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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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Mutter, wir beide werden hier nicht gebraucht, das mußt du einsehen. Du bist zu alt, und ich passe einfach nicht hierher.«
    »Du warst schon immer groß im Nehmen, Rupe. Du magst es geschafft haben, Victor weichzuklopfen, aber bei mir wird dir das nicht gelingen.«
    Dennoch hatte seine Bemerkung sie zutiefst verunsichert. Waren sie wirklich der Meinung, sie sei zu alt, um sich nützlich zu machen? Auf dem Weg zum Wollschuppen dachte sie über ihre Tätigkeit nach. Sie half beim Kochen, empfing die Scherer und sorgte dafür, daß sie mit ihren Unterkünften zufrieden waren, bereitete die alljährliche Abschlußparty vor und hatte überhaupt immer viel zu tun. Sie band das Tuch fester um den Kopf und raffte ihre Röcke. Oh nein, so leicht würde sie sich nicht aufs Abstellgleis schieben lassen.
    Sie passierte die Pferche, wo Hunderte von Schafen für die Schur zusammengetrieben wurden, und sog den altvertrauten Geruch der ungeduldig drängelnden Tiere ein. Den Geruch von dicker Wolle, Schmutz und Staub. Sie ging an Männern vorbei, die die Dame des Hauses mit einem freundlichen Nicken begrüßten, an hechelnden Schäferhunden, die ihr einen raschen Blick zuwarfen und wieder ihrer Pflicht nachgingen; schließlich mußte sie lachen. Was für eine Närrin sie doch war. Rupe konnte ein schwarzes Schaf weißreden, pflegte Austin zu sagen. Beinahe wäre es ihm auch in ihrem Fall gelungen. Verdammt, sie lebte gern auf Springfield! Sie mochte den Gestank und Schweiß, die Geschäftigkeit in den Wollschuppen, und das war nur ein Teil davon. Die Farm war das ganze Jahr über voller Leben und Aufregung, der Wechsel der Jahreszeiten spannend, und sie würde das Ruder noch lange nicht aus der Hand geben. Frauen taten auf großen wie kleinen Farmen ihre Arbeit, ohne durch Verträge dazu verpflichtet zu sein, und hatten es nicht nötig, ihren Nutzen unter Beweis zu stellen.
    Sie beschloß, Victor jetzt lieber nicht zu stören. Es machte viel mehr Spaß, sich über das Geländer zu lehnen und den Schafen zuzusehen, die die Rampe hinaufdrängten. In der Ferne breiteten sich die Herden wie ein grauer Teppich über das Tal aus. Tausende von gesunden, wohlgenährten Schafen, die vor Beginn des Sommers ihre kostbare Wolle abgeben würden. Aus Gewohnheit sah sie voller Dankbarkeit zum Himmel auf. Schlechtes Wetter bedeutete Gefahr für die frisch geschorenen Tiere.
    An diesem Abend machte sie ihre Haltung jedoch deutlich. »Rupe kann gehen, wohin er will, aber wir werden ihm seinen Lebensunterhalt unter gar keinen Umständen finanzieren. Ist das klar, Victor?«
    »Ja, er hat es mir gesagt. Er droht damit, dir deinen Anteil wieder streitig zu machen.«
    Charlotte lächelte. »Ich dachte mir schon, daß er das bei dir versuchen würde. Er blufft nur. Rupe weiß ganz genau, bei wem etwas zu holen ist. Er wird es sich keinesfalls mit uns beiden verscherzen wollen.«
    Sie sollte recht behalten. Rupe beruhigte sich wieder, und Victor, der nun als Schlichter fungierte, überredete ihn, bis nach der Schur zu bleiben.
    »Wenn wieder etwas Ruhe eingekehrt ist, kannst du fahren. Laß Charlotte einfach ein bißchen Zeit, sich an den Gedanken zu gewöhnen.«
    Louisa zeigte sich wenig beeindruckt. »Sie wird ihn nicht gehen lassen. Jetzt haben wir ihn endgültig am Hals.«
     
    Zur selben Zeit hatte Theo Logan ein Kind namens Bobbo am Hals. Er hatte Wochen gebraucht, den geschwächten kleinen Kerl wieder aufzupäppeln. Jeden Tag erhielt er ein wenig mehr zu essen, bis sich sein Magen wieder an die Nahrung gewöhnt hatte. Dennoch war sein Körper auf einmal mit Blasen bedeckt, und Logan hatte einen Arzt rufen müssen. Theo kannte sich mit Blasen aus, aber nicht in dieser Menge. Vielleicht waren es ja die gefürchteten Windpocken; in diesem Fall hätten seine Passagiere samt und sonders die Flucht ergriffen.
    Der Arzt schien jedoch nicht weiter besorgt. Er öffnete einige der Blasen, was bei einem schreienden, um sich schlagenden Kind keine leichte Aufgabe war, legte Verbände an, damit sich der Junge nicht kratzte, und bettete ihn wieder auf das improvisierte Lager in Theos Vorratsraum. Er gab Anweisung, die Breiumschläge wirken zu lassen.
    Obwohl Theo am ganzen Fluß verbreitet hatte, daß er ein verirrtes schwarzes Kind auf seinem Schiff gefunden habe, meldete sich niemand, um es zu beanspruchen oder zu identifizieren. Schlimmer noch, der Junge hatte inzwischen Zutrauen zu ihm gefaßt.
    »Wie ein verdammter Hund«, knurrte er, als Barney einmal

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