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Sterne im Sand

Sterne im Sand

Titel: Sterne im Sand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Patricia Shaw
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glänzten; in jedem Zimmer standen prächtige Mahagoni-Möbel, deren Strenge durch deckenhohe Spitzenvorhänge gemildert wurde. Gegenüber dem offiziellen Salon lag das Musikzimmer, in dem ein Flügel thronte, und das Speisezimmer wartete mit einem Tisch auf, an dem zwölf Personen Platz fanden.
    Mit letzterem war Connie ganz und gar nicht zufrieden. Sie hatte dieses Haus selbst eingerichtet und sich dabei genau an Bilder aus einem Londoner Journal gehalten, doch das Speisezimmer erwies sich als eine Enttäuschung. Harry war ein bedeutender Mann. Als seine Frau mußte sie ihre gesellschaftliche Position wahren, und für wirklich extravagante Dinnerpartys reichte der Raum einfach nicht aus. Irgendwann würde sie ein größeres Haus mit einem passenderen Eßtisch besitzen. Sie hatten so viele wichtige Freunde, daß man sich bei Einladungen kaum auf zehn Gäste beschränken konnte.
    Zu ihrer Enttäuschung kam Harry an diesem Tag allein nach Hause. Donnerstags brachte er gewöhnlich nach der letzten Sitzung einige Freunde mit, und sie sprachen und scherzten bei einem Drink über die Woche im Parlament. Es war eine fröhliche Gesellschaft, und besonders Sam Ritter sah nicht nur unglaublich gut aus, sondern flirtete auch auf Teufel komm raus mit ihr. Connie vergötterte ihn; er gab ihr stets das Gefühl, sie sei etwas Besonderes. Vergangene Woche hatte er sie zu ihrem neuen Kleid, einem Traum aus weich fließendem rosa Organza mit üppigen Volants, beglückwünscht. Aus diesem Grund hatte sie es auch heute angezogen. Sie zupfte vor dem Spiegel ihre dunklen Locken zurecht und ging ihrem Mann entgegen. Vielleicht kam ja doch noch jemand nach.
    Harry zog das Jackett aus, warf es auf einen der Tische und ließ sich in einen Verandasessel fallen, um die Schuhe auszuziehen.
    »Oh, Harry«, rief Connie entsetzt, »du bist hier nicht im Busch. Zieh dich bitte drinnen aus.«
    »Ich ziehe mich aus, wo es mir paßt«, gab er zurück, schleuderte die Schuhe von sich, zog die Krawatte aus und knöpfte den steifen Kragen ab.
    Eilig hob sie die Kleidungsstücke auf. »Du kannst nicht in Hemdsärmeln hier sitzen. Ich hole deinen Hausrock.«
    »Es ist verdammt noch mal zu heiß dafür. Bring mir lieber einen Whisky und kaltes Wasser.«
    »Du könntest auch ›bitte‹ sagen. Kommt sonst noch jemand?«
    »Nein, ich muß gleich wieder zurück. Komiteebesprechung.«
    »Das geht nicht. Wir essen heute abend bei den Pattersons.«
    »Sie haben abgesagt. Anscheinend ist Mrs. Patterson krank geworden.«
    »Vielen Dank, daß ich es auch noch erfahre. Ich habe der Köchin für heute abend freigegeben.«
    Er seufzte. »Der Whisky, Connie. Schaffst du wenigstens den ohne ihre Hilfe?«
    Sie brachte das vorbereitete Tablett mit den Drinks heraus und stellte es vorsichtig auf dem Tisch ab. »Bedien dich. Ich nehme ein Glas Weißwein, wenn es nicht zuviel verlangt ist.«
    Nachdem er ihr das Weinglas gereicht hatte, machte Connie es sich in ihrem Lieblingssessel gemütlich und sah ihn schmollend an.
    Er kippte den Whisky hinunter, goß sich nach und kam endlich auf das zu sprechen, was ihm Kummer machte. »Ich stehe vor einer schweren Entscheidung.«
    »Worum geht es?«
    »Um die Landgesetze. Demnächst steht eine weitere Abstimmung an.«
    »Ach, die alte Sache. Gibt es denn kein anderes Thema?«
    »Ich werde diesmal gedrängt, dafür zu stimmen. Die Idee ist eigentlich gar nicht so schlecht, aber Austin wird einen Tobsuchtsanfall bekommen.«
    »Mußt du denn immer tun, was er von dir verlangt? Es ist dein Sitz im Parlament, nicht seiner.«
    »Es betrifft auch Springfield. Ich kann es ihm schwerlich erklären; er würde es nicht verstehen, und zum gegenwärtigen Zeitpunkt kommen solche Gespräche ohnehin nicht in Frage.«
    »Würde es ihn sehr wütend machen, wenn du nach deinem eigenen Willen abstimmtest, ohne es ihm zu sagen?«
    Harry starrte in sein Glas. »Wütend ist gar kein Ausdruck. Er würde mich vermutlich enterben.«
    »Guter Gott! So wichtig kann das doch nicht sein.«
    »Ist es aber.«
    »Dann vergiß die Sache. Hast du bisher nicht gegen diese Vorlagen gestimmt?«
    »Ja, aber da waren die Umstände anders gelagert. Diesmal sollte ich wirklich dafür stimmen.«
    Connie war schockiert. »Harry, du bist verrückt. Du mußt wieder mit Nein stimmen.«
    »Hast du nicht eben noch verlangt, ich solle nicht immer nach seiner Pfeife tanzen? Du änderst deine aber Meinung schnell.«
    »Ich weiß ja nicht, worum es in diesen Vorlagen genau geht, aber

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