Sterne einer Sommernacht
schnell an die Ampel heranfuhr.
Devin fiel ein, dass er vor dem Lunch noch die Post durchgehen musste – eine Aufgabe, die ihm zugefallen war, da sich Crystal Abbott in den Mutterschaftsurlaub verabschiedet hatte. Da es ihm bisher noch nicht gelungen war, eine Vertretung für sie aufzutreiben, blieb die Sache eben fürs Erste an ihm hängen.
Aber das machte ihm im Grunde genommen wenig aus. Er fand die Monotonie von Schreibtischarbeit durchaus beruhigend. Nicht dass es in Antietam, einem Städtchen mit weniger als fünfundzwanzigtausend Einwohnern, etwa hoch hergegangen wäre. Nein, hier herrschte Ruhe, und Devin war entschlossen, dafür zu sorgen, dass das auch in Zukunft so blieb.
In den sieben Jahren, in denen er, zuerst als Deputy und dann als Sheriff, diesem Job nun schon nachging, war er nur zweimal gezwungen gewesen, seine Waffe zu ziehen. Und glücklicherweise war es ihm auch dann erspart geblieben, schießen zu müssen.
Als das Telefon läutete, warf Devin seinem Deputy einen hoffnungsvollen Blick zu. Doch da Donnies Finger ihren Trommelrhythmus nicht unterbrachen, griff er selbst nach dem Hörer. Er hatte schon gute Fortschritte dabei erzielt, eine aufgebrachte Frau zu beruhigen, die behauptete, dass der Hund ihrer Nachbarin ihr frisch angepflanztes Petunienbeet in ein Hundeklo umfunktioniert hatte, als sich die Tür öffnete und Jared hereinmarschiert kam.
„Ja, Ma’am. Nein, Ma’am.” Devin verdrehte die Augen und deutete auf einen Stuhl. „Haben Sie denn schon mit ihr gesprochen und sie gebeten, dass sie besser auf ihren Hund aufpassen soll?”
Die Antwort kam mit der Lautstärke und Schnelligkeit einer Maschinengewehrsalve, sodass Devin erschrocken zusammenzuckte und den Hörer von seinem Ohr weghielt. Jared, der sich mittlerweile auf dem wackligen Holzstuhl niedergelassen hatte, grinste schadenfroh.
„Ja, Ma’am, ich bin sicher, dass es Sie sehr viel Mühe gekostet hat, die Petunien zu pflanzen … Nein, tun Sie das nicht. Bitte. Wir haben ein Gesetz, das den Schusswaffengebrauch innerhalb der Stadtgrenzen untersagt. Kommen Sie mir bloß nicht auf die Idee, auf den Hund zu schießen. Ich schicke gleich jemanden vorbei. Ja, Ma’am, da bin ich mir ganz sicher … Ah … wir werden sehen, was wir tun können. Aber Sie lassen Ihre Schrotflinte im Schrank, hören Sie? … Ja, Ma’am, ich habe alles mitgeschrieben. Bleiben Sie einfach ganz ruhig sitzen, bis jemand bei Ihnen vorbeikommt.”
Er legte auf und nahm das Papier, auf dem er sich Adresse und Namen der Beteiligten notiert hatte. „Donnie?” „Ja?”
„Fahr rüber in die Oak Leaf Street und sieh zu, dass du das geregelt kriegst.”
Das Trommeln verstummte schlagartig. „Ein Fall von Gesetzesübertretung?”, fragte der Deputy hoffnungsvoll, und man sah ihm an, wie scharf er darauf war, seine amtliche Autorität zum Einsatz zu bringen.
Plötzlich kam er Devin schrecklich jung vor in seiner sorgfältig gebügelten Uniform, mit den widerspenstig vom Kopf abstehenden Haaren und den wissbegierigen Augen.
„Es geht um einen Pudel, der wiederholt ein Petunienbeet als Hundeklo zweckentfremdet hat. Erklär der Besitzerin, dass es ein Gesetz gibt, das verlangt, dass Hunde an der Leine gehalten werden müssen, und sieh zu, dass du die beiden Ladys davon abhalten kannst, sich gegenseitig an die Gurgel zu gehen.”
„Zu Befehl, Sir!” Hocherfreut über die Aufgabe, mit der er betraut worden war, nahm Donnie das Blatt, das Devin ihm hinhielt, zog seinen Hut in die Stirn und stolzierte mit stolzgeschwellter Brust hinaus, um Recht und Gesetz Geltung zu verschaffen.
„Ich glaube, er hat sich letzte Woche das erste Mal rasiert”, bemerkte Devin.
„Petunien und Pudel”, sagte Jared und streckte sich gähnend. „Ich sehe, du steckst bis über den Kopf in Arbeit.”
„Ja, ja, Antietam ist eine wilde, gefährliche Stadt.” Devin erhob sich grinsend und schenkte zwei Tassen Kaffee ein. „Hatte gerade eben unten bei Duff einen Fall von Gesetzesübertretung”, fuhr er, ironisch Donnie nachahmend, fort. „Drei Kästen Bier hatten sich einfach so in Luft aufgelöst.”
„Ungeheuerlich.”
„Zwei davon konnte ich dem glücklichen Besitzer eben schon wieder zurückgeben.” Nachdem er Jared einen Kaffeebecher in die Hand gedrückt hatte, ließ er sich wieder hinter seinem Schreibtisch nieder. „Den dritten haben sich die drei Sechzehnjährigen hinter die Binde gekippt.”
„Bei der Gelegenheit erinnere ich mich dunkel an ein paar
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