Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne einer Sommernacht

Sterne einer Sommernacht

Titel: Sterne einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
Haar.
    „Na, geh schon”, sagte Devin und gab ihr einen sanften Schubs. „Con und ich werden einen kleinen Spaziergang machen.”
    „Okay. Komm, Emma, Nate weint.” Sie holte tief Atem und hielt ihrer Tochter, die mittlerweile hereingekommen war, die Hand hin. „Und von dir erwarte ich, dass du dich entschuldigst, Connor, hast du mich verstanden?”
    „Ja, Mom.” Auf seine Schuhspitzen starrend, folgte Connor Devin nach draußen.
    Er wusste genau, was jetzt kam. Die unvermeidliche Tracht Prügel. Sein Vater hatte ihn auch immer zu einem Spaziergang aufgefordert, und dann hatte er ihm, weit weg vom Haus, sodass seine Mutter seine Schreie nicht hören konnte, mit seinem Gürtel den blanken Hintern versohlt. Und diesmal würde es wieder genauso kommen. Nichts hatte sich verändert, alles war ebenso wie früher.
    Schweigend gingen sie den Waldweg entlang. Weil er wusste, dass es mehr Zeit brauchen würde, um das Vertrauen des Jungen zu erwerben, widerstand Devin dem Drang, seinen Arm um Connors Schultern zu legen.
    Als sie an die Stelle kamen, an der im Bürgerkrieg zwei blutjunge Soldaten aufeinander geschossen hatten, blieb er stehen.
    Er ließ sich auf einem Felsen nieder und bedeutete dem Jungen, der mit angespanntem, weißem Gesicht und trotzig gerecktem Kinn dastand, sich ebenfalls zu setzen. Zögernd folgte Connor der Aufforderung.
    „Ich bin sehr stolz auf dich, Connor.”
    Der Kopf des Jungen zuckte hoch. Diese Worte waren das Letzte, was er zu hören erwartet hatte. „Wie bitte, Sir?”
    Devin kramte in seiner Hosentasche nach dem Zigarettenpäckchen. „Ich muss dir sagen, dass ich sehr erleichtert bin”, fuhr er fort, nachdem er sich Feuer gegeben und den ersten Zug tief inhaliert hatte. „Ich mache mir ziemliche Sorgen um deine Mutter. Sie hat eine böse Zeit hinter sich. Aber jetzt, wo ich weiß, dass du ein Auge auf sie hast, bin ich um einiges beruhigter.”
    Connor war viel zu verwirrt, um so etwas wie Stolz empfinden zu können. Er starrte Devin verständnislos an, die Augen noch immer wachsam. „Ich … ich war unverschämt zu Ihnen.”
    „Finde ich nicht.”
    „Sie werden mich also nicht schlagen?”
    Devin, der eben die Zigarette zum Mund führen wollte, hielt auf halbem Wege inne. Dann sank seine Hand ganz langsam herab, und er ließ die Zigarette zu Boden fallen, wo er sie unter seinem Stiefelabsatz zerquetschte. So wie er Joe Dolin zerquetscht hätte, wenn er ihm in diesem Moment zwischen die Finger gekommen wäre.
    „Ich würde nie im Leben meine Hand gegen dich erheben, mein Junge. Weder heute noch morgen.” Er sprach ruhig und überlegt und ließ Connor dabei nicht aus den Augen. „Ebenso wenig wie gegen deine Mama oder gegen deine Schwester.” Er streckte jetzt die Hand aus und wartete. „Ich gebe dir mein Wort, Connor”, fuhr er fort. „Ich würde mich freuen, wenn du einschlagen würdest.”
    Sprachlos griff der Junge nach der dargebotenen Hand. „Ja, Sir.”
    Devin drückte Connors Hand kurz und zog den Jungen ein Stückchen an sich. Und grinste. „Du hättest dich nicht gescheut, mir einen Kinnhaken zu verpassen, wie?”
    „Zumindest hätte ich es versucht.” Die Gefühle, die plötzlich in Connor hochstiegen, erschreckten ihn. Vor allem aber hatte er Angst, dass er gleich losheulen würde wie ein Baby. „Früher habe ich ihr nie geholfen. Ich habe einfach dabeigestanden und nichts unternommen.”
    „Das war nicht deine Schuld, Connor.”
    „Ich habe nichts unternommen”, wiederholte er tonlos. „Er hat sie ständig geschlagen, Sheriff, fast jeden Tag.”
    „Ich weiß.”
    „Nein, das können Sie gar nicht wissen. Sie haben es doch nur erfahren, wenn er sternhagelvoll war und so laut herumgebrüllt hat, dass die Nachbarn die Polizei gerufen haben. Aber da war noch mehr. Es war schlimm.”
    Devin nickte. Er verstand. Was passiert war, war passiert, jetzt konnte man nur noch zusehen, dass man den Schaden möglichst gering hielt. „Er hat dich auch geschlagen, stimmt’s?”, tastete er sich nach einem Moment des Schweigens behutsam vor.
    „Ja, aber sie weiß nichts davon.” Plötzlich war alle Tapferkeit vergessen, Connor warf sich an Devins Brust und presste das Gesicht gegen seine Schulter. „Er hat es gemacht, wenn sie nicht dabei war”, flüsterte er.
    Wieder stieg rasender Zorn in Devin auf, ein Zorn, auf den er nicht vorbereitet war und den er kaum im Zaum halten konnte. Er drückte den Jungen beruhigend an sich. „Und Emma? Hat er deine Schwester

Weitere Kostenlose Bücher