Sterne im Sand
Wünsche Rücksicht genommen. Wenn ihr den Besitz durch drei teilt und dies rechtlich absichert, dann sind alle Probleme gelöst.«
»Und was passiert, wenn Springfield in einzelne Abschnitte aufgeteilt wird?« wollte Victor wissen. »Das wird doch alles viel zu kompliziert.«
»Komm schon, Victor, du weißt ganz genau, daß weiterhin alles durch deine Hände läuft: die Ausweisung neuer Weiden, die Verwaltung, die Viehbestandskontrolle, die Geldgeschäfte. Ich sage lediglich, ihr sollt Mutter ein Drittel davon abtreten.«
»Das können wir uns nicht leisten.«
»Natürlich könnt ihr das. Sie bittet nicht um Bargeld, sondern um einen gleichrangigen Anteil am Besitz. Das ist doch nicht so schwer zu verstehen.«
Rupe, der etwas abseits am Fenster stand, ergriff nun wieder das Wort: »Wenn ich etwas dazu bemerken darf – jemand sollte Harry darüber aufklären, daß für uns lediglich Austins Testament bindend ist. Und ich für meinen Teil habe vor, die Bestimmungen buchstabengetreu zu befolgen.«
»Auch wenn du damit deine Mutter ausschließt?« fragte Harry knapp.
»Es ist ja nicht so, als hätte Austin sie völlig übergangen. Sie kann so lange im Haus leben, wie sie möchte. Er wußte, daß wir uns um sie kümmern würden. Vielleicht dachte er, eine Wiederheirat könne die Dinge erschweren, falls er ihr einen Anteil hinterließe. Austin wußte, was er tat, und hatte zumeist recht damit.«
Victor schien seiner Sache nicht mehr ganz sicher. »Wenn wir Mutter einen Anteil geben, könntest du ebenfalls einen einfordern, oder nicht, Harry?«
»Das werde ich nicht tun.«
»Paß auf, was du sagst, Harry Broderick«, warf seine Frau ein. »Du verzichtest nicht auf den Anteil an einer kleinen Bauernkate. Springfield ist nicht Tirrabee, wo du nur als Verwalter arbeitest. Victor weiß genau, daß es noch um jemand anderen geht …«
»Um wen denn, bitte schön?« fauchte Rupe, doch Connie schenkte ihm keine Beachtung.
»… da Louisa ihn bestimmt davon in Kenntnis gesetzt hat. Er tut jetzt nur so, als wüßte er von nichts, und dabei spekuliert er darauf, daß er das bessere Geschäft macht, wenn er Charlottes Forderung nachgibt und du gleichzeitig auf deine Ansprüche verzichtest.«
Während sie sprach, ging Harry durchs Zimmer und schenkte sich an der Anrichte einen Whisky ein. »Wovon sprichst du eigentlich? Bin ich denn der einzige hier, dem da was entgangen ist?«
Charlotte, die in der Tür stand, sagte: »Nein, mein Lieber, ich hatte zuvor auch nicht daran gedacht, aber Connie hat völlig recht. Wenn du nicht selbst um das Erbe eures Kindes, Austins zweitem Enkel, kämpfst, werden Connie und ich es für dich tun.«
Auf unsicheren Beinen schwankte sie durchs Zimmer. Victor kam ihr zu Hilfe und führte sie zurück zu ihrem Stuhl. »Soll ich dir einen Brandy bringen?«
»Ja, bitte, mit Wasser.«
Harry goß den Drink ein und gab Victor das Glas, der es seiner Mutter brachte. »Das ist alles zuviel für dich. Warum legst du dich nicht ein bißchen hin, und wir besprechen alles, wenn du dich erholt hast?«
Sie nahm einen Schluck Brandy. »Wir reden jetzt darüber. Ich verlange eine Entscheidung. Du und Rupe vertretet anscheinend die gleiche Meinung wie Austin, was ich euch nicht übelnehme. Schließlich hat er euch so erzogen. Ich habe mit eurem Vater nie über dieses Thema gesprochen, weil er sich Frauen gegenüber sehr herablassend verhielt. Bei meinen Söhnen werde ich dieses Benehmen aber keinesfalls dulden.«
Sie hielt inne. »Harry beginnt bereits, mich ein wenig zu verstehen, aber wie steht es mit euch? Ich verlange eine Antwort.«
»Mutter, dies ist nicht der geeignete Zeitpunkt, um über eine Dreiteilung des Besitzes zu sprechen«, sagte Victor. »Vierteilung«, berichtigte sie ihn.
»Wie auch immer, jedenfalls geht es um eine Teilung«, fuhr er fort, »während der Zwang zum freien Erwerb wie ein Damoklesschwert über unseren Köpfen hängt. Kannst du nicht warten, bis wir all das hinter uns haben?«
Natürlich, dachte sie, bis Fern Brodericks Name im Landministerium registriert ist, und zwar für einen Anteil, der ebensogroß ist wie meiner.
»Was meinst du dazu, Rupe?«
»Ich halte es für falsch und erbärmlich, den letzten Willen unseres Vaters derart zu mißachten. Er war im Vollbesitz seiner geistigen Kräfte und wußte, mit welchen Schwierigkeiten Victor und ich beim Schutz unseres Landes zu kämpfen haben würden. Es geht doch auch um dein Heim, Mutter.«
Charlotte nippte an
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