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Sterne einer Sommernacht

Sterne einer Sommernacht

Titel: Sterne einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
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informieren.”
    „Ich kann ja kurz bei ihr vorbeifahren.”
    „Nein.” Devin ließ seine Hand wieder sinken. „Ich sage es ihr. Kümmere du dich darum, diesen Irrsinn abzubiegen. Ich will, dass dieser Dreckskerl vierundzwanzig Stunden am Tag sicher hinter Gittern verbringt und keine Stunde weniger.”
    „Ein Trupp ist jetzt auf der A 34 und sammelt Müll ein. Da ist Joe dabei.”
    „Na toll.” Devin stürmte zur Tür. „Wirklich toll.”
    Es dauerte nicht lange, bis Devin auf der A 34 war und die leuchtend orangefarbenen Westen der Anstaltscrew entdeckt hatte. Er parkte vor der Kurve, wo sich die Tüten mit Abfall bereits häuften.
    Er sprang aus seinem Auto, lehnte sich gegen die Kühlerhaube und beobachtete Joe Dolin bei der Arbeit.
    Die sechzehn Monate Gefängnis hatten seinem Bauch nichts anhaben können. Er war schon auf dem besten Weg gewesen, fett zu werden, bevor er ins Gefängnis kam, doch mittlerweile würde er große Mühe haben, das Fett wieder in Muskeln zu verwandeln. Aber im Knast hatte er ja genug Zeit dazu. Und Gelegenheit auch.
    Dolin und ein anderer Mann arbeiteten auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Der eine fegte die Blätter und den Abfall zusammen, der andere kehrte alles auf und entsorgte es in einem großen Plastiksack.
    Devin wartete geduldig. Als Joe sich aufrichtete und sich den Sack über die Schulter warf, begegneten sich ihre Blicke. Devin fragte sich, ob der Gefängnisdirektor wohl immer noch von Resozialisierung sprechen würde, wenn er in diesem Moment Joes Augen sehen könnte. Dieser Hass. Dieser Triumph.
    Wäre er ein ganz normaler Bürger und nicht Sheriff gewesen, hätte er jetzt über die Straße auf Joe zugehen und ihm die Faust in den Magen rammen können, um ihn auch einmal spüren zu lassen, wie es war, wenn man zusammengeschlagen wurde. Wäre er ein ganz normaler Bürger, hätte sich jetzt für ihn eine Gelegenheit ergeben, auf die er schon lange gewartet hatte.
    Doch leider war er das nicht.
    „Kann ich Ihnen irgendwie weiterhelfen, Sheriff?” Einer der Wärter kam, bereit zu einem Schwätzchen, auf ihn zu. Sein Lächeln gefror ihm in den Mundwinkeln, als er in Devins Augen schaute. „Was gibt es denn, gibt’s ein Problem?”
    „Kommt ganz darauf an.” Devin ließ sich mit seiner Antwort Zeit. „Sehen Sie den Mann dort, den großen dicken?”
    „Dolin? Sicher.”
    „Sie wissen sogar seinen Namen.” Devins Blick wanderte zu dem Namensschild an der Brust des Gefängniswärters. „Und ich werde mich an Ihren Namen erinnern, Richardson. Wenn Dolin sich auch nur eine einzige Sekunde unerlaubterweise von hier entfernt, sind Sie dran, kapiert?”
    „Sheriff, hören Sie, ich …”
    Devin warf Richardson einen warnenden Blick zu und wandte sich zum Gehen. „Sie sorgen dafür, dass dieser verdammte Dreckskerl keinen Fuß in meine Stadt setzt, Richardson, klar?”
    Joe schaute dem Sheriff nach, wie er in seinen Wagen stieg und davonfuhr. Gleich darauf beugte er sich wieder mit Eifer über seine Arbeit, ganz der Mustergefangene. Dabei klopfte er auf seine Jackentasche, in der der letzte Brief von seiner Schwiegermutter steckte.
    Er kannte ihn Wort für Wort auswendig. Sie hatte ihn die ganze Zeit über bestens über Cassie auf dem Laufenden gehalten. Dass die kleine Schlampe jetzt einen Bombenjob im MacKade-Inn hatte. Diese lausigen MacKades. Er würde sie sich alle nacheinander vorknöpfen, wenn er wieder draußen war.
    Doch erst kam Cassie an die Reihe.
    Ihre Mama hatte ihm geholfen, dass er zumindest diesen Drecksjob hier machen durfte. Und ihm immer wieder Briefe geschrieben. Briefe, bei denen er zwar jedes Mal zu viel gekriegt hatte, weil sie vor Moral nur so trieften, aber immerhin. Im Grunde genommen war ihm die alte Schachtel ein Graus, aber sie war wenigstens zu etwas nütze. Dass er ihr dafür einen Riesenbären hatte aufbinden müssen, hatte ihn nicht weiter gestört – im Gegenteil, der Gedanke daran erheiterte ihn. Immer wieder hatte er ihr beteuert, wie sehr er litt, dass er religiös geworden sei und wie sehr ihm seine Familie fehle.
    Dabei waren ihm seine Kinder herzlich egal. Nichts als Nervensägen.
    Alles, was ihn interessierte, war Cassie. Sie gehörte ihm – bis ans Ende ihrer Tage. Sie war seine Frau. Daran würde er sie wieder erinnern, denn offensichtlich schien sie es vergessen zu haben.
    Die Hände zu Fäusten geballt, träumte er weiter von seiner baldigen Heimkehr.

3. KAPITEL
    D evin war noch kurz beim Gefängnis

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