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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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zog es vor, nicht unter ihre Hufe zu geraten. Sie schien sich für eine Art wiedergeborenen Austin Broderick zu halten, hart und kompromißlos. Doch das war sie nicht. Austin hatte schwer gearbeitet, Land gerodet und nicht nur die Schwarzen, sondern auch alle anderen abgewehrt, die seine großzügig bemessenen Grenzen mißachteten. Er hatte erkannt, daß die endlosen Weiden jenseits des Tales ohne kontrollierte Viehbestände und sinnvolle Wasservorräte in absehbarer Zeit ruiniert wären. Daher hatte er in umsichtiger Weise Wasserläufe umgeleitet und Brunnen angelegt. Viele Jahre lang hatte er die Tiere selbst zusammengetrieben und geschoren. Zugegeben, bei der billigen Pacht und den hohen Wollpreisen war das Geld nur so hereingeströmt, aber Austin hatte zeitlebens wirklich hart dafür gearbeitet. Auch Charlotte hatte unter Bedingungen gelebt, die der Familie inzwischen undenkbar erschienen: Hütten, Cottages, alles ohne fließendes Wasser, nur ein Dach über dem Kopf und eine Feldküche, in der sie für die Viehhüter das Essen bereiten mußte. Doch dies war jetzt nebensächlich.
    Sie hatte unrecht. Sie war kein Austin Broderick. Dieser hatte sich wild entschlossen durch rauhes, unberührtes Land gekämpft, um sein eigenes Reich zu begründen, und niemals hätte er auch nur einen Quadratzoll davon aufs Spiel gesetzt, wie sie es nun tat. Er hätte gewußt, daß sie alle dabei verlieren würden; er hätte nie eine Diskussion darüber geduldet, wem was gehören sollte. Nur Springfield zählte, sonst nichts. Er hatte Victor und Rupe dazu bestimmt, sein Werk fortzusetzen, da er sich auf sie verlassen konnte. Harry war dieser Aufgabe sicher nicht gewachsen. Mit der Zeit hätte er vermutlich alles auf seinen ältesten Sohn überschrieben, der das größere Verantwortungsbewußtsein an den Tag legte.
    Eigentlich waren sie alle immer nur an zweiter Stelle gekommen, hinter der Farm, sinnierte Rupe. Und nun wurde sein Lebenstraum von innen her bedroht. Das durfte nicht sein. Er selbst war wenigstens klug genug, sich schwach zu stellen und Charlotte damit auf seine Seite zu ziehen. Immerhin war es Louisa gewesen, die die Palastrevolution angeführt hatte; es wäre amüsant, ihr die Schuld an allem zu geben, wenn Victor auf sie hören sollte.
    »Ich muß sagen«, verkündete er, »Louisa hat recht … obwohl ich es nicht so plump ausdrücken würde. Da Mutter aufrichtig davon überzeugt ist, daß man sie ungerecht behandelt hat, müssen wir als Gentlemen wohl zurücktreten. Ich finde Familienstreitigkeiten furchtbar ordinär.« Er schenkte seiner Mutter ein gewinnendes Lächeln. »Wir sollten Mutter in den Kreis der Eigentümer aufnehmen und ihr ein Drittel geben.«
    »Was?« keuchte Victor fassungslos. »Du hast doch so darauf gepocht, daß Austins Wünsche respektiert werden. Er hat Springfield
uns
hinterlassen.«
    »Ja, aber ich begreife erst jetzt, wie sehr Mutter daran hängt.«
    »Ja, so sehr, daß sie damit droht, Teile der Farm an Fremde zu verhökern!« gab Victor erbost zurück.
    Rupe warf seiner Mutter einen verständnisvollen Blick zu. »Ich glaube nicht, daß es so weit gekommen wäre. Mutter hat nur aus ihrer Gekränktheit heraus so reagiert.«
    Charlotte sagte nichts. Victor schien vollauf damit beschäftigt, die Hausmädchen zu beobachten, die die Suppenteller abräumten und den nächsten Gang auftrugen. Sie stellten Schüsseln mit Gemüse auf den Tisch und legten allen den dick geschnittenen Schinken vor.
    Eines der Mädchen wandte sich an Charlotte, bevor es das Eßzimmer verließ. »Mrs. Broderick, die Köchin läßt sagen, daß es noch viel mehr Schinken gibt. Sie hat ihn im Ofen warmgestellt.«
    »Einen Moment«, warf Louisa ein, »die Senfsauce fehlt noch.«
    Doch Charlotte bedeutete dem Mädchen zu gehen. »Schon gut, ich habe Hannah gesagt, sie soll sich nicht mit der Sauce aufhalten. Wir haben ja die weiße, die zum Blumenkohl gehört. Wozu brauchen wir zweierlei Saucen?«
    Mit geschürzten Lippen saß Louisa stocksteif am Tisch.
    Ihr Mann schien die kurze Unterhaltung nicht registriert zu haben, denn er fuhr in seinem Gedankengang fort. »Gut, wenn du darauf bestehst, Mutter, und Rupe nun deiner Meinung ist, will ich euch nicht im Weg stehen. Ich lasse die Dokumente entsprechend aufsetzen.«
    Charlotte nickte erfreut. »Es bleibt ja alles in der Familie, Victor. Ich danke euch. Der Schinken sieht übrigens einfach köstlich aus. Würdest du ihn mir bitte schneiden, Rupe? Dieser Arm …«
    Probleme

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