Sterne einer Sommernacht
ihr, dass jetzt alles in Ordnung ist. Und vergiss nicht, ihre Petunien zu bewundern. Schlag auch ihr vor, dass sie ihr Grundstück einzäunt. Du weißt ja, gute Zäune machen aus Nachbarn gute Nachbarn. Nein, ich komme nicht vorbei, das schaffst du allein, Donnie.”
Er beendete das Gespräch. Als er sich danach umwandte, sah er Cassie lächeln. „Ein kleines Hundeproblem”, erklärte er.
„Du kannst wirklich gut mit Menschen umgehen”, sagte sie bewundernd.
„Bei dir kommt immer jeder zu seinem Recht.”
„Ja, ja, fast schon weise wie Salomon.” Er lachte, wurde jedoch gleich darauf wieder ernst. „Setz dich, Cassie. Ich muss mit dir reden.”
„Oh.” Ihr Lächeln verblasste. „Irgendetwas stimmt nicht.”
„Nicht unbedingt. Komm, setzen wir uns erst mal.” Da er ihre Hand halten wollte, wenn er ihr die schlechte Nachricht beibrachte, entschied er sich für das zierliche antike Sofa mit den geschwungenen Armlehnen, auf dem er sich immer wie ein plumper Riese vorkam. „Lass mich bitte voranschicken, dass es nichts ist, über das du dir wirklich ernstlich Sorgen zu machen brauchst.”
„Es ist wegen Joe.” Ein Zittern durchlief sie. „Sie haben ihn entlassen.”
„Nein.” Er drückte ihre Hand zärtlich und beruhigend, ohne sie aus den Augen zu lassen. „Er wird noch lange nicht rauskommen.”
„Er verlangt, die Kinder sehen zu dürfen.” Sie wurde totenbleich, die Augen standen riesig in dem schmalen Gesicht. „Oh Gott, Devin, die Kinder. Was mach ich, wenn er die Kinder sehen will?”
„Nein.” Er verfluchte sich selbst, weil er merkte, dass er mit seiner extrem behutsamen Vorgehensweise die Dinge nur noch verschlimmerte.
„Nichts dergleichen. Aber man hat ihm erlaubt, draußen zu arbeiten. Du weißt, was das heißt.”
„Ja, sie lassen die Gefangenen für ein paar Stunden am Tag raus, damit sie gemeinnützige Arbeiten verrichten. Oh.” Erschauernd schloss sie die Augen.
„Er arbeitet in einer Straßenkolonne. Abfall beseitigen und so. Ich dachte nur, es ist besser, wenn du es weißt. Ich wollte dich nicht beunruhigen. Ich habe mir von dem Gefängnisdirektor seinen Arbeitsplan geben lassen, damit wir immer genau wissen, wo er sich aufhält. So können wir es hoffentlich verhindern, dass du ihm eines Tages in die Arme läufst.”
„Okay.” Die Angst war da, aber sie konnte mit ihr umgehen. Sie hatte schon Schlimmeres durchgemacht. „Schließlich wird er bewacht.”
„Ja. Natürlich.” Es war nicht nötig, ihr zu sagen, dass Gefangenen schon öfter die Flucht gelungen war. Sie wusste es auch so.
„Er ist noch immer im Gefängnis”, versuchte sie sich selbst zu beruhigen. „Und wenn er jetzt draußen ist, wird er bewacht.”
„Richtig. Jared hat alle Hebel in Bewegung gesetzt, um seinen Freigang zu verhindern, aber leider … verdammter Mist.” Wieder atmete er laut aus.
„Deine Mutter ist für den ganzen Schlamassel verantwortlich. Sie hat dem Gefängnisdirektor einen Brief geschrieben.”
„Ich weiß.” Cassie straffte die Schultern. „Sie und Joe schreiben sich andauernd. Sie zeigt mir ständig seine Briefe. Aber das ändert nichts, Devin. Ich gehe nie mehr zu ihm zurück. Schon allein der Kinder wegen. Das würde ich ihnen niemals antun. Uns geht es jetzt sehr gut.”
„Das freut mich.” Er steckte ihr eine Locke hinters Ohr, erleichtert, dass sie die Dinge so gelassen aufnahm. „Tut mir wirklich leid, dass ich dich beunruhigen musste, Cassie.”
„Das hast du nicht. Nicht wirklich.”
„Du kannst mich jederzeit anrufen, wenn du dich irgendwie unsicher fühlst, Cassie. Tag und Nacht. Denk daran. Ich bin immer für dich da. Wenns drauf ankommt, kann ich in fünf Minuten bei dir sein.”
„Ich habe mich hier noch nie unsicher gefühlt. Und allein bin ich hier so gut wie nie.” Als er fragend die Augenbrauen hob, fuhr sie fort: „Riechst du es nicht?”
„Den Rosenduft? Aber ja.” Jetzt lächelte er. „Aber dennoch bin ich wahrscheinlich eine bessere Gesellschaft als ein Geist. Ruf mich einfach an, wenn dir danach ist. Versprochen?”
„Okay, versprochen.” Jetzt musste sie all ihren Mut zusammennehmen.
Sie wollte sich etwas beweisen. Er war ihr Freund, war es immer gewesen.
Wenn ihre Lippen nur aufhören würden zu zittern. „Danke.” Sie zwang sich zu einem Lächeln, dann legte sie ihre Hand an seine Wange und hauchte einen freundschaftlichen Kuss auf seinen Mund.
Sie hatte seine Lippen nur gestreift, doch die Reaktion, die die
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