jedoch nicht auf, nervös das Staubtuch zu attackieren. „Das Ehepaar, das heute hier übernachtet hat, ist zu den Schlachtfeldern rausgegangen.
Sie wollen noch eine Nacht bleiben. Sie kommen aus North Carolina, und er scheint ein richtiger Kriegsnarr zu sein. Ich habe ihnen alles an Informationen gegeben, was wir über die Schlacht, die hier stattgefunden hat, haben … und durchs Haus geführt hab ich sie dann auch. Die Vorstellung, dass es hier Gespenster geben könnte, hat sie regelrecht elektrisiert.”
Verwirrt nickte er. Sie redete wie ein Wasserfall. Und normalerweise hatte er Mühe, ihr drei Sätze am Stück zu entlocken. „Okay.”
„Möchtest du vielleicht einen Kaffee? Ich werde dir eine Tasse machen”, sagte sie und schickte sich an, den Salon zu verlassen, noch ehe er Gelegenheit hatte zu antworten. „Und Schokoladenkekse”, fügte sie, bereits an der Tür, hinzu. „Ich hab heute Morgen Schokoladenkekse gebacken und…” Als er ihr die Hand auf den Arm legte, um ihren Redefluss zu stoppen, starrte sie ihn an wie ein erschrecktes Reh im Licht der Scheinwerferkegel.
„Cassandra, entspann dich.”
„Ich bin entspannt. Ich bin entspannt.” Seine Hand war stark und warm.
„Du bist ja ganz außer dir. Hol tief Luft. Los. Ein paarmal hintereinander.”
Sie gehorchte und spürte, wie sie langsam ruhiger wurde. „Mir geht es gut, Devin, wirklich.”
„Okay, lass uns Kaffee trinken.” Noch bevor er an der Tür war, meldete sich sein Piepser. „Verdammt. MacKade. Ja, Donnie?”
Devin presste sich seinen Zeigefinger zwischen die Augen. Warum in aller Welt hatte er plötzlich Kopfschmerzen, und weshalb zum Teufel starrte ihn Cassie eigentlich so an, als wären ihm plötzlich Hörner gewachsen?
„Ich habe im Moment zu tun, Donnie. Sieh zu, dass du allein klarkommst… Ja, stimmt, das habe ich gesagt. Hör zu, sperr den verdammten Pudel zusammen mit seinem idiotischen Frauchen ein, wenn’s nicht anders geht, aber …” Sich selbst verfluchend, unterbrach er sich, als ihm klar wurde, dass Donnie seinem Befehl, ohne mit der Wimper zu zucken, Folge leisten würde. „Vergiss, was ich eben gesagt habe. Sei so diplomatisch wie möglich, Donnie. Und dann knöpf der guten Pudellady eine Geldbuße ab, weil sie ihren verdammten Köter nicht an der Leine gehalten hat, aber mach nicht viel Wind darum. Rate ihr, sich einen Zaun anzuschaffen. Erinnere sie daran, dass der Leinenzwang nur der Sicherheit ihres kleinen Lieblings dient, nichts anderem. Auf der Straße ist Verkehr, und ihr kleines Hündchen könnte sehr leicht überfahren werden. Wenn du das hinter dich gebracht hast, geh zu der anderen Lady rüber – zu der, die sich beschwert hat – und sag
Weitere Kostenlose Bücher