Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne einer Sommernacht

Sterne einer Sommernacht

Titel: Sterne einer Sommernacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nora Roberts
Vom Netzwerk:
treiben?”
    „Kein bisschen.”
    Er hob den Kopf. „Und? Hast du sie schon mal gehört? Abigail, meine ich.”
    „Oh ja, schon oft. Und nicht nur bei Nacht. Manchmal, wenn ich allein hier bin und aufräume, höre ich sie auch tagsüber. Oder ich kann spüren, dass sie gerade neben mir steht.”
    „Und das erschreckt dich nicht?”
    „Nein, überhaupt nicht. Ich fühle mich …” Sie wollte sagen „ihr verbunden”, aber das erschien ihr dann doch zu töricht. „Ich habe Mitleid mit ihr. Sie saß in der Falle und war sehr unglücklich, verheiratet mit einem Mann, der sie verachtet hat, während ihre Liebe einem anderen gehörte …”
    „Sie hat einen anderen geliebt?”, fragte Devin überrascht nach. „Das höre ich zum ersten Mal.”
    Verdutzt stellte Cassie ihre Tasse mit einem leisen Klirren auf der Untertasse ab. „Ja, du hast recht, ich weiß eigentlich gar nicht, wie ich darauf komme. Es ist nur so, dass … ich es weiß”, erkannte sie plötzlich.
    „Das hab ich mir vermutlich nur ausgedacht. Es ist einfach romantischer. Emma nennt sie immer ,die Lady’.”
    „Und Connor?”
    „Ach, für ihn ist das alles ein großes Abenteuer. Die Kinder lieben dieses Haus. Wenn Bryan hier übernachtet, gehen die beiden Jungs jedes Mal auf Geisterjagd.”
    „Meine Brüder und ich haben als Kinder auch mal eine Nacht hier verbracht.”
    „Ach wirklich? Kann ich mir gut vorstellen. Habt ihr auch Gespenster gejagt?”
    „Ich hatte das nicht nötig. Ich habe sie gesehen. Abigail, meine ich.”
    Cassies Lächeln erstarb. „Das ist jetzt nicht dein Ernst, Devin.”
    „Ich hab’s den anderen nie erzählt, weil sie mich dann den Rest meines Lebens damit aufgezogen hätten, aber es ist wirklich so. Ich hab sie gesehen, sie saß im Salon am Kaminfeuer, ich konnte sogar den Geruch von brennendem Holz riechen und habe die Wärme der Flammen gespürt. Sie war wunderschön”, sagte Devin leise. „Blondes Haar, eine Haut, zart wie Porzellan, und Augen, die so grau waren wie der Rauch, der aus dem Kamin aufstieg. Sie trug ein blaues Kleid, und ich hörte die Seide rascheln, wenn sie sich bewegte. Sie stickte irgendwas, und ihre Hände waren zart und feingliedrig. Sie schaute mich an und lächelte, aber in ihren Augen standen Tränen. Und dann sprach sie zu mir.”
    „Sie hat zu dir gesprochen”, wiederholte Cassie und spürte, wie ihr ein Schauer den Rücken hinunterlief. „Was hat sie denn gesagt?”
    „Wenn nur.” Devin, der in Gedanken weit weg gewesen war, kam wieder zurück und schüttelte den Kopf. „Nur diese beiden Worte, mehr nicht. ,Wenn nur’. Und einen Moment später war sie verschwunden, während ich mir einzureden versuchte, ich hätte geträumt. Obwohl ich genau wusste, dass es nicht so war. Ich habe immer gehofft, ich würde sie irgendwann noch mal sehen.”
    „Aber du hast es nicht?”
    „Nein, aber ich habe sie weinen gehört. Es hat mir fast das Herz gebrochen.”
    „Das kann ich gut verstehen.”
    „Ah … ich … ich fände es sehr nett von dir, wenn du Rafe nichts davon erzählst. Er würde mich doch nur aufziehen.”
    „Nein, keine Angst, meine Lippen sind versiegelt.” Sie lächelte, während er in einen Keks biss. „Kommst du deshalb so oft her, weil du hoffst, du könntest sie noch einmal sehen?”
    „Nein, ich komme her, weil ich Lust habe, dich zu sehen.” Kaum hatte er die Worte ausgesprochen, bereute er sie auch schon. Ihr eben noch gelöster Gesichtsausdruck wurde wachsam. „Und wegen der Kinder”, fügte er schnell hinzu. „Und die Kekse nicht zu vergessen.”
    Sie entspannte sich wieder. „Ich pack dir ein paar ein, dann hast du noch was für zu Hause.” Als sie Anstalten machte, sich zu erheben, legte er seine Hand auf ihre. Sie erstarrte, weniger aus Angst, sondern weil ihr die unerwartete Berührung so etwas wie einen elektrischen Schlag versetzt hatte. Sprachlos starrte sie auf ihrer beider Hände.
    „Cassie …” Der Wunsch, sie in den Arm zu nehmen, wurde plötzlich fast übermächtig in ihm. Ihn zu unterdrücken verlangte ihm seine ganze Kraft ab.
    Sie verspürte plötzlich ein Kribbeln im Bauch, dessen Ursprung sie nicht zu erforschen wagte. Als sie schließlich den Blick hob, fand sie in seinen Augen einen Ausdruck, den sie nicht entziffern konnte.
    „Devin …” Sie brach ab und zuckte zusammen, als draußen vergnügtes Lachen und Schritte erklangen. „Die Kinder sind da”, endete sie rasch und lief zur Tür.
    „Mama, ich habe für meine

Weitere Kostenlose Bücher