Sterne einer Sommernacht
wäre stolz darauf, dich zum Sohn zu haben, Connor, ist dir das eigentlich klar?”
„Ich will aber nie mehr im Leben einen Vater.”
Die Hand, die er schon gehoben hatte, um sie auf Connors Schulter zu legen, blieb in der Luft hängen. Devin schluckte einen Fluch hinunter und befahl sich, jetzt ganz ruhig zu bleiben. „Dann lass uns sagen, dass jeder Mann stolz darauf sein würde, dich als Freund zu haben, einverstanden?”
„Ja, Sir.”
Da waren sie wieder, diese Augen, die ihn so vertrauensvoll anblickten.
„Und jetzt geh zurück, sonst macht sich deine Mama womöglich noch Sorgen, dass du mich zusammengeschlagen hast.” Als Connor angesichts dieser Vorstellung zu kichern begann, rubbelte Devin ihm das Haar. „Also geh nach Hause und erzähl ihr, dass wir uns geeinigt haben, klar? Ich komme später irgendwann vorbei und spreche auch noch mal mit ihr.”
„Ja, Sir.” Connor erhob sich und blieb noch einen Moment unschlüssig stehen. Ganz offensichtlich hatte er noch etwas auf dem Herzen, was ihm nicht ganz leicht über die Lippen gehen wollte, doch schließlich gab er sich einen Ruck. „Kann ich irgendwann mal bei Ihnen im Büro vorbeikommen und Ihnen ein bisschen bei der Arbeit zusehen?”
„Sicher.”
„Ich pass schon auf, dass ich nicht im Weg herumstehe. Es ist nur, weil … weil…” Connor stolperte über seine eigenen Worte und unterbrach sich. „Ich kann also?”
„Sicher kannst du. Jederzeit. Aber meistens ist es ziemlich langweilig, das sag ich dir gleich.”
„Das kann nicht sein”, widersprach Connor entschieden. „Vielen Dank, Sheriff. Für alles.”
Devin sah dem Jungen hinterher, wie er davonrannte. Ganz kurz flammte der Wunsch nach einer Zigarette in ihm auf, doch dann fiel ihm ein, dass er das Rauchen aufgegeben hatte und nur noch in Ausnahmesituationen zum Glimmstängel griff.
Connor wollte keinen Vater mehr, das machte seinen Plan, Cassie zu erobern und den beiden Kindern ein guter Vater zu sein, um einiges schwieriger. Aber er würde es schaffen, er musste nur ganz behutsam vorgehen, Schritt für Schritt.
Und der erste Schritt war natürlich Cassie. Wenn er vorsichtig genug vorging, würde sie vielleicht alle anderen Schritte mit ihm gemeinsam machen.
6. KAPITEL
E igentlich war heute Devins freier Tag, aber er verbrachte dennoch am Morgen zwei Stunden damit, an der Highschool, wo die Jungen in den Umkleideraum der Mädchen eine harmlose Rauchbombe geworfen hatten, für Ruhe und Ordnung zu sorgen.
Nachdem alles wieder unter Kontrolle war und er den jugendlichen Bombenbastlern einen gehörigen Rüffel erteilt hatte, fuhr er auf geradem Weg zum Inn.
Er hatte eine Überraschung für Cassie – eine Überraschung, von der er hoffte, dass sie sie zum Lächeln bringen würde.
Als er ankam, fand er sie in ein Gespräch mit zwei weißhaarigen alten Damen verwickelt, die, wie er heraushörte, ohne Voranmeldung hereingeschneit waren und sich nun in aller Ausführlichkeit über die Geschichte des Hauses informierten.
Devin lehnte sich gegen den Türrahmen, beobachtete Cassie und schmunzelte. Sie macht ihre Sache gut, das kann man nicht anders sagen, dachte er.
„Mrs. Berman, Mrs. Cox, darf ich vorstellen, das ist Sheriff MacKade.”
„Sheriff.” Mrs. Cox rückte ihre Brille gerade und strahlte ihn durch die Gläser hindurch an. „Oh, wie aufregend.”
„Antietam ist ein ruhiges Städtchen”, gab er zurück. „Auf jeden Fall um einiges ruhiger als im September 1862.” Cassie hatte eben von der großen Schlacht erzählt, die damals hier stattgefunden hatte. „Darf ich Sie darauf aufmerksam machen, dass Sie genau an der Stelle stehen, wo damals ein junger Soldat erschossen wurde?”
„Oh, mein Gott!” Mrs. Cox griff sich ans Herz. „Hast du das gehört, Irma?”
„Mit meinen Ohren ist noch alles in Ordnung, Marge.” Mrs. Berman beäugte die Treppe, als würde sie erwarten, dort noch immer eine Blutlache vorzufinden. „Mrs. Dolin hat uns gerade eine kleine Unterrichtsstunde in Geschichte erteilt. Wir haben uns entschieden, hier Station zu machen, nachdem wir in einer Broschüre entdeckt haben, dass es in diesem Haus spukt.”
„Ja, Ma’am. Das tut es.”
„Sheriff MacKade ist einer der Brüder des Besitzers”, erklärte Cassie. „Er kann Ihnen wahrscheinlich noch einiges mehr erzählen als ich.”
„Ach nein, das glaube ich nicht”, entgegnete Devin. „Sie müssen wissen, dass Mrs. Dolin im Gegensatz zu mir nämlich tagtäglich mit den
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