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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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euch im übrigen etwas zu sagen.«
    Er erhob sich nicht, wandte sich einfach im Sitzen an Victor und Louisa. »Was geschehen ist, tut mir schrecklich leid. Für euch war es ein Alptraum, doch auch ich habe gelitten. Ich bitte nicht um Entschuldigung, sondern um Vergebung.«
    Persönlich wäre es ihm egal gewesen, wenn er nie wieder ein Wort mit ihnen gewechselt hätte, doch er mußte sich an Charlottes Anweisungen halten und brauchte außerdem Victors Unterstützung.
    »Könnt ihr mir verzeihen?« fragte er ernst.
    »In Ordnung«, nickte Victor. »Es war für uns alle eine schlimme Zeit.«
    Louisa standen die Tränen in den Augen. »Ja. Vorbei ist vorbei.«
    »Dem Herrn sei Dank«, sagte Charlotte. »Jetzt bin ich an der Reihe. Wir müssen die Eigentumsfrage klären. Gehört Springfield nun der Familie oder nur euch beiden?«
    Rupe stöhnte. So hatte er sich den Abend nicht vorgestellt.
    Er überließ seinem Bruder das Antworten.
    »Mutter, wie du weißt, sind wir nicht der Ansicht, daß man dich benachteiligt hat, wenn wir auch in der Frage des Unterhalts ein wenig übereilt gehandelt haben mögen. Du wirst ihn weiterhin bekommen. Die zwei Grundstücke, die du und Fern gekauft habt, müssen allerdings wieder zu Springfield gehören. Man hat mir gesagt, wir könnten eine Firma gründen, die alle großen Weiden nach dem freien Erwerb unter unserer Leitung zusammenfaßt. Das heißt, der Großteil des Besitzes bliebe intakt. Ich hatte an den Namen Springfield Pastoral Company gedacht, da in diesem Fall nur das Haus mit seiner unmittelbaren Umgebung noch als Springfield-Farm gelten darf. Verstehst du das?«
    »Ja, und ich halte es für einen hervorragenden Vorschlag. Doch wer wären die Direktoren dieser Firma?«
    »Rupe und ich.«
    »Also werden meine Rechte weiterhin mißachtet. Ihr wollt diese Grundstücke zurückhaben, wir haben für sie bezahlt. Auf welche Weise soll diese Rückgabe vonstatten gehen?«
    »Wir werden sie euch zum gleichen Preis abkaufen, ihr werdet also keinerlei Verlust haben.«
    Sie richtete sich in ihrem gepolsterten Ledersessel auf.
    »Dürfte ich dich daran erinnern, daß dies vom geschäftlichen Standpunkt aus sehr unklug von mir wäre? Einer muß daran verdienen, Victor. Und der Preis steigt mit jedem Tag, an dem ihr die Entscheidung hinausschiebt, an dem ihr mir meinen Anteil an diesem Besitz vorenthaltet. Bis ihr soweit seid, meine Position zu verstehen, werdet ihr euch das Land vielleicht gar nicht mehr leisten können.«
    Nun schaltete sich Louisa in das Gespräch ein. »Geht es dabei nur um dich, Charlotte, oder wird auch Harry seine Ansprüche geltend machen?«
    »Nein. Harry hat mir gegenüber angedeutet, daß er dies nicht vorhat.«
    Victor lehnte sich mit einem Seufzer vor, stützte die Ellbogen auf den Tisch und kratzte sich am Kopf. »Warum tust du uns das an, Mutter?«
    »Harry ist alt genug, um sich einzugestehen, daß er seinen Vater durch sein Verhalten dazu gebracht hat, ihn zu enterben. Mein Fall liegt anders. Mich hat man ungerecht behandelt. Mein Bruder war Austins Partner, als sie dieses Land erschlossen, und allen Versprechungen zum Trotz hat es mir nichts eingebracht. Bevor euer Vater starb, hat er großmütig dafür gesorgt, daß ich zu essen und ein Dach über dem Kopf habe, wie eines seiner verdammten Merinoschafe. Nun, das reicht mir nicht! Noch habe ich nicht einmal angefangen, euch das Leben schwerzumachen. Ihr solltet nicht vergessen, was das neue Gesetz vorschreibt: Wenn wir das Land verkaufen, muß es innerhalb von sechs Monaten vom neuen Besitzer besiedelt werden. Dann habt ihr Fremde im Tal!«
    Louisa war außer sich. »Victor, um Gottes willen! Ich habe diese Diskussionen so satt. Gebt ihr doch endlich einen Anteil.«
    Er sah sie verwirrt an. »Du scheinst zu vergessen, daß Austin diese Regelung im Testament getroffen hat, nicht ich. Wir haben uns daran zu halten.«
    Rupe unterbrach ihn. »Ich weiß ja nicht, wie es euch geht, aber ich verhungere fast. Könnten wir jetzt vielleicht essen, Mutter?«
    Sie läutete die kleine Silberglocke, und die beiden Hausmädchen, die auch als Serviererinnen fungierten, eilten geschäftig herein.
    Während die Suppe aufgetragen wurde und allgemeines Schweigen herrschte, versuchte Rupe die Situation für sich zu analysieren. Victors hartnäckige Defensivstrategie war Charlottes bitterer Entschlossenheit nicht gewachsen. Sie äußerte keine leeren Drohungen; sie würde ihren Weg gehen und sie notfalls alle niedertrampeln. Rupe

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