Sterne einer Sommernacht
nie für Sport interessiert, bevor … nun, vorher halt”, beendete sie ihren Satz lahm.
„Bryan hat einen guten Einfluss auf ihn.”
„Mein Neffe ist ein Teufelskerl.”
In Devins Worten lag ein so schlichter und aufrichtiger Stolz, dass Cassie sich überrascht nach ihm umdrehte und ihn anschaute. „Du hängst sehr an ihm, stimmt’s? Ich meine, obwohl ihr ja gar nicht richtig miteinander verwandt seid?”
„Das, was eine Familie zusammenhält, sind nicht notwendigerweise immer nur Blutsbande.”
„Da bin ich ganz deiner Meinung. Und manchmal bringt die Blutsverwandtschaft sogar eine Menge Probleme mit sich.”
„Macht deine Mutter dir wieder zu schaffen?”
Cassie zuckte nur leicht mit der Schulter und wandte sich wieder der Kaffeemaschine zu. „Sie kann halt auch nicht raus aus ihrer Haut.” Sie öffnete den Küchenschrank und nahm eine Tasse und einen kleinen Teller heraus. Als Devin ihr von hinten eine Hand auf die Schulter legte, fuhr sie herum und ließ vor Schreck beinahe das Geschirr fallen.
Er machte Anstalten, einen Schritt zurückzutreten, doch dann entschied er sich anders und drehte sie sanft, die Hand noch immer auf ihrer Schulter, zu sich herum. „Sie macht dir ständig die Hölle heiß wegen Joe, hab ich recht, Cassie?”
Sie musste schlucken, doch ihre Muskeln weigerten sich, dem Befehl Folge zu leisten. Seine Hand lag schwer auf ihrer Schulter, aber sie tat ihr nicht weh. In seinen Augen stand Ärger, jedoch ohne den geringsten Anflug von Gemeinheit. Sie befahl sich, ruhig zu bleiben und seinem Blick standzuhalten.
„Sie ist eben gegen Scheidung.”
„Und dafür, dass ein Mann seine Frau verprügelt?”
Jetzt zuckte sie zusammen und senkte den Blick. Devin verfluchte sich selbst und nahm die Hand weg. „Tut mir leid.”
„Schon gut. Ich habe nicht erwartet, dass du es verstehst. Ich kann es ja selbst nicht mehr verstehen.” Erleichtert darüber, dass er sie losgelassen hatte, wandte sie sich ab und machte sich an dem Glas mit den Keksen, die sie am Morgen gebacken hatte, zu schaffen. Sie legte einige davon auf den Teller, den sie anschließend auf den Tisch stellte. „Es scheint sie nicht zu berühren, dass es mir jetzt tausendmal besser geht als vorher und dass die Kinder glücklich sind. Ebenso wenig spielt es für sie eine Rolle, dass Joe für das, was er mir angetan hat, rechtmäßig verurteilt wurde. Das Einzige, was für sie zählt, ist, dass ich durch die Scheidung mein Ehegelöbnis gebrochen habe.”
„Bist du eigentlich glücklich, Cassie?”
„Weißt du, ich hatte die Hoffnung, glücklich zu werden, schon längst aufgegeben.” Sie ging zur Kaffeemaschine, um ihm Kaffee einzuschenken. „Und jetzt hat sich alles zum Guten gewendet. Ja, Devin, ich bin glücklich.”
„Hast du den Kaffee nur für mich gemacht?”
Sie starrte ihn entgeistert an. Die Vorstellung, dass sie sich mitten am Tag zu einer Tasse Kaffee an den Tisch setzen könnte, erschien ihr undenkbar. Devin holte eine zweite Tasse aus dem Schrank.
„Erzähl doch mal”, forderte er sie auf, während er ihr Kaffee einschenkte, „wie fühlen sich denn die Touristen, wenn sie die Nacht in einem Spukhaus verbringen?”
„Manche von ihnen sind tatsächlich ganz enttäuscht, wenn sie nichts hören.” Cassie ließ sich auf dem Stuhl nieder, den Devin für sie unter dem Tisch hervorgezogen hatte, wobei sie sich bemühte, die aufsteigenden Schuldgefühle, dass sie ihre Zeit mit Nichtstun vertrödelte, zu unterdrücken.
„Es war wirklich eine sehr geschäftsfördernde Idee, in die Werbeprospekte reinzuschreiben, dass es hier spukt.”
„Rafe war schon immer ziemlich clever.”
„Ja, das stimmt. Manche Leute sind morgens, wenn sie zum Frühstück runterkommen, ein bisschen nervös. Wahrscheinlich haben sie das Türenschlagen gehört oder vielleicht auch Stimmen und das Weinen.”
„Abigail Barlows Weinen. Das Weinen der bedauernswerten Südstaatenschönheit, die das Pech hatte, mit einem Ungeheuer verheiratet zu sein.”
„Ja. Viele hören es und möchten es auch hören, es ist schließlich der Grund dafür, dass sie hier übernachten. Bisher hatten wir nur ein Paar, das darauf bestand, mitten in der Nacht abzureisen.” Das Lächeln, das sich jetzt auf Cassies Gesicht ausbreitete, war verschmitzt, fast schon ein klein wenig boshaft. „Sie hatten Angst.”
„Aber du hast doch hoffentlich keine Angst? Oder macht es dir etwas aus, dass hier nachts Gespenster ihr Unwesen
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