Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
Bruder, sah aber mit den feinen Gesichtszügen viel besser aus als Victor. Cleo gestand sich selbst nur ungern ein, daß sie sich in den jüngsten Broderick-Sproß verliebt hatte, und ärgerte sich immer noch darüber, daß sie sich bei ihrem ersten Zusammentreffen wie ein vernarrter Backfisch aufgeführt hatte.
    Das passiert mir nicht noch einmal, sagte sie sich. Auf diese Weise schrecke ich ihn nur ab und mache mich überdies lächerlich. Von da an hatte sie ihre Gefühle geschickt verborgen und sich distanziert gegeben, es sogar vermieden, mit Rupe allein zu sein. Sie wußte, daß arrogante Männer wie er erwarteten, daß die Frauen ihnen zu Füßen lagen. Nun, bei Cleo Murray konnte er lange warten.
    »Das heißt, falls ich es durchhalte«, sagte sie zu sich selbst und trat ans Fenster des Schulzimmers, von wo sich ihr ein herrlicher Blick über den Fluß bot.
    Wie gut, daß ihre Tante, die Fern Broderick kannte, ihr diese Stelle vermittelt hatte. Anscheinend war noch eine andere Gouvernante, eine Bekannte von Richter Walker, im Gespräch gewesen, doch dann hatten sich die Brodericks anscheinend mit ihm zerstritten und sahen sich lieber anderweitig um.
    Cleo grinste. Diese Familie schien den Ärger förmlich anzuziehen, obwohl Louisa sie ständig vom Gegenteil zu überzeugen versuchte.
    Dann kam Teddy hereingerannt und setzte sich an sein brandneues Pult. Noch schien die Begeisterung über den Unterricht anzuhalten. »Was machen wir heute, Miz Murray?«
    Seine Gouvernante schüttelte den Kopf. »Zunächst einmal heißt es ›Guten Morgen, Miss Murray‹.«
    Louisa war ebenfalls eingetreten und lächelte beifällig. »Ich fürchte, er hat diese Redeweise von den schwarzen Kindern aufgeschnappt.«
    »Von welchen schwarzen Kindern?« fragte Cleo erstaunt. Sie hatte bisher noch keine gesehen.
    »Gott sei Dank sind sie nicht mehr hier.«
     
    Was Rupe anging, so hatte Cleo tatsächlich recht. Er konnte einfach nicht verstehen, weshalb sie plötzlich auf Distanz ging, nachdem sie sich bei ihrer ersten Begegnung so offensichtlich gefreut hatte, ihn wiederzusehen. Natürlich mußte sie gewisse Regeln einhalten – immerhin war sie eine Angestellte –, aber diese Zurückhaltung war dann doch des Guten zuviel. Beim Essen war sie eine angenehme Gesellschafterin und ging einer Unterhaltung mit ihm nie aus dem Weg, doch in der Freizeit wirkte sie immer beschäftigt und verschwand, sobald sich die anderen in ihre Zimmer zurückzogen.
    Eine Zeitlang ärgerte sich Rupe über ihr Verhalten. Er vermutete, daß sie sich vor ihm fürchtete, und fing an, sie zu necken, setzte sich im Salon absichtlich neben sie, lauerte ihr im Flur auf, stellte ihr dumme Fragen auf der Treppe, doch nichts konnte sie aus der Ruhe bringen. Stets begegnete sie ihm höflich und gut gelaunt.
    Louisa blieb sein Verhalten nicht verborgen. »Bist du etwa in Cleo verliebt, Rupe? Du könntest eine schlechtere Wahl treffen.«
    »Dummes Zeug«, knurrte er.
    Louisas Einmischung führte ohne Cleos Wissen zu einer Veränderung in Rupes Verhalten. Plötzlich war er es, der auf Distanz ging. Sein verletzter Stolz trieb ihn zu mancher Unhöflichkeit, doch Cleo konnte damit umgehen. Sie konzentrierte sich auf ihren Unterricht und das Tennistraining, durch das sie allmählich zu einer ebenbürtigen Gegnerin für Louisa wurde. Nun war Rupe am Zug. Sie konnte abwarten, schließlich war sie das einzige heiratsfähige Mädchen auf der Farm und besaß damit, wie ihre Brüder sich ausdrücken würden, einen eindeutigen Startvorteil.
    Von Louisa ermutigt, verwandte Cleo nun mehr Sorgfalt auf ihr Aussehen. Von ihr lernte sie, ihr Haar zu frisieren, anstatt es nur nach hinten zu binden. Louisa machte sie auch darauf aufmerksam, daß die plump gerafften Kleider ihrer Figur nicht gerade schmeichelten und es für sie keinen Grund gab, sich wie eine altjüngferliche Lehrerin zu kleiden. Von ihrer Europareise hatte Cleo leider keinen sicheren Geschmack in Sachen Mode mitgebracht. Unter Louisas Anleitung trennte sie sich nun Stück für Stück von ihren unkleidsamen Sachen und entpuppte sich als eine recht attraktive junge Frau.
    Louisa verfolgte damit einen eigenen Plan, den sie nicht einmal Victor verriet. Sie war es leid, Rupe ständig unter den Füßen zu haben, da er Unfrieden stiftete und Austin dazu trieb, Victor an allem die Schuld zu geben, was auf Springfield schiefging. Bekam Rupe seinen Willen nicht, lief er schnurstracks zu Charlotte.
    Es würde nicht schwer sein, ihn

Weitere Kostenlose Bücher