Sterne im Sand
in das dicke Sandwich und wartete, bis das Wasser kochte.
»Eine Tasse Tee?«
Sie konnte sich nicht überwinden, ja zu sagen, und sah sehnsüchtig zu, wie er sich eine starke Tasse Tee aufbrühte und damit an den Tisch zurückkehrte.
»Ich brauche Geld«, fuhr sie ihn an.
»Alles zu seiner Zeit.«
»Wo warst du? Ich dachte, du seist nach Springfield geritten.«
Er ignorierte ihre Frage, was sie nur noch mehr aufbrachte. »Was hast du mir zu sagen?« fauchte sie.
»Das gleiche könnte ich dich fragen. Ich dachte, dein Liebhaber würde sich um dich kümmern. Ihm fehlt es doch nicht am nötigen Kleingeld.«
Connie sah sich plötzlich in die Defensive gedrängt. »Du hättest im Parlament sein müssen. Du hast deine Partei im Stich gelassen. Wahrscheinlich werfen sie dich hinaus.«
»Das ist nicht nötig. Ich trete von selbst zurück.«
»Wie bitte? Niemand tritt aus dem Parlament zurück.«
»Dann bin ich eben der erste. Und nun erzähle mir von Sam Ritter.«
»Was soll schon mit ihm sein? Ich habe ihn seitdem nicht mehr gesehen.« Sie verschwieg jedoch, daß sie bei ihm gewesen war und aus dem Mund eines Dienstmädchens erfahren mußte, daß er und seine Mutter für niemanden zu sprechen seien. Noch so eine Ratte, dachte sie. Er und Harry waren richtig gemeine Ratten.
»Wie lange hat die große Liebe denn gedauert?«
Connie sprang auf. »Es hat sie nie gegeben. Ich will nicht darüber sprechen. Laß mich in Ruhe.«
Er nickte. »Es überrascht mich nicht, daß du nicht darüber reden willst. Außerdem gibt es Wichtigeres zu besprechen.«
Er sprach lange und wies alle ihre Einwände strikt zurück. Seine Entscheidung war gefallen.
»Das wär’s. Ich ziehe mich aus dem Parlament zurück, verkaufe das Haus hier und die eleganten Möbel, das sollte zumindest für die Tilgung eines Teils meiner Schulden reichen. Dann suche ich mir eine Stelle, wo ich endlich auch etwas Geld verdienen kann.«
»Wo werden wir denn wohnen?«
»Ich habe gute Verbindungen, im Busch, meine ich. Es dürfte für mich kein Problem sein, eine Stelle als Verwalter auf einer der Schaffarmen zu bekommen …«
»Ein solches Leben will ich nicht führen. Ich will nicht als Frau des Verwalters einer gottverlassenen Farm im Outback enden …«
»Dann eben nicht. Du kannst tun, was du willst. Entweder gehst du mit, oder du bleibst hier. Ich habe das Stadtleben satt. Ich will leben, wo ich hingehöre – im Busch.«
»Und wohin soll ich gehen?«
»Das mußt du selbst entscheiden. Und jetzt werde ich duschen und mich rasieren. Ich muß mit einer Menge von Leuten sprechen, allen voran dem Premierminister.«
»Dein Vater hat aber auch noch ein Wörtchen mitzureden!«
Harry lächelte. »Das glaube ich kaum.«
Austin gab sich nach außen hin zornig, um seinen Kummer zu verbergen. Charlotte war fest davon überzeugt, Harry müsse einen Nervenzusammenbruch erlitten haben, doch für Austin sprach der ruhige Tonfall seines Briefes dagegen. Was hätte diesen Zusammenbruch denn auch auslösen sollen? Seine eigene Verschwendungssucht und die Schande, die er über den Namen Broderick gebracht hatte? Dieser Kerl war ein Drückeberger, der seiner Partei, seinem Wahlkreis und nicht zuletzt seiner Familie in den Rücken gefallen war.
»Er sorgt sich sehr um dich«, wandte Charlotte ein. »Er hofft, daß du dich nicht allzusehr über seine Entscheidung aufregst, und kommt her, sobald das Haus verkauft ist.«
»Nein, das wird er nicht!« Austin blieb eisern. Er befahl Victor, Harry schriftlich mitzuteilen, daß er sich von Springfield fernhalten solle. Er sei dort nicht willkommen.
»Aber er kommt Weihnachten immer nach Hause. Er hat das Recht, angehört zu werden.«
»Ich habe ihn angehört! Ich habe seinen verdammten Brief gelesen.«
Schließlich war es Rupe, der den von Austin gewünschten Brief aufsetzte. Sein Vater wußte, daß auch Charlotte an ihren Sohn geschrieben hatte, doch das interessierte ihn nicht weiter. Harry war und blieb von Springfield verbannt.
Harry selbst war angesichts dieses Briefes kaum überrascht. Etwas anderes hatte er von seinem Vater auch gar nicht erwartet. Immerhin erholte er sich laut Charlotte gut von seinem Schlaganfall. Sie bat Harry, Austins Haltung nicht allzu ernst zu nehmen. »Er wird darüber hinwegkommen«, hatte sie geschrieben. Harry hingegen bezweifelte das.
Seine Mutter hatte sich dafür entschuldigt, daß sie ihm finanziell nicht unter die Arme greifen könne, da sie kein eigenes Geld
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