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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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ihrem Brandy, während die anderen auf ihre Reaktion warteten.
    »So, das wäre es dann wohl«, sagte sie schließlich. »Ich bin in meinem eigenen Haus nur geduldet.«
    Louisa war empört. »Oh, Charlotte, so etwas darfst du nicht einmal denken!«
    Ihre Schwiegermutter faltete die Hände im Schoß. »Harry und Connie fahren morgen nach Hause. Ich werde sie begleiten. Mich hält nichts mehr auf Springfield. Ich bleibe eine Weile bei ihnen auf Tirrabee und reise dann weiter nach Brisbane.«
    »Wo willst du dort wohnen?« fragte Harry. »Du brauchst Tirrabee nicht zu verlassen.«
    »Noch bin ich keine Bettlerin. Wie du hörtest, hat Victor mir finanzielle Zuwendung zugesagt. Mir ist durchaus bewußt, daß sich sowohl in Victors als auch in Austins Safe eine Menge Bargeld befindet, ein Notgroschen, wie Austin es nannte. Ich allein entscheide, was ich tue und wo ich lebe.«
     
    An diesem Abend fühlte Charlotte sich so einsam, daß sie sich in den Schlaf weinte. Sie konnte sich ein Leben ohne Austin einfach nicht vorstellen, und der Familienstreit hatte sie nur vorübergehend von ihrer Trauer abgelenkt. Es war ihr egal, daß sie nun alle verärgert hatte. Keiner von ihnen konnte ihren Verlust nachempfinden. Was wußten sie denn schon von der Liebe? Austin mochte selbstsüchtig und herablassend gewesen sein, da er glaubte, man erwarte diese Haltung von einem Mann in seiner Position – schließlich war er ja der Boß. Aber sicher hatte er gewußt, wie sehr sie ihn liebte, konnte seine eigenen Gefühle nur nicht zeigen. Romantik und Sentimentalität waren ihm fremd gewesen, und Charlotte hatte gehofft, daß er im Alter ein wenig weicher würde. Leider war ihr diese Freude vom Schicksal nicht vergönnt.
    Ihre Träume trösteten sie vorübergehend darüber hinweg; süße, liebliche Träume, in denen ihr gutaussehender Mann neben ihr lag und sie geborgen in seinen Armen, in denen er ihr ins Ohr flüsterte, wie sehr er sie liebe. Als sie am nächsten Morgen erwachte, erschien ihr die graue Realität irgendwie unwirklich.
    Doch sie fühlte sich heute viel besser. Austin würde für immer in ihrem Herzen wohnen, aber nun war sie frei, ihr eigenes Leben zu leben und ihre Interessen mit der gleichen Hartnäckigkeit zu vertreten, die ihr Mann an den Tag gelegt hatte. Das immerhin hatte sie von ihm gelernt. Man zauderte nicht, man wich nicht zurück, und niemals durfte man auf sein Recht zu herrschen verzichten. Mit dieser Haltung hatte sich Austin sein Imperium aufgebaut, allen Auseinandersetzungen mit den Aborigines, anderen Züchtern, Viehhütern und Scherern zum Trotz. Er hatte ausgeharrt und gesiegt.
    Traurig dachte sie, daß er sich vielleicht aus dem Leben gestohlen hatte, weil er wußte, daß der nächste Kampf zu hart und die Niederlage zu schwer zu ertragen sein würden. Ungeachtet ihrer Pläne war sich Charlotte bewußt, daß ihre Söhne schwierigen Zeiten entgegensahen, wenn sie Springfield zusammenhalten wollten, doch sie empfand kein Mitleid. Nicht, solange Rupe und Victor sie um ihren rechtmäßigen Anteil betrügen wollten.
    Sie zog sich an und packte gemächlich ihren Koffer. Es war noch früh, alle anderen schliefen noch, und so blieb ihr genügend Zeit, ihren Schlachtplan zu überdenken.
    In Brisbane würde sie umgehend Richter Walker aufsuchen und sich von ihm bezüglich der Anfechtung des Testaments beraten lassen. Und sie hatte ein weiteres As im Ärmel. Es würde nicht mehr allzu lange dauern, bis ihre Söhne das Land, das Austins Frau zugeteilt war, erwerben würden. Erstklassiges Land im Herzen von Springfield.
    Sie durfte nicht zögern. Das Land war auf ihren Namen eingetragen, und wenn ihre Söhne weiterhin stur blieben, könnte sie es einfach verkaufen, auch ohne ihre Erlaubnis. Ein Stück aus den besten Weiden herausschneiden, wodurch Springfield unwiderruflich aufgeteilt würde, während sie weiterhin unbeschränkten Zugang zum Haus hätte.
    Und sie wollte, daß Fern Brodericks Name gestrichen und durch Harrys ersetzt wurde. Auf diese Weise würde sie zahlreiche Pläne auf einen Schlag durchkreuzen.
    Sie setzte ihren Hut auf und befestigte ihn mit einer silbernen Nadel. »Ihr seid ja nur Kinder«, sagte sie zu ihren abwesenden Söhnen, »ich hingegen bin bei einem Fachmann in die Lehre gegangen. Versucht also nicht, euch mit mir anzulegen. Ich werde gewinnen oder euch zerstören!«
     
    Das Leben in dem verkleinerten Haushalt war so friedlich, daß Louisa im siebten Himmel schwebte. Victor und Rupe,

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