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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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beste wird sein, mit Ihren beiden Söhnen zu einer gütlichen Einigung zu kommen, dann wird sich alles zum Guten wenden.«
    »Gönnerhafter Kerl«, murmelte sie, als sie auf die Queen Street hinaustrat, wo ihr der Sturm den Regen ins Gesicht peitschte. Sie war so aufgebracht, daß sie losstapfte, obwohl sie keinen Regenschirm bei sich trug. Die Krempe ihres Hutes flatterte wild im Wind, und ihr Kleid war schon bald völlig durchweicht.
    Fern Broderick sah von drinnen, wie ihre Schwägerin mit grimmiger Miene ihr Geschäft passierte. Vermutlich ärgerte sie sich, weil sie in das Unwetter geraten war. Die meisten Fußgänger suchten irgendwo Zuflucht vor dem Regen. Sie holte einen Schirm aus dem Ständer neben der Tür und lief hinaus, doch Charlotte war bereits um die nächste Ecke verschwunden.
    Fern sagte sich, daß sie Charlotte endlich einmal besuchen müßte. Sie hatte gehört, daß ihre Schwägerin zur Zeit im Park Private Hotel wohnte. Ihr war aber auch zu Ohren gekommen, daß sich die Brodericks angeblich wegen Austins Testament stritten. Sie war sehr neugierig zu erfahren, was es damit auf sich hatte. Normalerweise hätte sie Charlotte schon früher ihre Aufwartung gemacht, wußte aber, daß sie aus irgendeinem Grund ihren Unwillen erregt hatte. Schon bevor Austin starb, hatte sie sich zurückhaltend gezeigt, und die Antwort auf ihr Kondolenzschreiben hatte Louisa verfaßt. Auch hatte ihre Schwägerin sie mit keinem Wort wissen lassen, daß sie sich in der Stadt aufhielt.
    Ich weiß nicht, was in sie gefahren ist, dachte Fern und kehrte in ihr Büro zurück. Ich bin ihre einzige Verwandte in Brisbane, und sie ist bestimmt am Boden zerstört nach Austins Tod. Ich muß sie unbedingt besuchen, sonst heißt es noch, ich hätte sie bewußt ignoriert.
     
    Als Mrs. Broderick ins Foyer ihres Hotels stürmte und den tropfenden Hut ausschüttelte, eilte ihr der Portier entgegen.
    »Mein Gott, Madam, Sie sind ja völlig durchnäßt. Soll ich ein Mädchen mit Ihnen hinaufschicken?«
    »Nicht nötig. Ein bißchen Regen hat noch niemandem geschadet.« Als sie an ihm vorbei zur Treppe eilte, rief er hinter ihr her: »Mrs. Broderick, für Sie ist ein Brief angekommen.«
    Charlotte hielt inne. »Was soll denn das schon wieder?« fragte sie unwillig, wartete aber, bis er ihn brachte, und ging damit auf ihr Zimmer.
    Der Brief stammte von Harry. Sie ließ ihn auf dem Tisch liegen und zog sich zitternd die nassen Kleider aus. Es war fünf Uhr, also noch eine Stunde bis zum Abendessen, doch im Zimmer herrschte wegen des Unwetters bereits Dunkelheit. Charlotte zündete alle Lampen an und wünschte sich, sie könnte ihren Morgenrock anziehen und einfach auf ihrem Zimmer bleiben. Ihr war nicht danach, den vielen Leuten im Speisesaal zu begegnen, die immer so ein Getue um sie veranstalteten, daß es ihr schon lästig wurde. Vor allem auf die Witwen mit ihren zuckersüßen Ratschlägen konnte sie gut verzichten. Anscheinend war es ihr einfach nicht vergönnt, allein zu essen, obgleich sie es vorgezogen hätte.
    Allein essen? Da fiel ihr etwas ein. Eine der Frauen hatte einmal erwähnt, sie nehme ihr Essen auf dem Zimmer ein, wenn sie sich nicht wohl fühle. Charlotte beschloß, diesen Service ebenfalls in Anspruch zu nehmen.
    Sie läutete, und wenige Minuten später erschien ein Mädchen an ihrer Tür.
    »Mir geht es nicht allzu gut«, erklärte sie. »Könnten Sie mir das Essen bitte heraufbringen?«
    »Natürlich, Madam. Was möchten Sie haben? Heute abend gibt es Erbsen- oder Ochsenschwanzsuppe …«
    »Bringen Sie mir einfach irgend etwas, vielen Dank.«
    Dennoch, alte Gewohnheiten sitzen tief. Charlotte duldete es nicht, daß jemand sie unziemlich gekleidet beim Essen erblickte, selbst wenn es sich dabei nur um ein Zimmermädchen handelte. Sie steckte ihr Haar zu einem Knoten fest, zog ein strenges, schwarzes Kleid mit hohem Kragen an und nahm am Wohnzimmertisch Platz.
    Sie war neugierig, was Harry zu erzählen hatte. Er hatte seinen Anspruch auf Springfield zurückgezogen und bedauerte, daß diese Entscheidung bei Connie und ihrem Vater auf Unverständnis gestoßen war, doch er war sicher, sie würden schon darüber hinwegkommen.
    Es war eine flüchtige Laune meinerseits, Mutter, die aus den falschen Beweggründen erwuchs, eher aus Zorn auf meine Brüder als aufgrund reiflicher Überlegung. Mein Vater war geistig gesund und hatte guten Grund, böse auf mich zu sein. Daher muß ich seine Wünsche respektieren. Ich möchte ihm

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