Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
Vom Netzwerk:
geantwortet.
    War das eine Warnung gewesen? Gab es etwas, das sie ihrer Tochter nicht offen sagen wollte?
    »Verdammt!« rief Connie aus, »ich hätte darauf bestehen sollen, daß er mich über die Höhe seiner Schulden informiert!«
    Doch wozu sollte das gut sein? Es würde sie höchstens noch mehr aufregen. Was hieß eigentlich pleite? Besaßen sie überhaupt kein Geld mehr? Die Angst schnürte ihr die Kehle zu. Sie hatte einmal ein Ehepaar gekannt, das sein Haus verkauft hatte, in einem Ort auf dem Land untergetaucht und damit völlig aus der guten Gesellschaft verschwunden war, weil die beiden ihr ganzes Geld verloren hatten. Connie fürchtete, es könnte ihr ebenso ergehen.
    »So weit darf es nicht kommen«, sprach sie mit Nachdruck zu sich selbst. »Ich werde meine Eltern nicht um Geld anbetteln. In diesem Fall wäre es wohl das beste, ihn zu verlassen und ganz zu ihnen zurückzukehren.« Diese Lösung erschien ihr die vernünftigste. Nicht selten verließen Mädchen ihre Männer und kehrten aus Gründen, die man geflissentlich unerwähnt ließ, in ihr Elternhaus zurück. Man ging gewöhnlich davon aus, daß der Ehemann ein übler Charakter war. Je länger Connie über diesen Ausweg nachdachte, desto annehmbarer erschien er ihr. Es kam nur auf den richtigen Zeitpunkt an. Falls Harry am Rande des Ruins stand, würde sie als seine Frau jedenfalls nicht seelenruhig dasitzen und auf den Gerichtsvollzieher warten. Diese Demütigung wäre einfach zu groß. Sie würde ihre Koffer packen und verschwinden, bevor es zu spät war.
    Harry war durch pure Dummheit in diese Klemme geraten. Die offensichtliche und wohl einzige Lösung bestand für ihn darin, sich auf Gedeih und Verderb seinem Vater auszuliefern. Wie konnte er da diesen Lobbyisten überhaupt Gehör schenken? Doch das war typisch für Harry: Er bevorzugte kurzfristige Lösungen, mit denen er regelmäßig scheiterte – so schloß er beispielsweise immer höhere Wetten ab, um seine Verluste auszugleichen, nur um noch mehr dabei zu verlieren.
    Wenn er nicht an Austin schreiben wollte, würde Connie es eben tun. Es war völlig unnötig, ihren Schwiegervater durch die Erwähnung dieser verfluchten Abstimmung noch weiter gegen sich aufzubringen.
    Andererseits – warum eigentlich nicht? Erst jetzt wurde ihr richtig bewußt, was die Angebote dieser sogenannten Freunde bedeuteten. Austin würde es recht geschehen, wenn er Harry durch seinen Geiz in die Arme der Opposition triebe. Indem er sich weigerte, Harry finanziell unter die Arme zu greifen, ließ er seinem Sohn keine andere Wahl.
    Victor hatte in einem Brief von Austins Fortschritten berichtet. Er litt noch unter Lähmungserscheinungen, doch seine geistigen Fähigkeiten waren durch den Schlaganfall nicht beeinträchtigt worden. Also würde er Harrys Lage begreifen können.
    Plötzlich klopfte es an der Haustür. Connie fuhr zusammen und überlegte fieberhaft, ob Gerichtsvollzieher wohl auch abends arbeiteten. Oder pochte da ein Gläubiger auf sofortige Zahlung? Sie spielte mit dem Gedanken, sich zu verstecken, doch dann vernahm sie eine vertraute Stimme. »Hallo? Jemand zu Hause?«
    Es war Sam Ritter.
    Eilig zog sie sich die Schuhe an, sammelte die Zeitschriften ein und warf einen Blick auf die kläglichen Überreste ihres kargen Mahls. Dann strich sie sich das Kleid glatt, richtete vor dem Spiegel noch schnell ihr Haar und lief hinaus, wobei sie die Salontür hinter sich schloß.
    »Sam, was für eine nette Überraschung. Komm herein«, sagte sie und führte ihn ins Musikzimmer.
    Er lehnte sich lässig gegen den Flügel. »Connie, du siehst wirklich wundervoll aus. Du wirst von Tag zu Tag hübscher.
    Wo steckt denn der gute Harry?«
    »Er mußte noch einmal ins Parlament zu einer Besprechung.«
    Sie sah ihn kurz blinzeln. »Besprechung? Ja, natürlich. Der Fluch unseres Lebens.« Da wußte sie, daß Harry gelogen hatte. Aber wo sollte er sonst hingegangen sein?
    Sam machte keinerlei Anstalten zu gehen, und Connie, die seine Gesellschaft genoß, bot ihm einen Sherry an. »Gute Idee. Ich bin auf dem Weg zu einem Essen in Newstead House. Tödlich langweilige Angelegenheit zu Ehren eines alten Knaben von der Royal Historical Society. Ich habe es also nicht sonderlich eilig.«
    Während sie die Drinks einschenkte, spielte er gekonnt einen Lauf auf den Tasten. »Ich liebe diesen Flügel. Ich selbst besitze ja auch nur ein Klavier.«
    Connie lachte. Sam Ritter war allgemein als reicher Mann bekannt, der von seinem

Weitere Kostenlose Bücher