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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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beeinträchtigten Victors Appetit in keinster Weise. Er hatte schon die halbe Mahlzeit verschlungen, als er sagte:
    »Ich nehme an, daß wir dann eure Grundstücke zurückkaufen können?«
    Charlotte lag es fern, sich ihren Triumph anmerken zu lassen.
    »Ja«, erwiderte sie daher nur, ohne eine Miene zu verziehen.
    »Dann werden wir Ferns Grundstück umgehend zu einem höheren Preis anbieten. Wir brauchen dringend Geld. Außerdem ziehen wir die Grenzen enger, indem wir drei andere am Rande liegende Abschnitte verkaufen, damit sparen wir die Verwalter für die Nebenfarmen ein. Ist dir klar, weshalb das erforderlich ist?«
    »Ja, sehr vernünftig«, gab Charlotte zurück. »Dann sind wir also alle einer Meinung. Wie schön, daß wir die Sache so friedlich beilegen konnten. Möchte noch jemand Schinken?«
    Sie klingelte nach dem Mädchen, als die beiden Männer die Frage bejahten.
    Charlotte vergeudete keine Zeit. Noch am selben Abend wurde der Brief aufgesetzt, den Victor und Rupe unterzeichneten und an ihren Anwalt William Pottinger schickten. Alle waren guter Stimmung, bis auf Louisa.
    »Mach dir keine Sorgen wegen Charlotte«, versuchte Victor sie in ihrem Zimmer zu beschwichtigen, »sie ist nur jetzt am Anfang so voller Tatendrang. Wenn sie erst wieder mit der Gartenarbeit angefangen hat, läßt sie dich auch in Ruhe. Dann läuft alles wie gehabt.«
    »Ich weiß. Aber es war so schön, eine Weile nach unseren eigenen Vorstellungen leben zu können. Und erinnere mich bitte nicht daran, daß dies ihr Haus ist. Das hat sie mir schließlich klar und deutlich vor Augen geführt. Dir ist hoffentlich bewußt, daß sie mit dem Haus und dem Anteil mehr bekommen hat als wir anderen.«
    Victor war die Nörgeleien satt. »Sie ist Austins Witwe, und dies ist ihr Haus.«
    »Und wenn einige der Außenposten wegfallen, werden wir Rupe auch nicht los. Ich bin nicht mehr wütend auf ihn wegen Teddy, aber er hat sich überhaupt nicht verändert, ist boshaft wie eh und je. Er hat uns heute abend regelrecht vorgeführt. Er hätte uns ruhig sagen können, daß er vorhatte, sich zum Essen umzuziehen.«
    »Mach dir keine Sorgen wegen Rupe, ich glaube nicht, daß er noch lange hierbleibt.«
    »Wirklich? Dies ist die erste gute Neuigkeit an diesem Tag. Was hat er denn vor?«
    »Er will auf Reisen gehen. Nach Übersee.«
    »Seit wann weißt du davon?«
    »Wir haben uns heute morgen im Wollschuppen darüber unterhalten. Alles ist vorbereitet, die Scherer müßten eigentlich heute kommen. Ich schätze, die Schur wird dieses Jahr alle Rekorde brechen. Allerdings wird sich der Gewinn in Grenzen halten, weil wir Bargeld für den Erwerb der Ländereien beiseite legen müssen, aber der Verkauf der vier Grundstücke hilft uns dabei. Ich glaube, die Siedler zahlen irrsinnige Preise, um beim Run auf das Land dabeizusein.«
    »Und was ist mit Rupe?«
    »Nun, ihm steht ein Gewinnanteil zu, nur ein Drittel zwar, aber das geschieht ihm ganz recht. Schließlich hat er heute als erster vor Charlotte gebuckelt. Jedenfalls wird es reichen, damit er irgendwo in großem Stil leben kann.« Victor lachte.
    »Das mit Charlotte und dir tut mir leid, es läßt sich wohl nicht ändern, aber wenigstens kommt uns Rupe nicht mehr andauernd in die Quere.«
    »Oder macht schnippische Bemerkungen. Ich finde die Idee ausgezeichnet. Soll er doch für den Rest seines Lebens durch die Weltgeschichte gondeln.«
     
    Rupe war schon beim Packen, als Charlotte von seinen Plänen erfuhr. »Das wirst du nicht tun«, fauchte sie. »Jetzt ist Schur, die arbeitsreichste Zeit des Jahres, und du marschierst einfach davon und überläßt deinem Bruder die ganze Arbeit. Zieh dir was Altes an und mach dich nützlich.«
    »Mutter, du scheinst mich nicht zu verstehen. Da draußen ist alles geregelt. Victor und ich haben ein Abkommen getroffen, am Samstag reise ich ab.«
    »Dann bekommst du keinen Penny. Ich habe jahrelang mit angesehen, wie es mit Ada Crossleys Bruder gelaufen ist. Die Farm zahlt ihm Geld für nichts und wieder nichts. Das wird bei uns nicht passieren. Du wirst deinen Teil der Arbeit tun.« Rupe sah ungerührt seinen Kleiderschrank durch. »Adas Bruder war kein Eigentümer, er hat sich einfach auf Jocks Großzügigkeit verlassen. Meine Situation ist völlig anders. Ich werde einfach stiller Teilhaber im Geschäft.«
    »So etwas habe ich ja noch nie gehört.«
    »Dann hörst du es eben jetzt. Ich nehme an, du wirst ebenfalls deinen Gewinnanteil einstreichen, genau wie ich.

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