Sterne im Sand
ihrem Leben, sie paßte einfach nicht in diese Treibhausatmosphäre.
Ein paarmal hatte sie sich mit dem Anwalt getroffen, den Richter Walker empfohlen hatte, da sie die Angelegenheit so schnell wie möglich bereinigen wollte, hatte aber den Eindruck gewonnen, daß er ihr auswich, nachdem er ihr seine Meinung zu dem Fall dargelegt hatte.
Gestern hatte sie sich jedoch nicht wieder abwimmeln lassen und hatte so lange in seiner Kanzlei gewartet, bis er endlich frei war. Dabei ließ sie sich noch einmal seine Argumente gegen eine gerichtliche Anfechtung des Testaments durch den Kopf gehen.
Als er sie endlich in sein Büro bat, wirkte er ungeduldig. »Meinen Sie wirklich, es wäre ratsam, in dieser Angelegenheit vor Gericht zu gehen, Mrs. Broderick?«
»Ich bestehe darauf. Ich will, daß meine Söhne sehen, wie töricht sie sich verhalten. Sie werden es nicht zu einer Gerichtsverhandlung kommen lassen. Victor würde es nicht dulden, daß Familienangelegenheiten in aller Öffentlichkeit breitgetreten werden. Er wird nicht gegen mich kämpfen, Sir. Sobald er begreift, daß ich fest entschlossen bin, meinen Anspruch durchzusetzen, wird er nachgeben.«
»Mit anderen Worten, Sie bluffen?«
Charlotte schob eine Haarsträhne unter ihren Hut. »So könnte man es ausdrücken.«
»Leider wird das nicht funktionieren.«
»Wie kommen Sie darauf?«
»Ich habe hier Briefe des Anwalts aus Toowoomba. Darin erklärt er, daß seine Klienten selbstverständlich vor Gericht gehen werden, wenn Sie es darauf ankommen lassen.«
Charlotte war verblüfft. »Sie wollen vor Gericht gegen mich antreten?« flüsterte sie ungläubig.
»Es sieht leider ganz danach aus.«
Sie saß eine Weile schweigend da und umklammerte ihre Handtasche, bevor sie antwortete. »Gut, dann soll es so sein. Wie gesagt, ich bin davon überzeugt, daß mir ein Anteil an diesem Besitz zusteht, nicht nur von seiten meines Mannes, sondern auch meines Bruders, seines ursprünglichen Partners. Wir gehen vor Gericht.«
»Mrs. Broderick, dürfte ich Sie daran erinnern, daß ich mir unserer Erfolgschancen keineswegs sicher bin? Zudem kommt ein derartiger Rechtsstreit sehr teuer. Vielleicht sollten Sie es sich noch einmal überlegen.«
»Es gibt nichts mehr zu überlegen. Mir bleibt keine andere Wahl. Es tut mir wirklich sehr leid, ich hatte gehofft, es würde nicht soweit kommen.«
Der Anwalt vertiefte sich mit gesenktem Kopf in die Papiere auf seinem Schreibtisch, sein feiner, weißer Bart strich dabei über die Dokumente. Dann sah er Charlotte über den Rand seiner Brille hinweg an, wobei sich seine buschigen Augenbrauen hoben.
»Hier ist eine Mitteilung vom Anwalt Ihrer Söhne, auf die ich Sie aufmerksam machen muß, bevor wir weitere Schritte unternehmen. Mrs. Broderick, besitzen Sie ein eigenes Einkommen?«
»Nein, das ist doch wohl offensichtlich. Besäße ich ein verbrieftes Recht auf einen Anteil an diesem Besitz, hätte ich auch ein Einkommen, nicht wahr?«
»Und wer bezahlt Ihre Unterkunft im Park Private Hotel?«
Sie errötete tief. »Victor. Er zahlt mir Unterhalt.«
»Anscheinend ist Ihr Sohn Rupe aber nicht damit einverstanden. Er fordert die Einstellung dieser Zahlungen, falls Sie die Sache nicht zu den Akten legen. Außerdem muß ich Sie davon in Kenntnis setzen, daß die beiden Besitzer von Springfield keinesfalls die Absicht haben, Ihnen die für einen Prozeß erforderlichen Mittel zur Verfügung zu stellen.« Er räusperte sich und wich ihrem Blick aus. »Das war leider zu erwarten. Vom logischen Standpunkt her gesehen.«
Charlotte saß aufrecht auf ihrem Stuhl, sichtlich bemüht, angesichts dieser neuen Schläge keine Schwäche zu zeigen. Sie fragte sich, ob sie ihn um eine Stundung der Honorare bitten könnte, bis die Angelegenheit dem Gericht vorlag. Dann fiel ihr ein, daß sie im Falle einer Niederlage die Kosten selbst tragen müßte.
Er griff nach seiner Pfeife und legte sie wieder hin. »Die Begleichung meiner bisherigen Auslagen kann warten«, sagte er
freundlich, »dennoch sollten Sie sich die Sache noch einmal durch den Kopf gehen lassen und mir dann mitteilen …«
Charlotte mußte sich geschlagen geben, wehrte sich aber dagegen, daß dieser Bursche sie als Sozialfall betrachtete. »Wieviel Honorar steht Ihnen bisher zu?« fauchte sie und kramte nach ihrem Portemonnaie. »Ich bezahle Sie auf der Stelle!«
Er erhob sich. »Das ist nicht nötig, Mrs. Broderick. Ich weiß, daß ich Ihnen vertrauen kann. Es hat keine Eile. Das
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