Sterne im Sand
dein Lieblingsnachtisch, Erdbeeren mit Sahne.«
Austin starrte sie an. »Ist das alles?«
»Ja, mein Lieber. Sprechen wir nicht mehr davon.«
Er hatte sich mit ihrer platonischen Beziehung nie abfinden können und machte ihr wie zum Ausgleich ausgefallene Geschenke, die sie mit Freude annahm. Doch an der Situation hatte sich nie etwas geändert. Nun tröstete er sich mit dem Gedanken an Fern über sein derzeitiges Unglück hinweg und hoffte, sie werde ihren leidenden Schwager wenigstens besuchen kommen, wie es sich gehörte. Seit Justins Tod war sie nicht mehr auf Springfield gewesen. Sie könnte bei ihm sitzen, ihn trösten, mit lustigen Geschichten über ihre Kundschaft unterhalten.
Austin war ein Optimist, der immer das Licht am Ende des Tunnels sah. Und der Gedanke an Fern lenkte ihn von dem Brief des Bankdirektors ab, den er keineswegs vergessen hatte.
Desgleichen galt für Victor und Rupe. Die entscheidenden Landkarten waren inzwischen säuberlich aufgerollt und in Victors Büro verstaut worden.
»Sobald Tennant weg ist, breiten wir sie in der Bibliothek aus«, sagte Victor. »Der Tisch dort ist größer. Und wir können die Tür abschließen, wenn Besucher kommen. Eine Menge Entscheidungen steht an, bevor wir einen Vermesser kommen lassen können.«
»Ich habe Harry ein Telegramm geschickt. Er kann uns ruhig ein wenig helfen.«
Victor griff sich mit der Hand an den Kopf. »Ich wünschte, das hättest du nicht getan!«
»Was soll das denn schon wieder heißen? Du hast es mir doch selbst aufgetragen, und Charlotte wollte es auch.«
»Aber da kannten wir den Brief von der Bank noch nicht. Mathews schrieb, daß die Verabschiedung unmittelbar bevorstehe … Es könnte noch eine Chance geben, daß die Gesetzesvorlage abgeschmettert wird. Wir brauchen jede Stimme. Wenn Harry die Abstimmung verpaßt …«
Rupe verzog das Gesicht. »… und wir mit einer Stimme Differenz verlieren …«
»Dann ist unser Leben keinen Pfifferling mehr wert. Austin bringt uns um.«
»Ich bin schon unterwegs!« rief Rupe.
»Wohin willst du?«
»Ich schicke einen Viehhüter nach Cobbside. Er soll Harry in Austins Namen telegrafieren und ihn anweisen, in Brisbane zu bleiben.«
»Hör zu, wenn du wiederkommst, gehen wir zum Essen, als sei nichts geschehen. Tennant braucht nichts von der Sache zu erfahren.«
»Ich hoffe, du hast Charlotte vorgewarnt.«
»Ja, sie hat sehr gut reagiert. Als der Arzt fragte, was den Anfall ausgelöst haben könnte, hielt sie dicht. Was nicht heißen soll, daß sie das Ausmaß des Ganzen erfaßt hätte …«
Doch Rupe war bereits verschwunden.
Victor zündete sich einen Stumpen an. Austins Krankheit bot ihnen eine Entschuldigung, um Besucher fürs erste fernzuhalten. Ihm war durchaus bewußt, daß Investoren aus Cobbside und größeren Städten wie Toowoomba und Brisbane bereits in den Startlöchern standen, um sich ehemaliges Pachtland unter den Nagel zu reißen, das die Squatter nicht länger halten konnten. Männer wie Tennant, der gerade im Salon mit den Frauen zusammensaß. Oder Ladenbesitzer, die auf die Squatter schlecht zu sprechen waren, weil diese ihre kleinen, teuren Geschäfte mieden und lieber in den Lagerhäusern der Städte en gros einkauften. Ganz zu schweigen von Verwaltern großer Farmen, die ihre Chance nutzen wollten, um sich mit kleineren Weiden selbständig zu machen.
»Nicht zu vergessen all die anderen!« grollte er. »Alle wollen sie ein Stück vom Kuchen. Wir brauchen einfach mehr Grenzreiter.«
Die Unterhaltung bei Tisch drehte sich um Austin. Jeder gab sich angestrengt fröhlich, um Charlotte nicht zu beunruhigen. Sie hatten darauf bestehen müssen, daß sie zum Essen herunterkam.
»In ein paar Tagen sind Harry und Connie da«, sagte sie.
»Austin wird sich freuen. Für den armen Harry wird es ein furchtbarer Schock sein.«
»Er wird es überleben«, sagte Rupe unbeeindruckt und nickte Victor vielsagend zu. Auftrag ausgeführt.
Die Suppe wurde aufgetragen, doch schien es Probleme mit dem Hauptgang zu geben. Charlotte wollte schon in der Küche nachsehen, als das Geschrei losbrach.
»Oh, mein Gott«, schrie sie, »Austin muß etwas zugestoßen sein!«
Sie sprang von ihrem Stuhl auf und rannte aus dem Zimmer.
»Ich gehe ihr besser nach«, sagte Tennant und ließ seine Serviette fallen, doch in diesem Moment stürmte Hannah, die Köchin, ins Speisezimmer. »Wo ist Mrs. Broderick?«
»Sie sieht nach Dad«, antwortete Victor, der nun ebenfalls
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